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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zigarren zu und schnitt sich selbst eine ab. »Fahren Sie morgen mit dem Wüstenbus der SATAG nach Bou Saâda. Sie werden allerhand zu sehen bekommen.«
    Dr. Handrick hatte sich erhoben und war an das Fenster getreten. Sein Blick ging über die hohen Palmen des Gartens hinaus zu den Tausenden von Lichtern, die den Berg hinaufkletterten und in einem weiten Bogen um das Meer zogen. »Werden Sie mich vermissen, wenn ich länger bleibe als eine Woche?« fragte er.
    Dr. Bernard schaute ruckartig auf. In seinen Augen lag Verwunderung. »Was haben Sie vor, Herr Kollege?«
    »Ich möchte weiter als bis Bou Saâda.«
    »Hinein in die Sahara?«
    »Ja.«
    Dr. Bernard schüttelte den Kopf. »Denken Sie noch immer an das Mädchen, Doktor? Glauben Sie wirklich, daß man sie von Algier weg in eine Oase geschleppt hat?«
    »Ich habe versprochen, ihr zu helfen«, sagte Dr. Handrick. Er drehte sich zu Dr. Bernard herum und kam langsam näher. »Sie hat mich um diese Hilfe gebeten. Sie haben ihren Notschrei selbst gelesen. Und ich liebe dieses Mädchen.«
    Dr. Bernard sah auf seine Hände. Er spielte mit einem großen Onyxring und suchte sichtlich nach Worten, die ermahnend klingen sollten. »Sie kennen das Mädchen – na, sagen wir: sechs Tage. Glauben Sie, daß es sich da lohnt, Ihr Leben aufs Spiel zu setzen? Sie sagen, Sie lieben das Mädchen – sind Sie sich darüber vollkommen im klaren?«
    »Ja, Herr Kollege.«
    Dr. Bernard trat an Dr. Handrick heran und drückte ihn in einen Sessel. Er hielt ihm wieder die Kiste Zigarren hin. »Rauchen Sie erst einmal eine. Und einen Kognak müssen Sie auch noch kippen. Ich bin ein alter Mann, vielleicht sehe ich vieles mit den Augen der Abgeklärtheit und hätte in Ihrem Alter ebenso gehandelt. Um es rund heraus zu sagen«, er sah dem Rauch seiner Zigarre nach, der träge an die Decke zog und dort von dem Ventilator auseinandergerissen wurde, »ich habe nichts dagegen, daß Sie in die Wüste ziehen. Sie müssen Ihre Aufgabe am besten überblicken können. Nur hätte ich eine Bitte, die sich mit Ihrem Auftrag aus Hamburg vereinbaren läßt und auch Ihre Anwesenheit in der Sahara motiviert: Erforschen Sie in den abgelegenen Oasen die Amöbenruhr.«
    Er ging an seinen Schreibtisch und warf ein dickes Aktenstück auf den Tisch vor Dr. Handrick. »Hier, lesen Sie sich das einmal durch! Berichte der Militärärzte aus den Gebieten von Wadi Draa bis Bilma. In einem Jahr viertausenddreihundertachtzig Ruhrerkrankungen, davon viertausendeinhundertachtundsiebzig tödlich! Das sind fast siebenundneunzig Prozent! Ein Virus steht uns in der Wüste gegenüber, das wir nicht in die Hand bekommen! Eine Ruhr, die parallel mit einer Blutzersetzung geht! Eine verteufelte Krankheit!« Er lehnte sich mit dem Rücken gegen das große Fenster und stäubte die Asche seiner Zigarre vorsichtig in einen alten Blumentopf. »Die Symptome der Krankheit: erst leichte Übelkeit, dann Erbrechen, dann Schüttelfrost, schließlich ein rabiater, nicht einzudämmender Durchfall, durchsetzt mit Darmblut. Am Ende Erschlaffung aller Muskeln und Sehnen, Zersetzung des Blutes und Exitus durch Herzschwäche. Grund: trinken von abgestandenem, zum Teil auch versandetem Wasser! Wir haben alles versucht – Wasserstellen analysiert, das Blut von Gestorbenen in die Labors der Universitätsklinik von Paris geschickt. Der Befund: Virus X, nicht auflösbar in den bekannten Seren! Es ist eine ekelhafte Sache. Und dabei immer das Gleiche: Die Araber und Berber, Ouled Nails, Tuaregs und Tibbus, weigern sich, auch bei schlimmster Ruhr sich von einem weißen Arzt behandeln zu lassen. Sie haben ihre eigenen Hakims, die versuchen, mit pulverisierten Insekten und anderen Viechern der Krankheit Herr zu werden. Das ist natürlich Blödsinn!« Er schüttelte den Kopf, als könnte er selbst nicht begreifen, was er sagte. »Allein im vergangenen Monat wurden im Gebiet El Golea vierhundertneunundsechzig Neuerkrankungen festgestellt. Man hat die Kranken, soweit man sie fassen konnte, in Isolierstationen gesammelt, wo sie qualvoll starben. Man weiß nicht einmal, ob die Krankheit von Mensch zu Mensch ansteckend ist oder sich nur durch den Genuß von Wasser oder verseuchten Lebensmitteln überträgt.«
    Dr. Handrick blätterte in dem dicken Aktenstück und sah sich interessiert die Fotografien der Kranken und Gestorbenen an. »Und man hat keinerlei Gegenmittel?«
    »Nein.« Dr. Bernard sagte es mit einem sauren Gesicht. Er schämte sich, es dem deutschen Arzt

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