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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Erschöpfung mutlos. »Ich schaffe es nie«, sagte er leise. »Ich stehe vor einem Berg und habe nicht die Kraft, ihn zu erklettern, um hinabzublicken in das andere Tal, in dem vielleicht das Ziel liegt! Vielleicht, Jacqueline. Es kann sein, daß nach dem Tal noch weitere, höhere Berge kommen! Aber irgendwo muß das Ziel doch liegen!«
    Sie küßte seine Augen und streichelte seine Wangen. Ihre Stimme war voll Zärtlichkeit. »Komm mit nach Frankreich«, sagte sie leise.
    »Die Forschung abbrechen?«
    »Ja. Wir werden in Nîmes leben, eine große Praxis haben und vergessen, daß wir einmal so ehrgeizig waren, einem Virus den Kampf anzusagen. Das Leben liegt vor uns – warum wegen eines Mißerfolges verzweifeln? Ich liebe dich, Paul – ist das nicht mehr wert als diese schreckliche Wüste?«
    Dr. Handrick nickte und hielt ihre Hand fest. »Du hast recht, Jacqueline. Aber ich wäre ein Feigling, wenn ich jetzt aufgäbe.«
    »Keiner würde es dir übelnehmen! Und für mich bist du immer der große Arzt. Mein großer, lieber Junge.« Sie küßte ihn wieder und lehnte den Kopf gegen seine Schulter. »Wir könnten so glücklich sein ohne dieses verdammte Afrika.«
    Dr. Handrick nickte. »Wir werden es auch, Jacqueline. Aber erst müssen wir den Berg übersteigen.«
    Sie umfaßte seinen Kopf. »Komm, laß uns nach Frankreich zurückgehen«, sagte sie eindringlich. Ihr Atem flog, in ihren Augen lag Angst vor dem Morgen. »Laß uns allein, ganz allein für uns glücklich sein. Sage in Deutschland, daß du das Klima hier nicht verträgst, daß du nicht mehr arbeiten könntest und dich selbständig machst, daß du frei sein willst, frei für mich.«
    »Ich möchte es so gern, Jacqueline.« Er schluckte. »Ich hasse dieses Afrika.«
    Die Deutsche, dachte sie. Er denkt nur an die Deutsche und küßt mich! Nur darum haßt er das Land, weil es diese Hilde Sievert verschlungen hat. Sie schloß die Augen und zwang sich, an nichts anderes mehr zu denken als an seine Hände, die sie umfaßt hielten. »Dann komm mit, Paul«, flüsterte sie.
    Er sah an ihren Locken vorbei in die Nacht. In der Ferne lagen im Mondlicht die kahlen Gebirgsketten von Aflou.
    »Ich will es versuchen«, sagte er leise. »Ich werde morgen nach Hamburg schreiben und darum bitten, mich von dem Auftrag zu entbinden. Ich kann nicht mehr, Jacqueline. Ich sehne mich nach Ruhe.«
    »Wir werden sehr glücklich sein.«
    »Sehr, Jacqueline.«
    »Wann willst du schreiben?« fragte sie.
    »Morgen oder übermorgen.« Er zögerte. »Ich will nur noch eine Versuchsreihe zu Ende führen.«
    Sie lachte gequält. »Du kannst es nicht lassen«, sagte sie. »Ich werde dir dabei helfen, damit es schneller geht und wir eher fortkommen aus diesem Land.«
    Am Rande der Oase heulten die Schakale. Vom Sattelplatz der Karawanserei tönten noch die Rufe der Händler, die gerade angekommen waren und ihre Tiere abluden. Aus der Kaserne klang Gesang.
    »Ich friere«, sagte Jacqueline und zog zitternd die Schultern zusammen.
    Dr. Handrick umfaßte sie und führte sie von der Terrasse fort ins Haus.
    Am Nachmittag hatte Chefarzt Dr. van Behl die dienstfreien Ärzte zu einer kleinen Jagd im Atlas eingeladen. Auch Dr. Handrick war dabei; er hatte das Labor abgeschlossen, nachdem der junge Araber erschöpft auf sein Zimmer geschwankt war.
    Mit drei großen Dodges fuhren sie in das Gebirge und verteilten sich nach einem Plan van Behls über zahlreiche Schluchten. Mitgenommene Berber und Sanitäter sollten die Tiere mit Geschrei und Stockschlägen auf das Gestein vor sich hertreiben, in die Schluchten hinein, auf deren Hängen die Schützen saßen und das Wild wie auf einem Schießscheibenstand abschießen konnten.
    Bevor sich die Ärzte mit ihren Büchsenträgern verteilten, versammelte sie Dr. van Behl noch einmal um sich. »Sie dürfen alles schießen, meine Herren«, sagte er laut. »Sogar Affen, obwohl man es nicht gerne sieht. Aber nur eines dürfen Sie nicht schießen: Löwen! Ob wir hier welche haben, weiß ich nicht; aber es soll im Atlas nur noch zweihundert Löwen geben, die unter Naturschutz stehen! Sollte wirklich ein Löwe, und sei er noch so schön, an Ihnen vorbeikommen, so verhalten sie sich bitte still und lassen Sie ihn ziehen – der Löwe ist eines der wenigen letzten Dinge, die von der romantischen Größe Nordafrikas zeugen. Ich glaube, wir verstehen uns, meine Herren.«
    Die Ärzte nickten und verteilten sich in den Schluchten. Dr. van Behl und Dr. Handrick bezogen einen

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