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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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etwas vor und nickte. »Darmschleim«, sagte er langsam. »Vermischt mit Blut. Lassen Sie sofort einen Abstrich machen und im Labor das Sekret analysieren. Ich glaube, daß wir in diesem Stadium noch einige Überraschungen erleben.«
    Zwei Sanitäter trugen den Kübel weg. Dann gingen Dr. Handrick und Dr. Veuille an die Arbeit und untersuchten systematisch den Körper des Bettlers. Es war eine reine Routinearbeit, wie sie die Ärzte bei Hunderten von Ruhrkranken hatten, und doch war in ihren Handgriffen die große Spannung spürbar, mit der sie an diesen ausgelaugten, armen, zitternden Körper gingen.
    Mit einem Klistier spülten sie den Darminhalt heraus und schickten ihn sofort den Kleidern nach ins Labor. Dann wurde der Bettler in das geräumige Zimmer der Isolierstation gerollt und in ein gummiüberzogenes Bett gelegt. Die Tür schloß Dr. Handrick persönlich ab und steckte den Schlüssel ein.
    Im Labor standen sie dann um die Analyse herum und betrachteten durch die großen Mikroskope die einzelnen Bilder des Darmschleims und des Blutes.
    Verzweifelt schraubte Dr. Veuille am Okular herum und richtete sich dann auf. »Schweinerei!« sagte er grob. »Immer dasselbe. Typische Ruhr. Aber im Blut dieses verdammte Virus! Es zersetzt das Blut einfach! Es frißt es wie Blutkrebs. Den Bettler können Sie abschreiben, Dr. Handrick.«
    Dr. Handrick nickte. »Ja.« Er sagte es langsam, gedehnt. »Er wird sterben. Aber sein Körper bleibt mir. Sein verseuchtes Blut! Er wird mir die Möglichkeit zu großen Versuchsreihen liefern. Wir können jetzt Affen und Hunde mit dem Blut infizieren und die Stadien der Krankheit genau erforschen.«
    Dr. Veuille wiegte den großen Kopf und wusch sich die Hände bis zum Oberarm hinauf mit dickem Seifenschaum. Er schrubbte mit einer harten Bürste die Haut ab, als müsse er Aussatz schaben. »Wenn man das draußen in der Öffentlichkeit erfährt, bester Herr Kollege, wird man Sie auf der Straße, am hellen Tag, vor aller Augen, ohne Warnung, einfach niederschießen. Der Mann ist zwar nur ein Bettler, den niemand beachtete, aber sobald wir, die Weißen, die von Allah Verfluchten, einen von Mohammeds Jüngern in den Fingern haben, wird der armselige Bettler zum Märtyrer in den Augen dieser fanatischen Moslems.« Er legte die Bürste auf ein gläsernes Tablett und wusch sich den Schaum ab. »Ich warne Sie, Dr. Handrick. Ich bin hier im Hospital sicher. Aber Sie wollen ja weiter in die Wüste. Und die werden Sie nie sehen, wenn die Sache mit dem Bettler herauskommt.«
    Dr. Handrick schüttelte den Kopf und zog seine weiße Jacke an. »Wie sollen unsere Versuche bekannt werden, Herr Kollege? Ihre Sanitäter werden schweigen.«
    »Vergessen Sie nicht die arabischen Boys, die wir auf jeder Station haben! Die haben die Augen überall, die hören das Gras wachsen, wo gar keines ist.«
    »Dann werden wir die Versuche innerhalb der Isolierstation machen und diese Station militärisch abriegeln. Nur gegen Ausweis zu betreten.« Dr. Handrick sah durch das Fenster des Waschraumes hinaus auf die in der glutenden Sonne liegende Straße. Sie war um diese heiße Mittagszeit wie ausgestorben – nur ein paar Lastesel mit dicken Steinen auf dem Rücken trappelten müde durch die flimmernde Luft. Ein schwitzender Neger mit nacktem, staubüberzogenem Oberkörper trieb sie mit einem langen Stock an. »Wir können es gut motivieren mit einem giftigen Versuch«, fuhr Dr. Handrick fort. »Und schweigen Sie bitte auch den Assistenzärzten gegenüber.«
    »Wie Sie wollen«, knurrte Dr. Veuille. »Und die Leiche des Bettlers? Darauf kommt es den Arabern an.«
    »Die Leiche können sie haben. Ich brauche nur das Blut. Vielleicht nehme ich auch noch die Därme heraus, um etwaige Veränderungen an ihnen feststellen zu können.«
    »Man wird die Operationsnarbe sehen.« Dr. Veuille wiegte den Kopf. »Eine frische Wunde ist immer gefährlich. Man wird sagen, wir hätten einen Moslem mit unseren Skalpellen getötet.«
    »Aber das ist doch Unsinn!« Dr. Handrick lehnte sich aufgeregt an das Fenster und steckte sich eine Zigarette an. »Nur aus einem religiösen Fanatismus heraus können sie doch nicht ihre Leute verenden lassen wie Tiere?«
    »Sie können es – sie tun es sogar! Die Mentalität der Wüstensöhne ist uns völlig fremd und unbegreiflich. Lieber sterben – und wenn es unter den schrecklichsten Qualen ist – als sich von der Hand eines Ungläubigen berühren lassen. Wer es trotzdem zuläßt, aus Angst, sein

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