Die Strasse ohne Ende
gemeinsamen Platz in einem kleinen, dicht mit Agaven und wilden Oliven bewachsenen engen Hohlweg, setzten sich auf einen Geröllhaufen auf halber Höhe und beobachteten die Aufstellung der Treiber, die ein riesenhafter Araber anführte.
Dr. van Behl hob die Hand, nachdem er auf die Uhr geblickt hatte und annehmen konnte, daß jeder Jäger seinen Platz erreicht hatte. Mit grellem Geschrei liefen die Treiber los und hieben mit langen Stöcken auf die Felsen.
Über den Weg auf dem Grund der Schlucht rannte ein langgestreckter Körper. Dr. van Behl lachte und zeigte mit dem Lauf seines Gewehres darauf. »Ein Stachelschwein. Na ja, warten wir ruhig auf die Gazellen und Karakals. Ich sage Ihnen, bester Kollege: So ein Wüstenluchs ist eine gute Jagdbeute. Aber wenn wir ganz großes Glück haben, treffen wir auf einen Leoparden! Das wäre ein Festtag.«
Über die Agaven rannte eine Schar mähnenloser Affen. Ihre nackten, glatten Gesichter mit den großen Augen waren vor Angst verzerrt. Sie schwangen sich von Strauch zu Strauch und schrien in erbärmlicher Furcht.
»Magots«, sagte Dr. van Behl leise. »Nette Affen. Aber ein Affe am Spieß – nee, mein Lieber. Das sieht aus wie ein kleiner gebratener Mensch! Es ist schrecklich. Nur starke und abgebrühte Nerven können davon essen. Ich kann's nicht! Und dort, sehen Sie, Handrick, dort auf der Höhe, in den Oliven, da steht ein Prachtexemplar von einem Pavian! Wenn der runterkommt, drauf gehalten! Ich lasse Ihnen den ersten Schuß.«
Sie saßen, ohne sich zu rühren, auf dem Steinhaufen hinter den schützenden, breiten, stacheligen Blättern der Agaven.
Der Pavian blieb auf der Höhe; er äugte zu den Treibern hinab und hatte die Hände auf seine Knie gelegt. So hockte er bewegungslos und schaute zu.
In einigen Nachbartälern bellten die ersten Schüsse auf. Ein Karakal jagte vorbei, noch ehe Dr. Handrick und Dr. van Behl das Gewehr hochreißen konnten. Dafür begann im Nebental eine verschwenderische Schießerei. Ein Araber erschien atemlos auf der Höhe und brüllte herab: »Ein Leopard!« Dann verschwand er wieder, und das Schießen griff auf die anderen Schluchten über, vermischt mit dem grellen Geschrei der Treiber. Der Leopard flüchtete und rannte von Gewehr zu Gewehr, ohne getroffen zu werden.
Als sich der Lärm entfernte, stieg der Pavian tiefer. Er sah sich nach allen Seiten um und hüpfte dann den Hang hinab, schwang sich von Strauch zu Strauch und hockte sich sofort nieder, als in der Nebenschlucht ein Schuß aufbellte und unten auf dem Weg ein Schakal heulend vorbeirannte.
»Nicht schießen«, sagte Dr. van Behl leise. »Schakale und Hyänen sind unsere Müllabfuhr. Aber dieser Pavian da, das ist ein guter Brocken.«
Dr. Handrick hatte sein Gewehr in Anschlag genommen. Deutlich sah er den Pavian auf der Linie von Kimme und Korn. Aber er wartete noch und zog den Lauf mit, je weiter der Affe hinabstieg. Plötzlich trat er aus einem Olivenbusch und stand deckungslos auf einem Felsvorsprung.
»Los!« raunte Dr. van Behl, und der Schuß zerriß die Stille des Tales. Der Affe machte einen hohen Luftsprung und griff mit beiden Händen an die Brust. Dann rannte er heulend davon und kletterte auf eine hohe Zeder, die auf dem Grund der Schlucht wuchs. Dort, auf einem dicken Ast, hockte er sich hin und starrte hinüber, woher der Schuß gekommen war. Dabei wimmerte er wie ein Kind, preßte beide Hände an sich, und Dr. Handrick sah, wie das Blut unter ihnen hervorlief. Entsetzt wandte er sich ab. »Ich kann das nicht sehen!« sagte er erschüttert. »Hätte ich das gewußt, ich würde nie geschossen haben.«
Der Pavian begann zu schwanken. Er umklammerte mit der rechten Hand einen Zweig und hielt sich fest. Dabei schrie er in einem fort und hob die Augen in den glutenden Himmel, als könne ihm von dort jemand helfen.
»Scheußlich«, sagte Dr. van Behl laut. Dann riß er sein Gewehr hoch und schoß.
Das Schreien erstarb. Noch einmal blickte der Pavian in den Himmel, groß, fragend, in den Augen ein maßloses Nichtverstehen, dann fiel er wie ein Stein von der Zeder und schlug auf dem Felsboden auf.
Seine Augen brachen.
So starb Bobo, der Treue.
Langsam stiegen die beiden Ärzte in das Tal und gingen zu dem Pavian. Dann blieben sie verblüfft stehen und sahen sich an.
»Ein zahmer Affe, der ausgebrochen ist! Das werden wir gleich haben.« Dr. van Behl bückte sich und schraubte die kleine Metallhülse auf, die Bobo am Halsband unter dem Kinn trug.
Dr.
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