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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Berber Khennef Said vor der schlafenden Gestalt im Wüstensand stehen und starrte von seinem Kamel auf sie herab. Bobo drängte sich ängstlich an Hilde; er sah auf die brennende Fackel und fürchtete sich.
    Khennef hob die Hand und ließ sein Tier niederknien. Dann sprang er aus dem Sattel und ging schnell zu der Schlafenden. Er scharrte den Sand von der Decke und beugte sich über ihr Gesicht, so tief, daß er ihren schwachen Atem vernahm. Ein Diener, ein großer, bulliger Neger, lief mit einem Beutel Wasser heran und kniete neben Hilde nieder, hob ihren Kopf und träufelte das kalte Naß über ihr Gesicht und zwischen ihre aufgesprungenen Lippen. Sie schluckte unbewußt, aber das Wasser durchrann sie und gab ihr Leben und Kraft.
    Khennef hatte sich neben Hilde auf den Boden gesetzt. Er war ein großer, etwas dürrer Mann mit einem scharfen Gesicht, schwarzen Augen und einem graudurchsetzten Bart, der mit einem wirren Schnurrbart zusammenwuchs. Seine dicke Djellabah war weiß und gepflegt, mit einer goldenen Litze und einer Brokatkordel verziert. Um seinen Hals schaukelte an einer schmalen Kette das kleine Koranbuch mit dem goldenen Einband, das Zeichen der Mekkapilger. Sein Gesicht war durch eine breite Narbe, die sich vom linken Auge über die Stirn zog, etwas entstellt, doch verwüstete sie nicht den Gesamteindruck eines Menschen, der voll Willen und Klugheit war.
    Bobo kratzte und biß, als der Neger ihn von Hildes Brust nehmen wollte; er spuckte und fletschte mit den Zähnen, bis man ihn bei ihr ließ und die Schlafende, mit Bobo im Arm, zu dem großen Kamel trug. Hier legte sie Khennef vor sich in den Sattel, deckte sie mit der Decke zu und ließ den Körper an seiner Brust ruhen. Dann gab er das Zeichen zum Aufbruch und reichte die Fackel dem riesigen Neger, der jetzt vorausritt.
    Hilde lächelte im Schlaf. Sie spürte das Schaukeln. Ich schwebe, dachte sie, ich schwebe hinauf zu den Sternen. Der Wind trägt mich. Ich bin wie eine Feder. Schwerelos schwimme ich im Raum. Hinauf, dem Himmel entgegen geht der Flug. Und so träumte sie von der Ewigkeit und der Schönheit Gottes und wurde ins Leben zurückgetragen, das sie in Gedanken bereits verlassen hatte.
    Von dem Schaukeln des Kamels erwachte sie.
    Die Sonne stieg gerade empor, die Wüste wurde hell und feindlich. Da sah sie die schwarzen Augen Khennefs über sich, den Bart und die goldene Litze der Djellabah. Sie schloß die Augen wieder und ließ sich weitertragen, dankbar der Gnade weiterzuleben und ängstlich vor dem Ungewissen, das nach diesem Erwachen folgen würde.
    Der Neger ritt noch immer voraus. Er sang.
    Langgezogen quoll seine tiefe Stimme aus der breiten Brust. Ein schwermütiges Lied war es, ein Gesang aus den Wäldern des riesigen Kongo.
    Khennef winkte. Der Neger schwieg. Hilde war erwacht.
    »Ich danke Ihnen«, sagte sie leise und sah Khennef in die Augen. Der Berber nickte und stützte sie, als das Kamel in dem heißen Sand niederkniete.
    Es ist stinklangweilig.
    Sechsmal habe ich mir von Hauptmann Prochaine die tolle Geschichte von Amar Ben Belkacem und Leutnant Grandtours angehört, dann habe ich beim siebenten Mal eine Flasche Whisky genommen und sie dem Hauptmann an den Mund gesetzt. Das überzeugte ihn; er schwieg von da an und erzählte nur noch ziemlich deutliche Schwanke aus seinen Kasernenjahren.
    Seit zehn Tagen bin ich in Fort III, mitten in der Wüste. Ein Konvoi Soldaten, der siebzehn Legionäre, die nach Rabat und Marrakesch in Urlaub fuhren, ablösen sollte, begleitete mich von Bou Saâda über Djelfa und Laghouat nach Fort III, wo mich Prochaine mit Hallo empfing und mir sagte, daß er glücklich sei, den ›Geist der Wüste‹ zu sehen, nach dem er und vier seiner Vorgänger in drei Jahren vergeblich geforscht hatten. Man hatte mich also doch bemerkt und mich gesucht, und es zeugt von dem großen Mut, der Kaltblütigkeit und dem wilden Geist Amar Ben Belkacems, daß er mich immer wieder durch die Gebiete führte, die so gefährlich für ihn waren. Warum er das tat – ich weiß es nicht. Vielleicht hatte ihm der geheimnisvolle, blauäugige Sidi Mohammed Ben Scheik el Mokhtar verboten, mich in die Nähe der geheimen Lager der Nationalisten zu führen. So zog Amar Ben Belkacem mit mir ruhelos in der Wüste herum, immer die Gefahr im Nacken, von den Truppen entdeckt zu werden.
    Fort III ist ein elendes Nest. Wenn hier nicht Leutnant Grandtours von Amar Ben Belkacem im Lazarett überfallen worden wäre, spräche niemand

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