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Die Straße

Die Straße

Titel: Die Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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im geschrumpften Beutel seines Magens schwappte und gurgelte. Er blieb stehen, um sich auszuruhen, und setzte sich wieder in Bewegung. Als er beim Wald anlangte, machte der Junge den Eindruck, als hätte er sich gar nicht gerührt, und er kniete sich hin, stellte die Gläser vorsichtig auf das Nadelbett, steckte sich den Revolver wieder in den Gürtel und saß dann einfach nur da und betrachtete den Jungen.
     
    Den Nachmittag verbrachten sie damit, in die Decken gehüllt Äpfel zu essen. Das Wasser aus den Gläsern zu trinken. Er nahm das Päckchen mit dem Getränkepulver aus der Tasche, öffnete es, goss es in das Glas, rührte um und gab es dem Jungen. Das hast du gut gemacht, Papa, sagte er. Er schlief, während der Junge Wache hielt, und am Abend nahmen sie ihre Schuhe aus dem Wagen, zogen sie an, gingen zum Farmhaus hinunter und holten die restlichen Äpfel. Sie füllten drei Gläser mit Wasser und schraubten die zweiteiligen Deckel auf, die er in einer Schachtel auf einem Bord im Küchenvorraum gefunden hatte. Dann wickelte er alles in eine der Decken, packte es in den Rucksack, schnallte die anderen Decken am Rucksack fest und schulterte ihn. In der Tür stehend, sahen sie zu, wie im Westen das Licht über der Welt schwand. Dann gingen sie die Zufahrt hinunter und machten sich wieder auf den Weg die Straße entlang.
     
    Der Junge klammerte sich an seiner Jacke fest, und er hielt sich am Straßenrand und versuchte, im Dunkel das Pflaster unter seinen Füßen zu ertasten. In der Ferne konnte er Donner hören, und nach einer Weile war vor ihnen ein trübes Wetterleuchten zu sehen. Er holte das Stück Plastikplane aus dem Rucksack, aber es war kaum mehr genug da, um sie beide zu bedecken. Nebeneinander stolperten sie dahin. Es gab nichts, wo sie hinkonnten. Sie hatten die Kapuzen ihrer Jacken aufgesetzt, aber die Jacken wurden nass und schwer vom Regen. Er blieb auf der Straße stehen und versuchte, die Plane zurecht-zuziehen. Der Junge zitterte heftig.
    Du frierst, nicht wahr?
    Ja.
    Wenn wir stehen bleiben, wird uns richtig kalt.
    Mir ist jetzt schon richtig kalt.
    Was willst du tun?
    Können wir haltmachen?
    Ja. Okay. Wir können haltmachen.
     
     
    Es war von einer Unzahl solcher Nächte die längste, an die er sich erinnern konnte. Sie lagen am Straßenrand auf dem feuchten Boden unter den Decken, der Regen prasselte auf die Plane, er hielt den Jungen in den Armen, und nach einer Weile hörte der Junge zu zittern auf und schlief etwas später ein. Der Donner verzog sich in Richtung Norden und verstummte, und dann regnete es nur noch. Er schlief ein und erwachte, der Regen ließ nach und hörte nach einer Weile auf. Er fragte sich, ob es überhaupt schon Mitternacht war. Er hustete, der Husten wurde schlimmer und weckte das Kind. Es dauerte lange, bis die Morgendämmerung kam. Von Zeit zu Zeit stand er auf, um nach Osten zu blicken, und nach einer Weile war es Tag.
     
     
    Er schlang nacheinander ihre Jacken um den Stamm eines kleinen Baumes und wrang das Wasser aus. Er ließ den Jungen sich ausziehen und wickelte ihn in eine der Decken, und während er zitternd dastand, wrang er das Wasser aus seinen Kleidern und gab sie ihm wieder. Wo sie geschlafen hatten, war der Boden trocken, und dort saßen sie, die Decken um sich gelegt, aßen Äpfel und tranken Wasser. Dann machten sie sich wieder auf den Weg, gebeugt, die Kapuzen übergezogen und in ihren Lumpen zitternd wie Bettelmönche, die man ausgeschickt hatte, sich ihren Unterhalt zu suchen.
     
    Bis zum Abend waren sie wenigstens trocken. Sie studierten die Kartenblätter, aber er hatte kaum eine Vorstellung davon, wo sie sich befanden. Er stand auf einer Erhebung der Straße und versuchte, sich im Zwielicht zu orientieren. Sie verließen die Schnellstraße und nahmen eine schmale Straße über Land, gelangten schließlich zu einer Brücke mit einem trockenen Flussbett, kletterten die Uferböschung hinunter und kauerten sich darunter.
    Können wir ein Feuer machen?, fragte der Junge.
    Wir haben kein Feuerzeug mehr.
    Der Junge wandte den Blick ab.
    Tut mir leid. Ich habe es fallen lassen. Ich wollte es dir nicht sagen.
    Ist schon gut.
    Ich suche uns Feuerstein. Ich halte schon die ganze Zeit die Augen danach offen. Und wir haben noch die kleine Flasche Benzin.
    Okay.
    Ist dir sehr kalt?
    Ist schon okay.
    Der Junge hatte den Kopf in den Schoß des Mannes gebettet. Nach einer Weile sagte er: Die werden diese Leute umbringen, stimmt̕s?
    Ja.
    Warum machen sie

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