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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Leutnant der Legion Emile Grandtours schwer verletzte, wurde bei dem Versuch, den schwerverletzten Offizier im Inneren des Forts in der Verkleidung eines Bettlers zu ermorden, gestellt und auf der Flucht angeschossen. Im Dunkel der Nacht gelang es nicht, den Flüchtenden zu ergreifen. Die Truppe des Forts, die unter Hauptmann Prochaine auf einer Expedition war, verfehlte bei ihrer Rückkehr den gesuchten Araber. Es ergeht an alle Dienststellen die Aufforderung, beim Auftauchen Amar Ben Belkacems ohne Warnung sofort von der Waffe Gebrauch zu machen. Im Süden, in der Nähe des Hoggars, mehren sich die Anzeichen einer Ansammlung von aufständischen Truppen. Ich befehle höchste Wachsamkeit für die Dienststellen. General Latour, Algier.‹« Er blickte auf Dr. Handrick, der die Meldung ruhig durchlas. »Eine hundsgemeine Sauerei ist das!« brüllte er. »Und Sie wollen in diese Gebiete? Das ist doch Wahnsinn!«
    »Aber mit Methode.« Dr. Handrick gab den Zettel an Parthou zurück. »Vielleicht braucht man dort bald einen Arzt. Ich gebe zu, es ist nicht ungefährlich, aber was im Leben ist gefahrlos?«
    »Dann fahren Sie ab, Sie Dickkopf!« Parthou drehte sich um und stampfte über die staubige Straße davon. Aber in Rufweite blieb er noch einmal stehen und schrie zurück: »Wenn Sie aus diesem Dreck gesund zurückkommen, stifte ich eine Flasche Martell!«
    Hauptmann Prochaine hockte am Bett Grandtours' und trank eine Flasche Coca-Cola nach der anderen. Er hatte seine Uniform ausgezogen und saß in kurzer Hose und einem offenen Polohemd neben dem Leutnant, der, durch Kissen gestützt, eine gezuckerte Melone aß.
    Der Hauptmann hielt einen großen Zettel in der Hand und las noch einmal die Zeilen, die der Funker in wenigen Minuten nach Algier telegrafieren sollte. »Sie haben nichts vergessen, Grandtours?« fragte er und blickte auf. »Wir müssen alles melden, um eine Handhabe gegen diese Horden zu haben! Überlegen Sie noch einmal.«
    Grandtours griff sich an den dick verbundenen Kopf und lehnte sich etwas zurück. Seine Stimme war noch schwach, es machte ihm sichtlich Mühe, sich zu einem konzentrierten Satz durchzuringen. Die Melone legte er zur Seite, als schmecke sie ihm nicht mehr. »Nichts«, sagte er. »Bitte, lesen Sie es noch einmal vor, Herr Hauptmann.«
    »Aber bitte.« Prochaine beugte sich über den Zettel. »›Meldung des Leutnants der Legion Emile Grandtours, Fort III bei Bir-Adjiba, Algerien, an das Generalkommando in Algier.
    Bei einem zweitägigen Urlaub traf ich in der Oase Oued Baba den Arabercaid Amar Ben Belkacem, der vor zwei Jahren eine junge Österreicherin auf einem geheimen Sklavenmarkt kaufte und in seinen Harem einverleiben wollte. Damals befreite ich die Österreicherin und schaffte sie nach Algier, wo sie unter geheimnisvollen Umständen starb. Bei unserem erneuten Treffen brach die alte Feindschaft aus. Amar griff mich an, würgte mich und warf mich in den Brunnen, wo ich ertrinken sollte. Da aber um diese Jahreszeit der Grundwasserspiegel fast zwei Meter tiefer liegt, war der Brunnen so seicht, daß ich nur bis zur Brust im Wasser stand. Ich verhielt mich ruhig, bis Amar weggeritten war, dann versuchte ich, den Brunnenschacht emporzuklettern. Nach eineinhalb Tagen gelang es mir, mit einem Taschenmesser die Mauerfugen so zu vertiefen, daß ich Halt fand und aus dem Brunnen steigen konnte. Mein Kamel hatte Amar erschossen –‹«
    »So ein Schwein!« unterbrach sich Prochaine wütend. »Wir werden jetzt sechs Wochen lang Schießübungen mit allen Zügen machen – ein zweites Mal sollen die Kerle nicht danebenschießen!« Er nahm den Zettel wieder auf und las weiter: »›Durch den Verlust des Kamels war ich gezwungen, zu Fuß den Weg zum Fort zurückzulegen. In der Oase Ain Selah verschaffte ich mir Araberkleidung und wanderte vier Tage durch die Wüste. Am fünften Tag merkte ich, daß ich verfolgt wurde. Ich versteckte mich in den Felsen und Höhlen des niederen Atlas und wanderte nur des Nachts, bis ich nach acht Tagen das Fort erreichte. Dort wurde ich in das Lazarett eingeliefert.
    Am Abend des zweiten Tages meiner Rückkehr versuchte der als Bettler verkleidete und in das Fort eingedrungene Amar, mich im Lazarett durch einen Dolchstich zu ermorden. Ein Sanitäter sah den Schatten am Fenster und schlug Alarm. Auf der Flucht wurde Amar angeschossen – man fand eine Blutspur bis zu einem Platz, wo ein Kamel gewartet haben mußte. Der Boden war hier von Hufen zertreten. Seitdem

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