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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Araber wütend ihre Kamele und Esel von der Straße trieben, um sie nicht überfahren zu lassen.
    Dr. Handrick, dachte er. Ich werde ihn hinten an den Wagen binden und durch die Wüste schleifen. Ich werde ihn stückweise diesem Satansweib schicken, jeden Tag ein Paket. Sie soll die Hölle sehen, die Hölle.
    Über Oued el Ham wiegten sich die Palmen. Himmelhoch strebten die borkigen Stämme.
    Hilde lag auf einem seidenbespannten Bett und starrte an die Decke des Zimmers.
    Fuad saß neben ihr auf einem Hocker und rauchte eine Zigarette. »Du gehörst jetzt mir«, sagte er leise. »Und ich werde dich pflegen wie eine Rose.« Er sah sie groß an. »Du bist schön. Das schwarze Haar und die weiße Haut. Vielleicht wirst du Afrika noch einmal lieben lernen. Afrika ist nicht Omar Ben Slimane. Omar ist ein Verdammter Allahs. Afrika aber ist das Land voller Wunder. Hier spricht der Mond und flüstert der Sand, singen die Palmen und läuten die Glocken der Blumen. Man muß es nur hören.« Er beugte sich ein wenig vor und berührte mit den Fingerspitzen zaghaft Hildes Arm. Sie zuckte zusammen, und Fuad zog schnell die Hand zurück. »Ich bin sehr glücklich, daß du da bist«, sagte er zögernd. »Und du wirst immer bei mir bleiben.«
    An der Decke lief eine Spinne. Im Schein des Mondes sah sie aus wie Silber.
    Und Hilde weinte.
    Dr. Handrick saß Dr. Bernard gegenüber und hatte die Berichte aus Hamburg vor sich ausgebreitet. Eine starke Lampe warf einen hellen Schein über die Papiere.
    Dr. Bernard, dem die Erregung der vergangenen Tage, die Suche nach Hilde Sievert durch alle Lokale und Hotels Algiers noch im Gesicht geschrieben stand, lehnte sich zurück und faltete die Hände über dem Bauch. »Wir haben in den algerischen Gebieten, vor allem in den Wüstenregionen, keine Kontrolle des Gesundheitszustandes. Es soll vorkommen, daß in den Oasen sogar Lepra aufgetaucht ist, ohne daß man eine Möglichkeit hat, die Kranken zu isolieren. Von der Syphilis wollen wir überhaupt nicht reden – es ist grauenhaft, wenn man sehen muß, daß drei Fünftel aller Kinder mit Lues zur Welt kommen, wie die Verkrüppelungen ansteigen, die Erblindungen, Verblödungen, und wir haben keine Macht mehr über die Seuchen, weil Araber und Berber sich instinktiv gegen uns stellen, den weißen Mann! Der Afrokommunismus – Afrika den Afrikanern! – ist auch in Algerien das Nonplusultra aller Handlungen.« Er hob die Hände. »Wir sind da machtlos.«
    »Sie müssen Untersuchungs- und Impfkolonnen einrichten, die systematisch die Wüste abtasten und die Kranken behandeln.« Dr. Handrick beugte sich über eine große Karte, die neben den Papieren ausgebreitet auf dem Tisch lag. »Von den Oasen aus, den großen Plätzen wie Biskra, Bou Saâda, Touggourt, Guerrara, Ghardaia und Laghouat, könnte man doch die Gebiete durchkämmen!«
    Dr. Bernard sah Handrick mit einem mitleidigen Lächeln an. »Die Deutschen mit ihrem Organisationstick!« Er schüttelte den weißen Kopf. »Was man in Südamerika machen kann, sogar am Kongo oder in Ägypten, das kann man noch lange nicht in der Sahara! Sie können dreihundert Millionen Chinesen impfen oder zweihundert Millionen Inder, aber nicht tausend Araber! Das ist ein anderes Volk, Herr Kollege, das sind Männer, die die Berührung einer Christenhand an ihrer von Allah gesegneten Haut als tödliche Beleidigung ansehen. Wir haben Fanatiker vor uns, wie sie zur Zeit des Mahdi schon einmal Afrika in Schrecken setzten! Damals kämpften sie noch mit Vorderladern, Bogen und Speer, heute haben sie Maschinengewehre, Kanonen und Raketengeschosse, made in UdSSR. Die Welt ist anders geworden, unbesiegbarer.«
    Dr. Handrick lehnte sich zurück und verfolgte mit dem Finger auf der Karte eine bestimmte Route. »Ich werde morgen nach Bou Saâda fahren«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht ist es möglich, von dort über Biskra in die Wüste vorzustoßen und in den Oasen zwischen Touggourt und Ghardaia die Krankheiten zumindest statistisch festzuhalten, um später einen Ansatzpunkt zu haben.«
    Dr. Bernard nickte vor sich hin. »Von mir aus. Ich halte das für Blödsinn. Aber ihr Deutschen müßt ja unbedingt etwas tun! Was nützen uns die Angaben, wenn wir die kranken Kerle nicht kriegen? Wenn die Priester in den Moscheen gegen die Impfungen schimpfen, werden Sie keinen Moslem vor die Spritze bekommen! Sie injizieren einer Wüstenlaus eher Penicillin als einem Araber das Pockenserum!« Er schob Dr. Handrick eine Kiste

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