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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu sich empor. »Laß uns zusammen zurückfahren, Hilde, nach Berlin oder nach Hamburg, wo ich lebe. Wir haben dort eine Heimat. Und wir werden glücklich sein. In Afrika rennst du einem Schatten nach.«
    »Und wenn er doch noch lebt?« Schluchzen schüttelte ihren Körper. Dr. Handrick erhob sich, warf die Decke von sich und trat an die Reling. Mit zitternden Fingern zündete er sich eine Zigarette an und warf das Streichholz in die hochspritzenden Wellen. »Dann werden wir ihn suchen. Das ist selbstverständlich.«
    »›Wir‹ hast du gesagt, Paul?« Mit großen Augen starrte Hilde seinen Rücken an, der sich schwarz gegen den mondhellen Himmel abhob.
    Er nickte. »Ja. Ich werde ihn mitsuchen. Ich lasse dich nicht allein in die Wüste gehen.«
    »Und deine Arbeit in Algier, in den Oasen? Man wird in Hamburg auf dich warten.«
    Dr. Handrick drehte sich um. Er stand Hilde gegenüber, und in seinem Gesicht war der Entschluß lesbar wie auf einer schwarzen Tafel. »Ich werde nach Hamburg schreiben. Ich will versuchen, die Suche mit der Erforschung von Wüstenkrankheiten zu verbinden. Und wenn man es nicht einsieht in Hamburg, dann werde ich mich beurlauben lassen.«
    »Paul! Das darfst du nicht!«
    Er nickte, und gegen dieses Nicken gab es kein Wort, das stärker war. »Ich fahre das dritte Mal nach Algerien. Ich kenne die Gefahren der Sahara. Ich lasse dich einfach nicht allein!« Er ergriff ihre Hände und zog sie an sich.
    Nahe standen sie sich gegenüber.
    »Laß uns davon nicht reden, solange wir auf dem Schiff sind«, sagte er plötzlich.
    Sie schüttelte den Kopf und legte ihn an seine Schulter. »Was soll ich sagen, Paul?«
    »Daß der Mond scheint …«
    »Nein.«
    »Daß das Meer rauscht …«
    »Nein.«
    »Daß die Wolken ziehen …«
    »Nein.« Sie tastete nach seiner Hand. »Daß ich dich liebe.«
    Wie ein riesiges Haus durchbrach die ›Esmera‹ den Atlantik. Ihre Fenster erleuchteten die Nacht.
    Auf der Brücke stand Mario Bretazzi und gähnte.
    Er fuhr die Strecke schon das siebenundfünfzigste Mal.
    Es war langweilig.
    Am gleichen Tag peitschte Amar Ben Belkacem die Wächter Dr. Sieverts aus. Wimmernd lagen sie im Sand, die Hände über den Köpfen, und ertrugen die Schläge der mit einem Stahldraht durchflochtenen schweren Kamelpeitsche.
    Rennkamele mit bewaffneten Arabern durchstreiften die Sahara.
    In den kleinen Wüstenoasen schrie der Muezzin vom Minarett der Moschee nicht mehr die Gebete und das Lob Allahs über die in der Sonne kochenden, niedrigen, ineinander geschachtelten Lehmhütten, sondern jammerte die Nachricht über die Palmen.
    Nach einer Stunde trug man die Wächter blutend in die Zelte. Amar Ben Belkacems Gesicht war bleich wie der Sand, in dem er stand. Er legte die Hände auf die Brust und schloß die Augen.
    Babaâdour Mohammed Ben Ramdan schrie in seinem Zelt und ballte die Fäuste in ohnmächtiger Wut.
    In der Nacht, in der Amar Ben Belkacem ausritt, um in Oued Babar Leutnant Grandtours zu töten, war Dr. Sievert mit einem Rennkamel geflohen …

Zweiter Teil
    Algier.
    Eine Riesenstadt, weiß in Terrassen einen roten Felsen emporgebaut; in einer weißen Bucht glänzt das tiefblaue Mittelmeer, wiegen sich die hohen Palmen und klettern die Olivenhaine an den Hängen empor. Wolkenkratzer und hochstöckige weiße lange Wohnbauten beherrschen die Europäerstadt. Der Boulevard de la République ist die Lebensader der Stadt, hier liegen die Banken, die Verkehrsbüros, die großen Hotels Aletti und Oasis, die Préfecture und die Häuser der Handelsfirmen, denn hinter der Mauer der hochliegenden Straße beginnt der Hafen, einer der größten Häfen des Mittelmeers, blendend weiß in der grellen Sonne, umspült von Fluten, in die man die Hand taucht, um zu sehen, ob es wirklich Wasser und keine königsblaue Tinte ist.
    Den Berg hinauf aber, gleich hinter den breiten und engen Geschäftsstraßen, klettert die Kasbah, die uralte Eingeborenenstadt, die Stadt Algier, wie sie vor dreihundert Jahren bestand, als noch die Türken von ihrer Bergfestung über das Mittelmeer blickten und mit ihren Bronzekanonen den Hafen beherrschten. Eng sind hier die Gassen, überdacht, Höhlengänge, durch die nur ab und zu von einer Kreuzung Licht fällt. Unrat liegt in Haufen herum, man gleitet auf den Abfällen aus, der gestampfte oder steinige Boden ist glitschig und überzogen von einer fauligen Nässe. In fleckigen Djellabahs huschen hier die Araber und Berber durch die Gänge, die Frauen in ihren

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