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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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zum Haus auf dem Hügel erreichte, war es mir gelungen, hochzuschalten und das Tempo zu beschleunigen. Noch immer fiel Mondlicht durch das Laub der Bäume, aber das Wetter hatte umzuschlagen begonnen. Als ich eingeschlafen war, war der Himmel klar gewesen. Jetzt trieben dunkle Wolkenfetzen wie trockene Blätter darüber hinweg.
    Als ich vor dem dunklen Haus anhielt, flammte ein Blitz am Horizont auf. Einen Moment später ertönte Donnergrollen. Trotz des aufkommenden Windes war die Luft schal und stickig. Die Blätter der Eichen zitterten wie nervöse Hände, ihre Unterseiten blitzten silbrig auf. Mein Großvater hatte einmal zu mir gesagt, dass ein Sturm aufziehen würde, wenn die Blätter ihre Rücken zeigten.
    Ich stand in dem hohen, taufeuchten Gras und versuchte den Mut aufzubringen, die dunklen Räume allein zu betreten. Wie zur Antwort auf meine Gedanken schob sich der Mond hinter einer Wolke hervor, tauchte mich in sein fahles Licht und riss mich aus meiner Erstarrung.
    Nachdem ich ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, stapfte ich durch das Gras auf die Eingangstür zu. Der Riemen einer meiner Sandalen blieb an irgendetwas hängen und riss. Ich streifte beide Schuhe ab, dann starrte ich
meine nackten Füße an. Endlich fasste ich mir ein Herz, öffnete die Tür und trat zögernd ein paar Schritte in den dahinterliegenden Raum.
    Nach dem Kostümball hatte jemand die Fensterläden geschlossen und die Vorhänge zugezogen. Ich tastete mich vorsichtig an der Wand zu meiner Linken entlang, bis sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Allmählich konnte ich die Umrisse der Möbel und die dunklen Rechtecke der Türen ausmachen. Ich hütete mich, in die Ecken zu spähen. Wenn ich das tat, würde ich unweigerlich im Schatten Dinge sehen, die ich nicht sehen wollte, daran bestand für mich kein Zweifel.
    Auf diese Weise gelangte ich bis zum Vorraum des Ballsaals. Meine Hand schloss sich um den Türknauf und verharrte dort einen Moment lang. Halb und halb hatte ich damit gerechnet, Musik zu hören, doch im Haus herrschte Totenstille. Unter Aufbietung all meiner Willenskraft löste ich mich aus der lähmenden Benommenheit, die von mir Besitz ergriffen hatte, und drehte den Knauf.
    Schwaches Mondlicht fiel durch die Glastüren und über den Marmorboden. Das Klavier hob sich dunkel von der Wand ab, und ich schlug einen möglichst großen Bogen darum.
    Der Rosengarten lag still und verlassen unter dem wolkenverhangenen Himmel da, nur das Gras bewegte sich gelegentlich, wenn ein Windstoß hindurchfuhr, und streifte leise raschelnd die Überreste der zerbrochenen Steinbank und den Springbrunnen. Ich ging an beidem vorbei auf die efeubewachsene Tür in der Mauer zu. Auch sie war nicht verschlossen.
    Ich schob die Efeuranken zur Seite und trat in den dahinterliegenden runden Garten hinaus. Bis auf den steinernen Flötisten war er leer. Am Eingang zu dem Irrgarten blieb ich stehen und versuchte, mich an den systematischen Aufbau
des Labyrinths zu erinnern, den Alexander mir erklärt hatte. Jener sonnige Nachmittag schien eher Jahre als Wochen zurückzuliegen. Mir war klar, dass es, wenn mir etwas zustoßen sollte, Tage dauern konnte, bevor jemand auf die Idee kam, hier nach mir zu sehen. Ich wusste auch, dass ich nur aus einer Eingebung heraus hier nach Alexander und Tascha suchte. Doch am Ende war meine Angst um sie stärker als die um meine eigene Sicherheit.
    Ehe ich das Labyrinth betrat, füllte ich meine Taschen mit den Blütenblättern der verwelkenden Rosen. Alle paar Schritte ließ ich eines fallen. Ein beklemmendes Gefühl von Klaustrophobie überkam mich, als ich der ersten Biegung zwischen den hohen Hecken folgte. Ich hielt den Blick fest auf den Pfad vor mir gerichtet und konzentrierte mich darauf, eine Spur von Blütenblättern hinter mir zurückzulassen. Dabei zählte ich mit, wie oft ich abgebogen war, und gelangte schließlich zu der Stelle, wo die erste Statue stehen sollte. Als ich um die Ecke bog, wäre ich fast gegen eine solide Mauer aus Zweigen geprallt.
    Einen Moment lang konnte ich sie nur mit leerem Blick anstarren, dann fuhr ich herum, um dem mit Rosenblättern bestreuten Weg zurück zum Haus zu folgen, der mich hergeführt hatte, und sah gerade noch, wie die letzten bleichen Gebilde von einer Windbö davongewirbelt wurden. Dieser Anblick war zu viel für meine überreizten Nerven. Blindlings rannte ich den fortwehenden Blättern nach, als hinge mein Leben davon ab, sie wieder einzufangen -

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