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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für solch einen dreckigen Bettler sein Blut hergeben? Einer unserer Jungs aus der Garnison? Niemals!«
    »Es geht hier nicht um Rassen, es geht um einen Menschen, Herr Kollege!« sagte Dr. Handrick steif.
    »Es wird unmöglich sein! Sie kennen nicht die Einstellung der Weißen zu den Farbigen und umgekehrt. Sie sind noch ein Greenhorn in unserem Land.«
    »Ihr Land.« Dr. Handrick sah von dem sterbenden Bettler zu Dr. Veuille. »Es wird nie Ihr Land werden, wenn Sie diese Seuche nicht bekämpfen! Ihre Truppen sind nicht dazu da, Menschen totzuschießen, sondern jetzt können sie einen edleren Dienst tun: Menschen retten! Auch das ist Kolonialpolitik! Und eine bessere!« Er setzte sich wieder neben den Bettler und steckte eine dicke Hohlnadel an eine Spritze, die er aus einem sterilen Kasten nahm. »Ich werde jetzt die Blutgruppe bestimmen lassen. In zwanzig Minuten ist alles klar für eine Transfusion. Die Blutgruppe gebe ich Ihnen sofort durch, wenn sie vorliegt. Ich erwarte, daß in zwanzig Minuten ein Blutspender vor der Tür steht.«
    »Das gibt Schwierigkeiten mit dem Generalkommando in Algier!« schrie Dr. Veuille. »Ich werde eine Beschwerde einreichen.«
    »Tun Sie das, Herr Kollege! Gewinnen Sie den Kampf um das Virus auf dem Papier! Ich stehe unterdessen in der Front der Sterbenden. Tun Sie alles, aber in zwanzig Minuten ist ein Blutspender hier!«
    Beleidigt, mit hochrotem Kopf, verließ Dr. Veuille das Zimmer der Isolierstation. Er rief sofort den Kommandeur der Garnison Biskra an und teilte ihm den wahnsinnigen Wunsch des deutschen Arztes mit. Der Kommandeur, Major Bolteau, hieb auf den Tisch und schrie: »Nie! Nie! Für einen dreckigen, arabischen Bettler? Der Mann ist verrückt! Ich weigere mich – hören Sie: Ich weigere mich!«
    Vier Minuten später lag das Ergebnis der Blutgruppe vor. Gruppe 02. Dr. Veuille saß wieder am Telefon und sprach mit Major Bolteau. »Er hat ein Schreiben des Generals aus Algier bei sich! Er kann über alles verfügen, was er braucht! Auch über das Blut der Soldaten! Ja – er kann, Herr Major. Es tut mir leid, ich brauche einen Mann mit Gruppe 02. Auch ich werde mich in Algier beschweren, aber jetzt müssen wir erst den Mann haben.«
    Zwanzig Minuten später lag ein junger Legionär, ein Belgier, auf einem Feldbett neben dem röchelnden Bettler. Mit Hilfe des stummen und verbissen vor sich hinsehenden Dr. Veuille verband Dr. Handrick die beiden Gummischläuche aus den Venen des Kranken und des Spenders. Dann sah er zu dem ärgerlichen Kollegen auf.
    »Zuerst dreihundert Kubikzentimeter«, sagte er leise.
    »Gut«, knurrte Dr. Veuille. »Und wieviel soll er bekommen?«
    »Ich will nach und nach das ganze Blut erneuern.«
    »Alle fünf Liter?«
    »Ja.«
    Dr. Veuille lachte wütend. »Mein Gott, Handrick«, sagte er verbissen, »wenn das mit Ihnen so weitergeht, machen Sie aus einem Neger noch einen reinrassigen Germanen.«
    Langsam floß das Blut des jungen Legionärs in die Adern des arabischen Bettlers.
    Jacqueline Dumêle hatte sich in Biskra schon gut eingelebt. Mit einer Energie und Ausdauer ohnegleichen hatte sie bei Dr. Veuille durchgesetzt, daß Dr. Handrick einen großen Raum als Labor für sich bekam, und dort saß sie nun glücklich und mit klopfendem Herzen, als der deutsche Arzt eintraf und von Dr. Veuille in das Zimmer geführt wurde.
    »Daß Sie mir diese Katze als Vortrupp geschickt haben, vergesse ich Ihnen im Leben nicht«, sagte der Chefarzt zu Dr. Handrick. »Sie hat mein ganzes Lazarett auf den Kopf gestellt, um für Sie einen Arbeitsplatz zu bekommen! Und sie hat es erreicht, beim Satan noch mal! Kann man solch einer Frau etwas abschlagen?«
    Er wies mit beiden Händen auf Jacqueline, die in einem weißen Kittel vor dem langen Tisch mit den Glaskolben saß und errötete.
    Sie wollte das nicht, sie kämpfte dagegen an, aber der Anblick Dr. Handricks warf ihre Beherrschung um. Sie erhob sich und gab dem deutschen Arzt die Hand. »Ich glaube, ich habe alles so gemacht, wie Sie es sich erhofft haben«, sagte sie leise. »Ich habe alles herbeigeschafft – nur infiziertes Blut konnte ich nicht bekommen. Kein Menschenblut, wohlverstanden. Tierblut in Hülle und Fülle.«
    Dr. Veuille schüttelte den Kopf. »Solche Worte aus dem Mund einer bezaubernden Frau! Es ist zum Jammern! Madame«, er verbeugte sich galant, »Sie sollten mit diesen Lippen küssen, aber nicht von Blut sprechen.«
    Das war die Ankunft Dr. Handricks in Biskra. Jacqueline zeigte ihm sein

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