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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich noch nicht machen können vor lauter Laborarbeit!«
    »Also eine entzückende Kollegin. Darf ich Sie zu einer eiskalten Orange einladen?«
    »Sie dürfen.«
    Sie gingen zu der kleinen Bar am Swimming-pool und ließen sich einen Eisflip mischen. Der Mixer sah ihnen nach, als sie zu den Liegestühlen gingen und sich niederließen.
    Dr. Handrick lächelte vor sich hin. Ein Raubtier, dachte er. Ein süßes Biest.
    »Woran denken Sie, Doktor?« unterbrach ihre helle, singende Stimme seine Gedanken.
    »An Afrika. Und an Sie, Madame. Sie werden die Strapazen kaum aushalten.«
    »Ich bin zäh«, stellte sie fest.
    Das glaube ich, dachte er vergnügt. Laut sagte er: »Wir werden sechzig Grad in der Sonne haben! Und wir werden die Wüste nicht scheuen dürfen, sondern müssen mitten durch sie hindurch. Algier wird – das ahne ich jetzt schon – nur eine Zwischenstation sein.«
    »Ich habe keine Angst in Ihrer Nähe«, sagte sie diplomatisch. Dabei nippte sie an dem Flip und leckte die Feuchtigkeit mit ihrer kleinen, schnellen Zunge von den Lippen.
    Wie eine Schlange, durchfuhr es ihn. Wie anders, wie brav ist dagegen diese Hilde Sievert, wie deutsch!
    Er ertappte sich dabei, Vergleiche anzustellen. Ärgerlich biß er sich auf die Lippen. »Wie lange sind Sie Serologin?«
    »Drei Jahre. Ich wurde es, weil ein Freund es auch war. Der Freund ist dann bald gegangen, aber ich bin es geblieben. Ich wollte eigentlich Kinderärztin werden – ich liebe Kinder sehr.« Ihre Augen waren dunkel, als sie das sagte. Sie schaute Dr. Handrick an, und ein sinnlicher Ton schwang in ihrer Stimme. »Ich bin ganz froh, dem Pariser Klima entronnen zu sein und mit Ihnen durch die Wüste zu ziehen. Ich liebe die Freiheit! Die Freiheit des Lebens und die Freiheit der Persönlichkeit!« Sie stellte den Flip auf den kleinen Korbtisch, und legte die Arme unter ihren Nacken. Ihre Brust spannte sich unter dem engen Oberteil des Seidenkleides.
    »Man erwartet Sie in Algier, Madame?«
    »Ja. Aber nennen Sie mich ruhig Jacqueline, ich bin Ihnen doch jetzt unterstellt! Sie sind mein Chef! Ich gehorche Ihnen bedingungslos.« Sie sagte den Satz ziemlich betont und fügte ein Lachen daran.
    Dr. Handrick zwang sich, intensiv an Hilde zu denken. Ein Zauber ging von der Französin aus, der rätselhaft und mächtig war. Um Abstand zu gewinnen, erhob er sich plötzlich.
    Erstaunt sah sie zu ihm empor. Ihre dunklen Augen waren groß und glänzend. »Was haben Sie, Doktor?«
    »Ich habe vergessen, an einem Bericht zu arbeiten. Jeden Tag muß ich eine Art Tagebuch führen, das später ausgewertet wird. Sie verzeihen, wenn ich mich zurückziehe. Wir sehen uns gegen Abend im Speiseraum.«
    Jacqueline nickte. »Schreiben Sie etwas Nettes von mir«, rief sie ihm nach. Ihr Lachen perlte über das Deck.
    Ein Biest, dachte er, als er zur Kajüte ging. Sie wird die einzige Gefahr sein, die mir in der Wüste begegnet.
    Er suchte Hilde Sievert auf dem Zwischendeck; die anderen Mädchen hatten sie nicht gesehen. Auch im Speisesaal, im Spielzimmer, in ihrer Kajüte und im Schreibzimmer war sie nicht. Da ging er unlustig in seine Kabine und setzte sich an den Klappschreibtisch. Er zwang sich, seine Gedanken zu ordnen, sie von der schönen Jacqueline fortzuführen zu seiner Arbeit, aber es gelang nur halb, und so schloß er seine Kladde schon nach kurzer Zeit und stieg wieder auf das Zwischendeck, um Hilde weiter zu suchen. Er mied die Nähe des Sonnendecks, um nicht wieder Jacqueline zu begegnen.
    Unter der Kommandobrücke, an der Reling stehend und ins Meer schauend, traf er sie endlich. Er legte den Arm um ihre Schulter.
    Sie zuckte leicht zusammen. »Sie?«
    »Warum sind Sie weggelaufen?«
    »Sie waren sehr beschäftigt, Herr Doktor.«
    »Eine Kollegin. Sie stieg in Lissabon zu und soll mich im Auftrag des serologischen Instituts in Paris begleiten. Das ist alles. Wir haben uns erst einmal miteinander bekannt gemacht.«
    »Sie ist sehr hübsch!« Hilde sah auf das Meer hinaus. »Man scheint Ihnen die beste Kraft der Klinik mitgegeben zu haben.«
    »Sie glauben mir nicht, Hilde? Ich schwöre Ihnen, ich kenne Jacqueline Dumêle erst seit einer Stunde! Außerdem ist sie mir zu gewollt hübsch – ich liebe so etwas nicht! Ich schätze die wirkliche, von innen heraus kommende Schönheit des Menschen.« Er drückte leicht ihre Schulter und war glücklich, daß sie ihm nicht auswich. »Kommen Sie«, sagte er, und die plötzliche Zärtlichkeit seiner Stimme trieb ihr die Röte in

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