Die Straße
Felder zu dem Kiefernwald hinüber, wo der Junge schlief. Er ging den Obstgarten hinauf und blieb dann erneut stehen. Er war auf etwas getreten. Er machte einen Schritt zurück, kniete sich hin und teilte mit den Händen das Gras. Es war ein Apfel. Er hob ihn auf und hielt ihn ans Licht. Hart, braun und verschrumpelt. Er wischte ihn mit dem Tuch ab und biss hinein. Trocken und fast geschmacklos. Aber ein Apfel. Er aß ihn vollständig, samt Kerngehäuse. Er hielt den Stiel zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ ihn fallen. Dann ging er mit vorsichtigen Schritten durch das Gras. Seine Füße waren noch immer mit den Überresten des Jacketts und den Plastikfetzen umwickelt, und er setzte sich hin, löste die Umwickelungen, stopfte sie sich in die Tasche und ging barfuß die Baumreihen entlang. Am anderen Ende des Obstgartens angelangt, hatte er vier weitere Äpfel gefunden, steckte sie ein und kam zurück. Er ging Reihe für Reihe ab, bis er ein Puzzle ins Gras getreten hatte. Er hatte mehr Äpfel gefunden, als er tragen konnte. Er durchstöberte das Gras um die Stämme herum, füllte sich die Taschen, häufte Äpfel in die Kapuze seines Parkas und stapelte sie zum Tragen auf seinem an die Brust gedrückten Unterarm. Am Scheunentor lud er sie ab, dann setzte er sich hin und wickelte sich die gefühllosen Füße.
Im Vorraum vor der Küche hatte er einen alten Weidenkorb voller Einweckgläser gesehen. Er stellte den Korb auf den Boden, nahm die Gläser heraus, stülpte ihn um und klopfte den Schmutz heraus. Dann hielt er inne. Was hatte er gesehen? Ein Abflussrohr. Ein Spalier. Die dunkle Serpentine einer toten Weinrebe, die daran herablief wie die Ertragskurve irgendeines Unternehmens. Er stand auf, ging durch die Küche zurück in den Garten und betrachtete das Haus. Die Fenster spiegelten den grauen, namenlosen Tag. Das Abflussrohr lief an der Verandaecke hinab. Er hatte den Korb noch in der Hand, stellte ihn nun im Gras ab und stieg die Verandatreppe hinauf. Das Rohr verlief am Eckpfosten entlang in einen Be-tonbehälter. Er wischte den Abfall und die verrotteten Flie-gengitterstücke vom Behälterdeckel, holte den Besen aus der Küche, fegte den Deckel sauber, stellte den Besen in die Ecke und nahm den Deckel vom Behälter. Drinnen befand sich ein Fangkorb mit nassem grauem Schlamm vom Dach, gemischt mit einem Kompost aus totem Laub und Zweigen. Er hob den Fangkorb heraus und stellte ihn auf den Boden. Darunter war weißer Kies. Er scharrte den Kies mit der Hand zurück. Der Behälter darunter war gefüllt mit Holzkohle, aus ganzen Ästen und Zweigen gebrannten Stücken, grauschwarzen Abbildern der Bäume selbst. Er setzte den Fangkorb wieder ein. In den Boden war ein Ring aus Messing eingelassen. Er griff nach dem Besen und fegte die Asche weg. In den Dielen waren Sägefugen zu erkennen. Er fegte die Dielen sauber, kniete sich hin, hakte die Finger in den Ring, hob die Falltür und klappte sie zurück. Dort unten in der Dunkelheit befand sich eine Zisterne, gefüllt mit Wasser, das so frisch war, dass er es riechen konnte. Er legte sich auf den Bauch und langte nach unten. Er konnte das Wasser gerade berühren. Er schob sich ein Stück nach vorn, langte abermals nach unten, schöpfte eine Handvoll auf, roch daran, kostete und trank schließlich. Er lag lange Zeit dort und führte, immer eine Handvoll auf einmal, das Wasser zum Mund. In seiner Erinnerung fand sich nichts, was je so gut gewesen wäre.
Aus dem Küchenvorraum holte er zwei Einweckgläser und einen alten blauen Emailletopf. Er wischte den Topf aus und füllte ihn durch Eintauchen mit Wasser, das er dazu be-nutzte, die Gläser zu reinigen. Dann langte er mit einem der Gläser nach unten, tauchte es ein, bis es voll war und holte es tropfend herauf. Das Wasser war ganz klar. Er hielt es ans Licht. Ein einzelner Sedimentfaden, der sich langsam um irgendeine hydraulische Achse drehte. Er neigte das Glas und trank, trank langsam, leerte das Glas jedoch fast vollständig. Mit aufgeblähtem Bauch saß er da. Er hätte noch mehr trinken können, tat es aber nicht.Er goss das restliche Wasser in das andere Glas, spülte es aus, füllte beide Gläser, schloss dann die Falltür über der Zisterne, stand auf und machte sich, die Taschen voller Äpfel und in den Händen die Gläser mit Wasser, auf den Weg über die Felder zu dem Kiefernwald.
Er war länger weggeblieben, als er vorgehabt hatte, und beeilte sich nach Kräften, sodass das Wasser
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