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Die Straße

Die Straße

Titel: Die Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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nicht.
    Geht̕s dir gut?
    Ja.
    Was ist denn?
    Meinst du, wir sollten den Leuten danken?
    Den Leuten?
    Den Leuten, von denen wir das alles haben.
    Ach so. Ja, ich denke, das könnten wir.
    Machst du es?
    Warum machst du es nicht?
    Ich weiß nicht, wie.
    Doch, das weißt du. Du weißt, wie man danke sagt.
    Der Junge saß da und starrte auf seinen Teller. Er wirkte hilflos. Der Mann setzte gerade zum Sprechen an, als der Junge sagte: Liebe Leute, danke für das ganze Essen und die Sachen. Wir wissen, dass ihr es für euch selbst aufbewahrt habt, und wenn ihr hier wärt, würden wir es nicht essen, ganz gleich wie hungrig wir wären, und es tut uns leid, dass ihr nichts davon bekommen habt, und wir hoffen, dass ihr im Himmel beim lieben Gott in Sicherheit seid.
    Er blickte auf. Ist das okay?, fragte er.
    Ja. Ich denke, das ist okay.
     
     
    Er wollte nicht allein im Bunker bleiben. Er folgte dem Mann über den Rasen hin und her, während dieser die Plastikkanister mit Wasser in das Badezimmer im hinteren Teil des Hauses trug. Sie nahmen den kleinen Kocher und ein paar Töpfe mit, und er machte Wasser heiß, goss es in die Badewanne und goss Waser aus den Plastikkanistern dazu. Es dauerte lange, aber er wollte, dass es schön warm wurde. Als die Wanne fast voll war, zog sich der Junge aus, stieg zitternd in das Wasser und setzte sich hin. Dürr und schmutzig und nackt. Die Arme um den Oberkörper geschlungen. Das einzige Licht ging von dem Ring blauer Zähne am Brenner des Kochers aus. Na, was sagst du?, fragte der Mann.
    Endlich warm.
    Endlich warm?
    Ja.
    Wo hast du denn das her?
    Ich weiß nicht.
    Okay. Endlich warm.
     
     
    Er wusch ihm das dreckige, verfilzte Haar und säuberte ihn mit der Seife und den Schwämmen. Er ließ das schmutzige Wasser ab, in dem der Junge saß, übergoss ihn mit frischem, warmem Wasser aus dem Topfund hüllte den Zitternden in ein Handtuch, um das er noch eine Decke schlug. Er kämmte ihm das Haar und sah ihn an. Dampf stieg von ihm auf wie Rauch. Bist du okay?, fragte er.
    Ich habe kalte Füße.
    Du wirst auf mich warten müssen.
    Beeil dich.
    Er badete, dann stieg er aus der Wanne, schüttete Waschmittel in das Badewasser und stieß mit einem Ausgussreini-ger ihre stinkenden Jeans in die Lauge. Bist du so weit?, fragte er.
    Ja.
    Er drehte den Brenner herunter, bis er flackernd ausging, dann knipste er die Taschenlampe an und legte sie auf den Boden. Sie setzten sich auf den Wannenrand und zogen ihre Schuhe an, dann gab er dem Jungen den Topf und die Seife, nahm selbst den Kocher, die kleine Gasflasche und den Revolver, und sie gingen, in ihre Decken gehüllt, über den Rasen zurück zum Bunker.
    In neuen Pullovern und Socken und in die neuen Decken gehüllt, saßen sie, ein Damebrett zwischen sich, auf der Pritsche. Er hatte einen kleinen Gasofen angeschlossen, und sie tranken Coca-Cola aus Plastikbechern, und nach einer Weile ging er zum Haus zurück, wrang die Jeans aus, brachte sie in den Bunker mit und hängte sie zum Trocknen auf.
    Wie lange können wir hier bleiben, Papa?
    Nicht lange.
    Wie lange ist das?
    Ich weiß nicht. Vielleicht noch einen Tag. Zwei.
    Weil es gefährlich ist.
    Ja.
    Meinst du, sie finden uns?
    Nein. Sie finden uns nicht.
    Vielleicht doch.
    Nein. Sie finden uns nicht.
     
    Später, als der Junge schlief, ging er zum Haus und schleppte ein paar Möbelstücke auf den Rasen hinaus. Dann holte er eine Matratze, legte sie auf die Luke, zog sie von innen über das Sperrholz und ließ vorsichtig die Luke herab, sodass die Matratze sie vollständig bedeckte. Es war keine sehr raffinierte Tarnung, aber besser als gar nichts. Während der Junge schlief, saß er auf der Pritsche und schnitzte mit seinem Messer aus einem Ast falsche Patronen, die er sorgfältig und unter häufigem Nachschnitzen in die leeren Bohrungen der Trommel einpasste. Er formte die Enden mit dem Messer, schmirgelte sie mit Salz glatt und verrieb Schmutz darauf, bis sie die Farbe von Blei hatten. Als er alle fünf fertig hatte, schob er sie in die Trommel, ließ diese zuschnappen, drehte den Revolver um und betrachtete ihn. Selbst aus dieser kurzen Entfernung sah die Waffe wie geladen aus, und er legte sie beiseite und stand auf, um die Beine der über dem Ofen dampfenden Jeans zu befühlen.
     
     
    Er hatte die kleine Handvoll leerer Patronenhülsen für den Revolver aufbewahrt, aber sie waren mit allem anderen fort. Er hätte sie in seiner Tasche aufbewahren sollen. Sogar die letzte hatte er

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