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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wußte, daß Omar auch die deutsche Sprache beherrschte, sagte er es deutlich und laut. »Und viel Erfolg unter diesem netten Manager.«
    Omar verbeugte sich leicht, Hilde winkte ihm lächelnd zu. Sein Herz krampfte sich zusammen, als er sie so im Schwarm der anderen Mädchen weggehen sah, mit einem Araber, dessen Glattheit und Kaltblütigkeit ihn erschauern ließen.
    Er stand am Ausgang des Hafens, als der kleine Bus mit den dreizehn Mädchen an ihm vorbeifuhr, und winkte ihnen zu, bis sie um eine Ecke des Boulevard de la République seinen Blicken entschwanden.
    Einen Augenblick stand er unschlüssig neben seinen Koffern, als wüßte er nicht, wohin er sich wenden sollte. Dann winkte er ein Taxi heran. Der arabische Chauffeur bremste mit lautem Quietschen.
    »Institut de la Santé«, sagte Dr. Handrick und stieg rasch in den breiten Wagen.
    »Très bien.« Der Fahrer tippte mit dem Finger an den Rand seines Fezes. Dann fuhr er an und raste über die breite Uferstraße, vorbei an den Luxusbauten, die grellweiß in der Sonne flimmerten.
    Dr. Handrick saß unruhig auf den dicken Schaumgummipolstern. Er mußte an Hilde denken – der Blick des feisten Arabers ging ihm nicht aus dem Sinn. In welchem Lokal sollten die Mädchen auftreten? Warum stand in den Verträgen nichts über Gage, Spielorte und andere Verpflichtungen? Warum weigerte sich der Araber, Auskunft über das Hotel zu geben, in dem die Mädchen wohnen würden?
    Er beugte sich vor und blickte dem Fahrer über die Schulter. »Kennen Sie einen Araber Omar?« fragte er.
    »Omar?« Der Fahrer lachte. »In Algier gibt es zweihunderttausend Omars!«
    »Er ist Theateragent. Leiter einer Tanzgruppe für die algerischen Bars und Varietés.«
    »Omar? Völlig unbekannt. Wie heißt er denn weiter?«
    »Das weiß ich eben nicht.«
    Der Fahrer zuckte mit den Schultern und schaltete in den nächsten Gang, weil er in eine der ansteigenden Straßen einbog, die sich den Berg hinaufschrauben, wo unter Palmen und riesigen Libanon-Zedern die Villen der reichen Europäer und Araber liegen.
    Vorbei an der langen Mauer des Residentenpalastes ging die Fahrt, das große Hotel St. George grüßte mit seinen Ölbäumen herüber, dann senkte sich die Straße wieder und bog nach links ab.
    »Wenn Sie den Nachnamen nicht wissen, werden Sie den Mann in Algier nie finden«, sagte der Fahrer nach einer Weile, als habe er so lange nach der Antwort gesucht.
    Dr. Handrick lehnte sich zurück und wischte sich über die Stirn. »Ich glaube, da geschieht eine große Schweinerei«, sagte er leise.
    Sie fuhren jetzt auf der oberen Straße. Algier lag vor ihnen, die weiße Stadt baute sich unter seinen Füßen den Berg hinauf. Es war, als kletterten die Häuser an den Felsen empor, als würden sie von den tiefer gelegenen emporgeschoben. Weit dehnte sich davor das Meer, blau wie der Himmel darüber.
    »Halten Sie bitte.« Dr. Handrick beugte sich vor.
    »Fahren Sie bitte zur Polizei«, sagte er plötzlich.
    »Zur Polizei, Monsieur? Wegen dieses Omars?«
    »Ja.«
    Der Fahrer zuckte wieder mit den Schultern. »Das ist sinnlos, Monsieur.«
    »Wenn auch. Fahren Sie.«
    »Bien.«
    Der Wagen wendete und fuhr den Weg zurück, hinunter in die Stadt. Eine unbeschreibliche Sorge hatte Dr. Handrick ergriffen. Wenn Hilde nicht telefonieren kann? Wenn man es ihr verbietet oder sie daran hindert? Dann werde ich sie nie wieder sehen, dann wird sie in diesem riesigen Land verschwinden wie ihr Bruder, und keiner wird sie retten können. Ich hätte sie nicht gehen lassen sollen, ich hätte sie einfach mitnehmen sollen und diesem dicken Araber in das fette Gesicht schlagen müssen! »Fahren Sie doch schneller!« schrie er plötzlich den Fahrer an.
    Der Araber zuckte zusammen und trat auf das Gaspedal. Laut brummend schoß der Wagen vorwärts und raste durch die Straßen. Aufkreischend hielt er vor der Polizeistation.
    Dr. Handrick war blaß, als er das große Gebäude betrat.
    Das Hôtel des Pyramides ist kein Hotel ersten Ranges. Auch kein Haus zweiter oder dritter Klasse. Das Hôtel des Pyramides ist ein Drecknest am Rande des Kasbah.
    Es hat keine Zimmer, sondern enge Löcher, in denen die Tapeten in Streifen von den Wänden hängen. Die Fenster dieser Höhlen blicken in einen Innenhof, auf dem eine offene Kloake fürchterlich stinkt und ein Abfallhaufen Schwärme von Schmeißfliegen anzieht.
    Das Restaurant, in dem schmutzige runde Tische ohne Decken stehen und Stühle, deren Sitze vielfach durchgebrochen sind,

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