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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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etwas wie Wahnsinn, es flackerte in ihnen, als er die Hand hob und meldete: »Leutnant Grandtours vom Urlaub mit Verspätung zurück.« Dann brach er zusammen.
    Prochaine fing ihn auf und brüllte durch das Fort: »Sanitäter! Fourier! Alle Unteroffiziere zu mir! Alarm für alle! Antreten auf dem Hof! Feldmarschmäßig!«
    Dann schleppte er Grandtours in sein Zimmer, legte ihn auf sein Bett, wusch sein Gesicht, wickelte den Verband ab und reinigte die Kopfwunde mit Alkohol.
    Der Sanitäter stürzte ins Zimmer; er untersuchte die Wunde und zog sofort eine Tetanusspritze auf. »Hat schon den Brand drin«, sagte er ernst. »Fast eine Woche nicht verbunden. Total versandet, die Wunde.«
    »Quatsch nicht!« schrie Prochaine. »Sofort Funkspruch an die Division: Grandtours wieder da!«
    Der Fourier, der mit einer Flasche Kognak ins Zimmer stürzte, stellte sie auf den Tisch und rannte wieder zur Funkstation.
    Vorsichtig reinigte der Sanitäter die Wunde. Er streute Penicillinpuder auf das brandige Fleisch. Grandtours zuckte in seiner Ohnmacht zusammen.
    Prochaine umfaßte ihn wie ein Kind und drückte den Kopf an sich. »Ruhig, mein Junge«, sagte er mit bebender Stimme. »Es wird ja alles wieder gut. Tut ein bißchen weh, was? Nur ruhig – ich bin ja bei dir.«
    Über den Hof des Forts klapperten die Mannschaften heran. Man trieb die Araber, die noch im Fort waren, durch das Tor hinaus in die Wüste. Prochaine legte Grandtours zurück in die Kissen. Er deckte ihn mit einer alten Felddecke zu und hockte sich daneben. Der Verwundete atmete schwach. Tief lagen die Augen in den blauen Höhlen. Die Lippen waren fahl und aufgebissen. Deutlich waren an seinem Hals noch die Würgestellen zu sehen; die Haut war dort blutunterlaufen.
    Der Sergeant, der die Truppe auf dem Hof antreten ließ, kam in den Raum und meldete.
    Prochaine blickte kurz auf. »Es ist gut. Ich komme gleich. Wer hat Leutnant Grandtours kommen sehen?«
    »Niemand.« Der Sergeant sah verlegen zu Boden. »Wir haben ihn erst gesehen, als er vor Ihrer Tür stand.«
    »Und die Wachen auf dem Turm? Schlafen die denn?«
    Der Sergeant hob bedauernd den Arm. »Sie sagen, sie hätten nichts bemerkt. Nur die üblichen Araber. Vielleicht ist Leutnant Grandtours als Araber verkleidet ins Fort gekommen?«
    Prochaine sah in das blasse Gesicht des Ohnmächtigen und nickte leicht. »Schon möglich. – Ist die Truppe marschbereit?«
    »Jawohl, Herr Hauptmann.«
    »Dann lassen Sie die Kompanien vor das Fort marschieren, die vier Feldgeschütze ziehen nach. Drei Jeeps und zwei Krads übernehmen den Vortrupp und die Meldung.«
    »Jawohl, Herr Hauptmann.«
    Der Sergeant verließ den Raum. Prochaine beugte sich wieder über Grandtours und strich ihm die Haare aus der Stirn. »Jetzt werde ich dich rächen, mein Junge«, sagte er leise. Seine Stimme war brüchig vor Bewegung.
    Er blickte aus dem Fenster hinaus in die Wüste. Die Luft flimmerte, aber die Sonne stand schon tief. Die Schatten wurden lang und dunkel. Bis zum Horizont dehnten sich die Dünen und die Büschelgrassteppe. In der Ferne hob sich eine Kamelkarawane gegen den Himmel ab, eine schwarze, sich bewegende Silhouette. Ein Schattentheater. Prochaine biß sich auf die Lippen. »Ich werde Amar treffen«, sagte er durch die Zähne. »Mein Junge, du kannst ruhig schlafen …«
    Er ging mit festen Schritten aus dem Zimmer. Der Sanitäter löste ihn bei der Wache an Grandtours' Lager ab. Er hatte in der Zwischenzeit mit dem Stationsarzt in Bir-Adjiba telefoniert und die Zusage erhalten, daß in der Nacht ein Wagen aus dem Lazarett nach Fort III kommen würde.
    Vor der dicken weißen Mauer mit den Wachtürmen standen die Legionäre neben ihren Transportwagen und Pferden. Die Maschinenpistolen und Schnellfeuergewehre hingen ihnen vor der Brust, durchgeladen, schußbereit. Das Metall blinkte in der untergehenden Sonne.
    »Leute«, sagte Prochaine laut. »Ihr wißt, was los ist! Es geht jetzt nicht mehr um Leutnant Grandtours. Es geht um das Ansehen Frankreichs, das wir hier auf verlorenem Posten erhalten müssen! Mehr habe ich nicht zu sagen!«
    Auf ein Zeichen saßen die Legionäre auf. Die Pferde scheuten etwas, als die schweren Motoren der Mannschaftswagen aufheulten. Die Jeeps und die beiden Motorräder fuhren schon voraus in die Wüste.
    Die Wachen auf den Türmen grüßten. In einer Staubwolke verschwand die Garnison des Forts III. Noch einmal blickte sich Prochaine in seinem Jeep um, ehe er der Truppe nachfuhr.
    Das große

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