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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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diese Frau sein, Doktor?«
    »Weil ich sie liebe, Jacqueline.«
    »Sie kennen sie ja erst seit der Überfahrt.«
    »Das genügt mir.«
    »Die sagenhafte Liebe auf den ersten Blick, was?«
    »Vielleicht.«
    Die hübsche Französin schüttelte den Kopf. Sie legte ihre lange, schlanke Hand mit den rotlackierten Fingernägeln auf seinen Rockärmel. »Ein Mann wie Sie sollte eigentlich nicht nur einer einzigen Frau gehören. Sie sind ein Mensch, dem die Welt offensteht – die Welt mit all ihren Schönheiten!«
    Dr. Handrick preßte die Lippen aufeinander. Die Deutlichkeit ihrer Worte trieb ihn wieder in die Verlegenheit, in der er sich hilflos fühlte. »Sie fahren also nach Biskra, Jacqueline«, sagte er härter, als er wollte. »Dort melden Sie sich im Militärhospital und bereiten alles für unsere Versuchsreihe vor. Dr. Bernard wird Ihnen ein Schreiben an den Chefarzt mitgeben. Versuchen Sie, vor allem Blutmaterial zu bekommen, infiziertes Blut! Von mir aus können Sie auch schon beginnen, es mit den bisher bekannten Mitteln einzufärben.«
    »Zu Befehl!« Jacqueline grüßte militärisch. »Haben der Herr Chef sonst noch Befehle?« Dann ließ sie die Hand sinken, und ihre Stimme wurde wieder zärtlich. »Sie kennen doch Algier, Herr Doktor?«
    »Ja.«
    »Wie schön wäre es, wenn Sie es mir, die ich es gar nicht kenne, zeigen würden.«
    »Die Abende sind nichts für hübsche Mädchen, Jacqueline.«
    »Ach!« Sie lachte hell. »Sie haben also doch festgestellt, daß ich hübsch bin.«
    »Das läßt sich beim besten Willen nicht übersehen.« Dr. Handrick wurde wieder verlegen. »Ich würde ihnen raten, zu Bett zu gehen und Kraft für die Wüstenfahrt zu sammeln. Die Reise nach Biskra wird gut sechzehn Stunden dauern!«
    »Im Bett ist es mir zu einsam.« Sie zog einen entzückenden Schmollmund. »Ich habe gehört, daß Algier bei Nacht wie ein Märchen sein soll. Zauberhaft, Doktor.«
    »Es sind gefährliche Märchen, Jacqueline! In Algier kommt alles zusammen, was es in Afrika gibt: Bettler und Millionäre, Missionare und Mörder, Diebe, Räuber, biedere Kaufleute und schöne Tänzerinnen. In Algier wohnen Himmel und Hölle unter einem Dach.«
    »Das klingt verlockend!« Jacquelines Augen sprühten. »Sie werden mich in die Hölle und in den Himmel führen, Doktor!«
    Am Abend saßen sie in einem kleinen Restaurant am Boulevard de la République. Es war unter die Kolonnade eines Bankhauses gebaut und verfügte über eine geschützte Terrasse, von der aus man den regen Nachtverkehr auf der Hafenstraße betrachten konnte. Ein arabischer Kellner servierte Kaffee und Gebäck. Eine Drei-Mann-Kapelle spielte Jazz und Tangos. Eine junge Sängerin sang dazu durch ein Mikrofon. Auf der anderen Seite der Straße, an der großen Hafenmauer, lehnten die Araber und stierten hinüber auf die Terrasse des Cafés, auf das singende Mädchen und die Europäer in den Korbsesseln und Stühlen.
    Andenkenhändler und Teppichverkäufer, Limonadenausrufer und Kartenverkäufer gingen von Café zu Café, von Bar zu Bar und boten mit einer nur im Orient möglichen Aufdringlichkeit ihre Ware an. Dr. Handrick kaufte für Jacqueline eine lange Jasminkette und hängte sie ihr um den Hals. Sie fiel mit betäubendem Duft über ihre Brust.
    Sie ist wirklich hübsch, dachte Dr. Handrick. Sie hat eine Ausstrahlung auf die Männer, die an Hypnose grenzt. Wer sie ansieht, ist ihr verfallen. Ihre Lippen, ihre Augen, ihr schlanker, raubtierhafter Körper – alles ist Lockung an ihr.
    Er trank seinen Kaffee und bestellte sich anschließend einen Apéritif und für Jacqueline einen Martini mit Soda. »Ich weiß eigentlich gar nichts von Ihnen«, sagte er. »Sie kommen in Lissabon auf das Schiff, sprechen mich an, stellen sich als eine Kollegin vor, Dr. Bernard empfängt Sie wie Lady Astor, Sie wollen mit mir in die Wüste fahren, verstehen sogar etwas von schwierigen Experimenten und sitzen jetzt mit mir hier auf dem Boulevard de la République in Algier und trinken einen Martini! Wenn das nicht alles sehr romanhaft und unwirklich klingt, beginne ich die tollsten Romane als wahr anzusehen!«
    »Vielleicht ist es ein Roman?« Jacqueline legte den schönen, schmalen Kopf etwas zur Seite. Ein paar Strähnen ihres schwarzen Haares fielen ihr über die Augen – sie ließ es geschehen und schob sie nicht zurück. Sie wußte, daß es abenteuerlich aussah. »Wie ich Ihnen schon sagte, habe ich es nicht ausgehalten in dem dumpfen sommerlichen Paris.« Sie sah Dr.

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