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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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durstig hinunterschüttete, an diesem Abend, umgaukelt von dem Gewimmer der Spielleute auf dem Markt und dem Geschrei der Eselstreiber, die aus den Gärten die Früchte für den morgigen Tag herbeischleppten, zerbrach in Jacqueline eine Welt.
    Dr. Handrick sah auf den Garten hinaus und atmete tief auf. »Ich fahre morgen durch die Wüste bis Ghardaia und von dort zurück nach Laghouat.«
    »Ghardaia liegt mitten in der Sahara.«
    »Ich weiß! Dort irgendwo muß eine Brutstätte der Krankheit sein! Sobald wir genug Iatren haben, geht es los. Von Touggourt mit Kamelen.«
    Jacqueline nickte. Sie griff nach hinten und nahm von einem Tisch Papier und Bleistift. »Was brauchen wir alles zur Ausrüstung?« fragte sie.
    »Wir?« Dr. Handrick schien aus tiefen Gedanken zu erwachen. »Ich reite allein, Jacqueline.«
    Ihre Augen wurden groß und starr. »Allein?«
    »Es ist für Sie viel zu gefährlich. In der Wüste herrschen jetzt sechzig Grad Hitze. Das halten Sie nicht aus. Sie werden über Bou Saâda zurückreisen, von dort mit einem Bus nach Laghouat fahren und mich dort erwarten.« Er versuchte zu scherzen. »Sie sind immer mein Vorpostengefecht. Es ist so schön, die Festung schon halb erobert zu wissen, wenn ich eintreffe.«
    »Ich bleibe nicht hier, und ich fahre auch nicht zurück«, sagte sie trotzig und warf die Locken aus der Stirn. »Ich reite mit Ihnen durch die Wüste! Wer soll Ihnen denn kochen?«
    Dr. Handrick lächelte. »Ich werde mit den Arabern essen.«
    »Ranzige Butter, Olivenöl und angegangenes Hammelfleisch? Das überleben Sie nicht.«
    »Der Mensch überlebt vieles. Aber für Sie wäre es unmöglich.«
    »Ich bin kein weichliches Püppchen«, sagte sie erregt.
    »Das haben Sie mir genug bewiesen, Jacqueline.« Er legte die Hand auf ihren Arm und fühlte, wie sie zitterte. »Sie sind die beste Kameradin, die sich ein Mann wünschen kann. Sie sind mehr wert als alle Worte, die Sie loben könnten. Gerade deshalb möchte ich Sie nicht verlieren und in der Wüste begraben. Ich werde Sie in Laghouat sehr brauchen! Ich gebe auch zu, daß ich Sie in der Wüste vermissen werde.«
    »Dann reite ich mit.«
    »Nein! Sie müssen zurück!« Er blickte zu Boden. »Ich habe Angst um Sie, Jacqueline.«
    Sie errötete. Glück strömte zu ihrem Herzen. »Sie haben Angst um mich?« wiederholte sie leise.
    Er nickte. »Ja. Ich könnte mir meine Arbeit hier ohne Sie gar nicht mehr vorstellen.«
    Sie spürte, wie sie schneller atmete. »Auch ich könnte ohne Sie nicht mehr sein«, sagte sie stockend. »Lassen Sie mich mit Ihnen gehen – bitte – bitte.«
    Er fuhr erschreckt hoch. Aus ihren Augen schrie die Liebe. Er sah es, spürte ihr Drängen, und auch in ihm brach eine Welle hervor und begann seine Vernunft zu zerstören. Er ergriff Jacquelines Hände und zog sie an sich. »Ich kann Sie nicht mitnehmen … Sie kennen die Wüste nicht. Sie ist schön und schrecklich. Seien Sie vernünftig! Unser Leben soll weitergehen als bis nach Ghardaia.«
    »Unser Leben?« Jacqueline schloß die Augen. Dann beugte sie sich vor und spitzte die Lippen. Er sah sie an, diese schönen, roten, wundervoll geschwungenen Lippen in dem braunen, schmalen, glücklichen Gesicht. Aber er küßte sie nicht – er streichelte Jacqueline nur über die Haare und erhob sich. »Ich gehe noch einmal ins Labor«, sagte er stockend. »Und Sie gehen schlafen, Jacqueline.«
    Als er die Tür hinter sich zuzog, hieb sie mit der kleinen Faust auf den Tisch und schluchzte. Sie zerriß das Taschentuch, das sie sich zwischen die Zähne stopfte, um nicht zu schreien. Dann warf sie sich auf Dr. Handricks Bett und trommelte mit den Fäusten in die Kissen. Er hat mich nicht geküßt, schrie es in ihr. Er hat meine Lippen übersehen! Oh, wie könnte ich ihn hassen – wenn ich ihn nicht so lieben würde … Ich könnte ihn den Arabern ausliefern! Ich könnte für tausend Francs Mörder kaufen, die ihn in der Wüste umbringen und verscharren! Ich könnte ihn vergiften! Hundert Gifte stehen in den Schränken herum! Aber ich liebe ihn, ich liebe ihn …
    Erst spät in der Nacht beruhigte sie sich, ging in den Krankenhausgarten und wanderte die Wege an den blühenden, betäubend duftenden Büschen hinunter. Immer rund herum, fast eine Stunde. Ein junger Assistenzarzt, der Nachtwache hatte, begegnete ihr und sprach sie an. Er war ein junger Araber – sie ließ ihn stehen und wanderte weiter durch den Garten.
    In Laghouat sehe ich ihn wieder, dachte sie. Und in Laghouat

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