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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu gestehen. »Auch Ihre deutschen Mittel von Bayer, Behring und Nordmark helfen nicht«, fügte er zur eigenen Beruhigung hinzu. »Alles versagt! Dabei ist es eine ordinäre Ruhr, die wir längst als überwunden betrachteten. Nur dieses Virus ist es, das uns in Verzweiflung bringt.«
    »Und was unternimmt man dagegen?«
    »Kaum etwas! Was denn auch?« Dr. Bernard tat ein wenig beleidigt. »Sie können fragen, Herr Kollege! Wir greifen sogar zu den alten Mitteln zurück, zu den guten Hausmitteln. Naphthalin und Salol. Klistiere bei Blutungen mit Eiswasser und Ergotin! Mein Gott, Herr Kollege, was nutzt es, wenn wir die Ruhr bekämpfen, aber das zersetzende Virus nicht packen! Solange wir nicht mit allen hygienischen Mitteln vorgehen können, solange wir nicht den Araber daran gewöhnen, sich desinfizieren zu lassen, stehen wir auf verlorenem Posten!« Er sah Dr. Handrick lange an, ehe er weitersprach: »Wollen Sie versuchen, da etwas zu erreichen?«
    Dr. Handrick nickte. »Ja«, sagte er fest. »Ich werde in die Wüste ziehen.« Er erhob sich und drückte die Zigarre aus. Sein Gesicht war fahl und krankhaft zusammengezogen. »Vielleicht finde ich beides«, fügte er leise hinzu. »Das Virus und Hilde.«
    Dr. Bernard biß die Zähne zusammen. Sag etwas Dummes, dachte er. Verdammt, sag doch etwas ganz Dummes. Und er meinte laut: »Das Virus wäre mir lieber, Herr Kollege.«
    Dr. Handrick verstand ihn und lächelte ihm schwach zu. »Ich will es versuchen, Dr. Bernard. Auch die Liebe ist eine Krankheit, die nicht heilbar ist.«
    »Sie dummer Kerl«, sagte Dr. Bernard und wandte sich ab. »Machen Sie, daß Sie in die Sahara kommen!« Und als sich Dr. Handrick abwandte und das Zimmer verlassen wollte, fuhr er herum und brüllte: »Bleiben Sie! Marsch, Sie trinken jetzt mit mir einen Kognak! Sofort! Wenn ich nicht schon ein so alter Mann wäre, würde ich sagen: Seien Sie mein Freund! Himmel noch mal, hätte man Sie doch nie von Hamburg zu uns herübergeschickt!«
    Am Abend traf Dr. Handrick wieder mit Jacqueline Dumêle zusammen. Sie wohnte in Algier in dem feudalen Hotel St. George auf der Höhe der roten Sandsteinberge. Dr. Handrick sah sie wieder, als er in das Forschungsinstitut hinüberging, um sich die bisherigen Versuchsreihen der französischen Kollegen anzusehen.
    Lächelnd, charmant wie immer, in einem sehr dünnen Nylonkleid kam sie ihm entgegen und hielt seine Hand eine Zeitlang fest, während sie mit ihm sprach. In ihren Augen glomm etwas von der Glut des Abends, der im Mittelmeer versank. »Ich habe schon gehört, daß wir in die Wüste reisen«, sagte sie. »Zuerst nach Bou Saâda. Das soll eine wunderschöne Oase sein.«
    Dr. Handrick schwieg. Er ging die Reagenzgläserreihen ab und las die Eintragungen in den Büchern. O.B. – ohne Befund! Das alte, verdammte Wort! Das Wort der Ohnmacht.
    Jacqueline folgte ihm und musterte seine hohe Gestalt. Sie spürte ein Verlangen, diesen großen, blonden Mann von hinten zu umarmen, seinen Kopf herumzureißen und ihn zu küssen. Als sie die Hände aneinanderlegte, merkte sie, daß ihre Handflächen schwitzten. »Wann fahren wir?« fragte sie, um etwas zu sagen.
    »Morgen nachmittag!«
    »Soll ich Plätze bestellen?«
    »Ich glaube, das macht schon Dr. Bernard.« Dr. Handrick drehte sich um. Wieder umfing ihn ihr Blick, der ihn so forschend ergriff. »Ich habe einen anderen Vorschlag, Madame.«
    »Ich heiße Jacqueline.«
    »Also dann Jacqueline.«
    Sie lächelte. Ihre roten Lippen glänzten feucht. »Wie Sie das sagen, Doktor. So ganz anders als die französischen Männer. Sie singen es. Jacqueline. Es ist wie Musik aus Ihrem Mund. Ich werde es gerne hören.«
    Dr. Handrick räusperte sich und drehte sich zu den Reagenzgläsern um. »Ich möchte, daß Sie nicht mit nach Bou Saâda fahren. Sie fahren gleich weiter nach Biskra. Ich werde in wenigen Tagen nachkommen. In Bou Saâda habe ich nur einige private Dinge zu regeln. Ich streife es bloß.«
    Jacqueline schloß ihre Augen zu einem schmalen Schlitz. Ihre Stimme wurde dunkler. »Sie suchen das deutsche Mädchen?«
    Er fuhr herum. »Was wissen Sie von ihr?«
    »Nur das, was mir Dr. Bernard erzählte.« Sie versuchte, gleichgültig zu blicken, obwohl sie sich freute, daß die Deutsche in Algier verschwunden war. »Ich glaube, Sie rennen wirklich einem Phantom nach und übersehen die Schönheit der Gegenwart.« Sie trat nahe an ihn heran.
    Er roch ihr Parfüm und kämpfte dagegen, es zu riechen.
    »Warum muß es gerade

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