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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fehlt von Amar jede Spur. Auch eine Suchaktion war ohne Erfolg. Man nimmt an, daß er sich entweder noch in dem Gebiet Planquadrat drei a sieben c aufhält oder mit seiner wartenden Horde weiter ins Hoggar gezogen ist, wo sich Truppen mit modernen Waffen aufhalten sollen.
    Fort III. Emile Grandtours, Leutnant der Legion.‹«
    Grandtours nickte. »Gut so«, sagte er mühsam. »Sie können es so nach Algier weitergeben, Herr Hauptmann.« Er sah Prochaine fragend an. »Ob ich nach der Genesung Urlaub bekomme?«
    »Haben Sie die Nase noch immer nicht voll?« Prochaine schüttelte den Kopf. »Ich werde einen Teufel tun, aber nicht Ihren Urlaub befürworten! Und allein gehen Sie mir schon gar nicht mehr in die Wüste! Lassen Sie diese alte Geschichte ruhen, Grandtours.«
    »Ich habe das Mädchen geliebt«, sagte er still. »Und er hat sie umgebracht.«
    »Das können Sie nicht beweisen! Das ist eine vage Vermutung.«
    Grandtours schüttelte den Kopf. Es schmerzte ihn, man sah es, weil er das Gesicht verzerrte. »Nein. Ich weiß es. So stirbt kein Mensch, der blühend und gesund war.« Er legte sich zurück und starrte an die getünchte weiße Decke, über die die Schatten des Fensterrahmens glitten. Sein Gesicht war fahl wie das eines Sterbenden. »Ich wünschte«, sagte er leise, »ich hätte dieses Afrika nie gesehen, Herr Hauptmann.«
    »Das wünschte ich auch.« Prochaine erhob sich und steckte den Meldezettel ein. »Aber wer kann sich noch etwas wünschen, wenn er bei der Legion gelandet ist.«
    Die Nacht war schneller gekommen, als es Hilde erwartet hatte. Nach dem Essen, das sie wieder mit Fuad einnahm, bat sie ihn durch Zeichen, noch in den Garten gehen zu dürfen. Er nickte und bestimmte einen Wächter, sie von ferne zu beobachten.
    Sorgsam hatte Hilde ihren Plan durchdacht. Sie ging nicht gleich zu der Ruine, sondern saß im Mondschein an der Mauer und bewunderte die zarten gefächerten Blätter der Palmen, die im Mondlicht filigriertem Metall glichen. Erst nach einer halben Stunde ging sie zu dem ausgebrannten Haus und setzte sich auf den Stein vor dem Kellereingang.
    Der arabische Wächter, der an den ›Häusern‹ stand, kam näher. Sie sah seinen Schatten aus den Palmen treten und hielt den Atem an. »Bleiben Sie unten«, sagte sie, als sie hörte, wie sich im Keller etwas bewegte. »Der Wächter kommt.« Sie lehnte sich an die zerborstene Mauer und sah in den Himmel, als wolle sie die Sterne zählen.
    Der Wächter trat zu ihr und blickte sie an. Es war der gleiche Araber, der auch am Morgen zu ihr gesprochen hatte. Er sah sie lange an und sagte dann etwas, was sie wieder nicht verstand. Aber sie zitterte, weil sie seinen Blick fürchtete und den Gedanken, er könnte sich zum Keller wenden. So blieb sie sitzen und starrte ihn mit großen Augen an, die Lippen fest aufeinandergepreßt.
    Der Wächter schwieg. Er beugte sich etwas vor, als wolle er ihr ins Gesicht blicken; doch dann schnellte er plötzlich raubtierartig auf, ergriff sie und riß sie von dem Stein hoch. Mit seiner rauhen Stimme sagte er wieder etwas, drückte seine große, nach Schweiß und Datteln riechende Hand gegen ihren vor Entsetzen weit geöffneten Mund und versuchte, sie nach hinten in das Gras zu drücken.
    Sie wehrte sich, trat um sich, schlug mit beiden Fäusten auf den Kopf des Wächters; doch dieser lachte, sein weißes, großes Gebiß blinkte vor ihren Augen wie der Rachen eines Löwen. Sie fühlte, wie ihre Füße den Halt verloren, wie sie fallen würde – da sah sie einen Schatten aus den Büschen springen. Der Wächter warf die Arme hoch und taumelte. Ein heller Schrei durchschnitt die Stille der Nacht und gellte durch den Garten. Der Wächter fiel nach vorn auf den Boden und wand sich wimmernd in den zertretenen Blumen. Zwischen den Schulterblättern stak ein langer Dolch.
    Dr. Sievert stand schweratmend vor Hilde, die leichenblaß an der Mauer lehnte. Sie starrte auf den sterbenden Wächter und dann auf den unbekannten Weißen, der sich schnell über den Sterbenden beugte und sich dann aufrichtete.
    »Was haben Sie getan?« flüsterte sie entsetzt.
    »Die Welt von einem Schuft befreit.« Dr. Sievert sah sich um. »Ich muß hier fort. Wenn ich Glück habe, komme ich bis zu der nächsten Wache. Gelingt es mir, dann hole ich Sie morgen hier heraus. Oder noch in dieser Nacht. Warten Sie auf mich!«
    In den ›Häusern‹ flammten Lichter auf. In der Villa Fuads hörte man seine laute Stimme, die nach den Wachen schrie. Lampen

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