Die Straße
lauschten. Kein Wind. Totenstille. Nach einer Weile stand er auf und trat auf die Straße hinaus. Er drehte sich zu dem Jungen um. Na komm, sagte er. Der Junge tat wie geheißen, und der Mann wies auf die Spuren in der Asche, wo der Lastwagen gefahren war. Der Junge stand da, in die Decke gehüllt und den Blick auf die Straße gesenkt.
Er konnte nicht wissen, ob sie den Lastwagen wieder in Gang gebracht hatten. Nicht wissen, wie lange sie gewillt waren, im Hinterhalt zu liegen. Er schob sich den Rucksack von den Schultern, setzte sich hin und machte ihn auf. Wir müssen etwas essen, sagte er. Hast du Hunger?
Der Junge schüttelte den Kopf.
Nein. Natürlich nicht. Er nahm die Plastikflasche mit Wasser heraus, schraubte den Deckel ab und hielt sie dem Jungen hin, der sie nahm und im Stehen daraus trank. Er senkte die Flasche, kam wieder zu Atem, setzte sich im Schneidersitz auf die Straße und trank erneut. Dann gab er die Flasche zurück, der Mann trank, schraubte den Deckel wieder auf und durchstöberte den Rucksack. Sie aßen eine Dose weiße Bohnen, die sie zwischen sich hin- und hergehen ließen und in den Wald warfen, als sie leer war. Dann machten sie sich wieder auf den Weg die Straße entlang.
Die Lastwagen-Leute hatten direkt auf der Straße kampiert. Sie hatten ein Feuer gemacht, und im geschmolzenen Teer klebten verkohlte Holzscheite, dazu Asche und Knochen. Er ging in die Hocke und hielt die Hand über den Teer. Eine schwache Wärme ging davon aus. Er stand auf und blickte die Straße entlang. Dann ging er mit dem Jungen in den Wald zurück. Ich möchte, dass du hier wartest, sagte er. Ich gehe nicht weit weg. Ich kann dich hören, wenn du rufst.
Nimm mich mit, sagte der Junge. Er machte ein Gesicht, als würde er gleich zu weinen anfangen.
Nein. Ich möchte, dass du hier wartest.
Bitte, Papa.
Hör auf. Ich möchte, dass du tust, was ich dir sage. Nimm den Revolver.
Ich will den Revolver nicht.
Ich habe dich nicht gefragt, ob du ihn willst. Nimm ihn.
Er marschierte durch den Wald zu der Stelle, wo sie den Einkaufswagen zurückgelassen hatten. Er lag noch dort, war aber geplündert worden. Die wenigen Sachen, die sie nicht mitgenommen hatten, verstreut im Laub. Ein paar Bücher und Spielzeuge, die dem Jungen gehörten. Seine alten Schuhe und ein paar zerlumpte Kleidungsstücke. Er stellte den Wagen auf, legte die Sachen des Jungen hinein und schob ihn auf die Straße. Dann ging er zurück. Es war nichts da. Im Laub dunkle Flecken von getrocknetem Blut. Der Rucksack des Jungen war fort. Zurückgekehrt, fand er Knochen und Haut zusammengeschoben und mit Steinen abgedeckt. Ein kleiner Tümpel Innereien. Er stieß die Knochen mit der Fußspitze an. Sie sahen aus, als wären sie gekocht worden. Keinerlei Kleidungsstücke. Wieder brach Dunkelheit herein, es war bereits sehr kalt, und er drehte sich um, ging zu der Stelle, wo er den Jungen zurückgelassen hatte, kniete sich hin, legte die Arme um ihn und hielt ihn fest.
Sie schoben den Wagen durch den Wald bis zu der alten Straße, wo sie ihn stehen ließen und, wegen der hereinbrechenden Dunkelheit in großer Eile, Richtung Süden gingen. Der Junge stolperte nur noch, so müde war er, und der Mann hob ihn hoch, setzte ihn sich auf die Schultern, und sie gingen weiter. Als sie bei der Brücke anlangten, herrschte kaum noch Licht. Er setzte den Jungen ab, und sie tasteten sich zum Ufer hinunter. Unter der Brücke holte er sein Feuerzeug hervor, entzündete es und suchte mit dem flackernden Licht den Boden ab. Von dem kleinen Flüsschen angeschwemmter Sand und Kies. Er stellte den Rucksack ab, steckte das Feuerzeug ein und fasste den Jungen bei den Schultern. In der Dunkelheit konnte er ihn gerade noch ausmachen. Ich möchte, dass du hier wartest, sagte er. Ich gehe Holz holen. Wir brauchen ein Feuer.
Ich habe Angst.
Ich weiß. Aber ich entferne mich nicht weit und werde dich hören können, und wenn du Angst bekommst, kannst du mich rufen, dann komme ich sofort.
Ich habe wirklich Angst.
Je eher ich gehe, desto eher bin ich wieder da, und dann haben wir ein Feuer, und du hast keine Angst mehr. Leg dich nicht hin. Wenn du dich hinlegst, schläfst du ein, und wenn ich dann nach dir rufe, gibst du keine Antwort und ich kann dich nicht finden. Verstehst du?
Der Junge gab keine Antwort. Er war kurz davor, die Geduld mit ihm zu verlieren, als ihm aufging, dass der Junge im Dunkeln den Kopf schüttelte. Okay, sagte er. Okay.
Er
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