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Die Straße

Die Straße

Titel: Die Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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Fußende. Er drehte sich um und sah den Jungen an, der über ihm kauerte und in den von der Lampe aufsteigenden Rauch blinzelte, dann stieg er auf die unteren Stufen hinab, setzte sich hin und hielt die Lampe nach vorn. O mein Gott, flüsterte er. O mein Gott.
    Was ist denn, Papa?
    Komm herunter. O mein Gott. Komm herunter.
     
     
     
    Kiste auf Kiste mit Konserven. Tomaten, Pfirsiche, Bohnen, Aprikosen. Dosenschinken. Corned Beef. Wasser, Hunderte von Litern, in 40-Liter-Plastikkanistern. Papierhandtücher, Toilettenpapier, Pappteller. Plastikmüllsäcke, vollgestopft mit Decken. Er fasste sich an die Stirn. O mein Gott, sagte er. Er blickte sich zu dem Jungen um. Alles in Ordnung, sagte er. Komm herunter.
    Papa?
    Komm herunter. Komm herunter, das musst du sehen.
    Er stellte die Lampe auf eine Stufe, stieg hinauf und nahm den Jungen bei der Hand. Komm, sagte er. Alles in Ordnung.
    Was hast du gefunden?
    Ich habe alles gefunden. Alles. Warte nur, bis du das siehst. Er führte ihn die Treppe hinunter, griff nach der Flasche und hielt sie hoch. Siehst du das?, sagte er. Siehst du das?
    Was ist das alles, Papa?
    Essen. Kannst du das lesen?
    Birnen. Da steht Birnen.
    Ja. Ja, das steht da. O ja.
     
    Der Raum war gerade so hoch, dass er stehen konnte. Er duckte sich unter einer Laterne mit grüner Metallblende hindurch, die an einem Haken von der Decke hing. Er hielt den Jungen bei der Hand, und sie gingen an den Reihen mit Schablonenschrift versehener Kartons entlang. Chili, Mais, Ragout, Suppe, Spaghettisauce. Die Fülle einer verschwundenen Welt. Warum ist das hier?, fragte der Junge. Ist das echt?
    O ja. Das ist echt.
    Er hievte einen der Kartons herunter, riss ihn auf und hielt eine Dose Pfirsiche hoch. Es ist hier, weil irgendwer gedacht hat, dass es vielleicht einmal gebraucht wird.
    Aber sie sind nicht dazu gekommen, es zu verwenden.
    Nein.
    Sie sind gestorben.
    Ja.
    Dürfen wir das jetzt nehmen?
    Ja. Das dürfen wir. Sie hätten das auch gewollt. Genau wie umgekehrt auch wir es wollen würden.
    Waren sie die Guten?
    Ja. Das waren sie.
    Wie wir.
    Wie wir. Ja.
    Also ist es okay.
    Ja. Es ist okay.
     
    Es gab Messer und Plastikutensilien, Besteck und Kochzubehör in einer Plastikbox. Einen Dosenöffner. Es gab elektrische Taschenlampen, die nicht funktionierten. Er fand eine Schachtel Batterien und Trockenzellen und sah sie durch. Größtenteils korrodiert und mit austretendem Säurebrei, aber einige sahen intakt aus. Es gelang ihm schließlich, eine der Laternen anzuzünden, und er stellte sie auf den Tisch und blies die qualmende Flamme der Lampe aus. Er riss eine Deckelklappe des geöffneten Kartons ab und wedelte damit den Rauch hinaus, dann stieg er die Treppe hinauf, ließ die Luke herab und wandte sich dem Jungen zu. Was möchtest du gern zu Abend essen?, fragte er.
    Birnen.
    Eine gute Wahl. Dann also Birnen.
    Er nahm zwei Pappschalen aus einem in Plastikfolie eingeschweißten Stapel und stellte sie auf den Tisch. Er rollte die Matratzen auf den Bettgestellen aus, damit sie darauf sitzen konnten, dann riss er den Karton mit Birnen auf, nahm eine Dose heraus, stellte sie auf den Tisch, hakte den Dosenöffner am Deckel ein und begann das Rad zu drehen. Er sah den Jungen an. Der saß, immer noch in die Decke gehüllt, still auf dem Bett und sah ihm zu. Der Mann dachte, dass er das alles hier noch nicht ganz an sich herangelassen hatte. Man konnte jederzeit im dunklen, nassen Wald erwachen. Das werden die besten Birnen sein, die du je gegessen hast, sagte er. Die besten. Wart̕s nur ab.
     
    Sie saßen nebeneinander und aßen die Dose Birnen. Dann aßen sie eine Dose Pfirsiche. Sie leckten die Löffel ab und tranken den kräftigen, süßen Sirup aus den Schalen. Sie sahen einander an.
    Eine noch.
    Ich möchte nicht, dass dir schlecht wird.
    Mir wird nicht schlecht.
    Du hast lange Zeit nichts gegessen.
    Ich weiß.
    Okay.
     
     
    Er legte den Jungen auf dem Bettgestell schlafen, strich ihm das schmutzige Haar auf dem Kissen glatt und deckte ihn zu. Als er die Treppe hinaufstieg und die Klappe anhob, war es draußen fast dunkel. Er ging zur Garage, holte den Rucksack, kam zurück, warf einen letzten Blick in die Runde, ging dann die Treppe hinunter, zog die Klappe zu und steckte einen der Zangengriffe durch das kräftige Schließband an der Innenseite. Die elektrische Laterne begann schon trübe zu werden, und er durchsuchte die Vorräte, bis er ein paar Kartons weißes Benzin in 4-Liter-Kanistern fand. Er lüpfte

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