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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erkrankt erkannt worden sind, sollte man isolieren und zum Ausgangspunkt einer großen Behandlungsaktion nehmen.«
    »Der Theoretiker!« Parthou nahm den dicken Bericht der Gesundheitsbehörde und warf ihn einfach in eine Ecke des großen Zimmers. »Da gehört er hin, Monsieur. Durch diese Schnüffler habe ich allein in meinem Bezirk von Bou Saâda bis Touggourt siebzehn Überfälle auf französische Truppen oder Kommissionen gehabt, meistens harmlose Ingenieure, die in den Randgebieten des Atlas geologische Untersuchungen anstellten. Ich habe die Nase restlos voll! Und wenn Sie wirklich den Blödsinn machen und in die Wüste ziehen wollen – in drei Teufels Namen, dann gehen Sie! Aber rechnen Sie nicht mit meiner Unterstützung. Ich weiß von nichts, und ich höre nichts. Und blind bin ich auch!«
    »Das genügt.« Dr. Handrick lachte. »Mit solchen schweren Erkrankungen sollten Sie sich pensionieren lassen.«
    Parthou nickte sarkastisch. »Sie haben Humor, junger Mann. Das gefällt mir. Damit kommen Sie auch in der Sahara weiter … Ich selbst will nichts als meine Ruhe haben. Sie werden das verstehen, wenn Sie wissen, daß ich seit zehn Jahren keine andere Sorge habe, als Araber und Berber stillzuhalten und aus Algerien so viel wie möglich für Frankreich herauszuholen. Mit diesen Bemühungen lag ich dreimal im Lazarett, weil auch die Wüstensöhne gut schießen können.« Er spritzte das Glas Dr. Handricks wieder voll. »So, und jetzt trinken wir noch einen.«
    »Gern, Monsieur.« Dr. Handrick trank das Eisgetränk in langen Zügen. Eine köstliche Erfrischung in dieser Hitze, die auch der riesige Ventilator nicht verscheuchte, sondern nur durcheinanderwirbelte. »Was halten Sie eigentlich vom Mädchenhandel?«
    »Mein Gott, jetzt kommt das auch noch!« Parthou hob klagend den Blick an die Decke. »Dr. Bernard schrieb mir schon von Ihrer Sucherei in Algier. Dummheit, Monsieur.«
    »Aber Fräulein Sievert schickte mir einen Hilfeschrei aus dem Hôtel des Pyramides. Und sie war weg, als wir eintrafen.«
    »Katzenjammer – sonst nichts. Fremdes Land, fremde Menschen, keiner versteht einen, überall sieht man Gefahr, das ist es. Aber das legt sich nach einigen Wochen. Man geht dann in diesem Land auf, man wird ein Teil von ihm – man würde sogar das Schwitzen vermissen, wie ich es tat, als ich auf dem Hochplateau von Chréa Ferien machte. Nach acht Tagen fuhr ich nach Bou Saâda zurück; ich sehnte mich nach dieser verdammten Oase und dem Geruch von Schweiß, Staub, Hammelfleisch und Kaffee. Es mag sein, daß es schwindelhafte Theateragenten gibt wie diesen Omar; aber daß Mädchen einfach verschwinden, das hat uns noch keiner gemeldet.«
    »Weil sie keine Verwandten haben, die sich nach ihnen erkundigen. Es sind alles alleinstehende Mädchen!«
    »So?« Parthou blickte kurz auf. Dann sah er wieder auf seine Bambusgerte und nickte. »Na denn – dreizehn ist eine Glückszahl!«
    Mit Parthou war nicht zu diskutieren.
    Nach zwei Stunden verabschiedete sich Dr. Handrick von ihm. Er hatte trotz des anfänglichen Widerstands einiges erreicht. Er bekam eine Liste aller Wüstenforts mit den einzelnen Telefonnummern, eine genaue Plankarte der Gebiete bis hinunter nach Ghardaia, einen Waffenschein für Handfeuerwaffen und für den Notfall einen Ausweis, der genügte, um militärische Unterstützung zu erlangen.
    Ein Erfolg, auf den Dr. Handrick bei dem schwierigen Wesen Parthous sehr stolz war.
    Einen ganzen Tag saß er dann im Hôtel Transatlantique in Bou Saâda vor der Karte und zeichnete mit Rotstift den Weg ein, den er nehmen wollte. Auch die Oase Oued el Ham lag an der Straße, El Hamel, die heilige Stadt, Biskra, Bir-Adjiba, Oued Baba. Mit dem Rotstift fuhr er den Weg ab, auf dem im gleichen Augenblick sich die Schicksale einiger Menschen erfüllten, ohne daß sie wußten, wie eng sie in diesen Stunden miteinander verkettet wurden.
    Als er am nächsten Morgen den Bus nach Biskra bestieg, stand Parthou neben dem Wagen und schüttelte den grauen Kopf. »Sie wollen also wirklich?«
    »Ja.«
    »Haben Sie schon eine Lebensversicherung abgeschlossen?«
    »Auch das«, lachte Dr. Handrick.
    Parthou sah den Arzt lange an. »Mir ist nicht zum Lachen. Hier, das habe ich heute nacht mit dem Fernschreiber bekommen.« Er gab Handrick einen Zettel. »Ich habe die verdammte Meldung auswendig gelernt; ich kann's im Schlaf: ›Meldung aus Fort III. Der Führer der arabischen Nationalisten Amar Ben Belkacem, der vor wenigen Tagen

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