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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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ihm Handelsfreiheit im ganzen Königreich gewährte. Die guten Verbindungen zum König und seinem Hof waren die Grundlage für Filippos überwältigenden Erfolg.
    Sein Bruder Lorenzo verstrickte sich dagegen immer mehr in die Probleme von Jacopo Strozzis Nachlass. Er kehrte noch einmal nach Brügge zurück und erwog sogar, ganz dort zu bleiben, als ihm eine gute Stellung in der Medici-Niederlassung angeboten wurde. Erst Anfang 1464 kam er schließlich nach Neapel. Nun aber schob die Mutter es heraus, Florenz zu verlassen. Sie verlangte, dass ihre Söhne sich erst verheiraten sollten, bevor sie selbst nach Neapel komme, und betrieb mit großem Eifer die Suche nach geeigneten Bräuten. Das übliche Problem war nicht nur, dass die Familien ihre Töchter nicht mit einem Verbannten verheiraten wollten – auch Alessandra selbst hatte ihre Ansprüche. Sie wünschte keine hässlichen Schwiegertöchter, und außer Schönheit sollten sie möglichst auch viele gute Eigenschaften besitzen. «Was mich angeht, so möchte ich so traurige Gestalten nicht vor mir sehen, es bringt wenig Genugtuung, sie im Haus zu haben», schrieb sie an Filippo. Die Sache kam nicht so recht voran, auch weil Filippo und Lorenzo keine Eile zeigten, den Junggesellenstand aufzugeben. Der Haushalt in Neapel lief auch ohne das Walten einer Hausfrau gut. Die Sklavin Marina führte ihn zu voller Zufriedenheit und erfüllte offenbar auch sonstige eheliche Pflichten. Lorenzo hatte in Neapel eine Geliebte gefunden, die ihm zwei Kinder gebar. Diese schickte er schon als Kleinkinder zu seiner Mutter nach Florenz.

FLORENTINER KRISEN UND
ENTTÄUSCHTE HOFFNUNGEN
    I nzwischen geschahen in Florenz Dinge, die hoffen ließen, dass das Exil doch früher ein Ende nehmen könnte, als es der Bannspruch vorsah. Am 1. September 1464 starb in seiner Villa in Careggi bei Florenz Cosimo de’ Medici. In der Folge regte sich Widerstand gegen die Vormachtstellung der Medici, selbst bei deren engsten Anhängern. Man forderte eine Rückkehr zu demokratischeren Gepflogenheiten. Cosimos Sohn Piero, schwer an der Gicht leidend, hatte die Kontrolle nicht mehr fest in der Hand. Diese neue politische Lage fand sogleich ein Echo in der Familienkorrespondenz, denn Alessandra Macigni verfolgte mit lebhaftem Interesse die politischen Entwicklungen. Schon am 15. September, zwei Wochen nach Cosimos Tod, schrieb sie an Filippo: «Ohne Zweifel haben sich einige Bürger nach dem Todesfall, der sich ereignet hat, Gedanken über eine Änderung der Regierung dieser Stadt gemacht.» Sie hörte herum, um zu erfahren, wie die Stimmung war, und ließ alle ihre Verbindungen spielen, um einflussreiche Bürger zu bewegen, sich für eine Aufhebung des Banns ihrer Söhne einzusetzen. Bei ihren Bemühungen wandte sie sich zunächst an jene Männer, die den Widerstand gegen Piero de’ Medici anführten. Die wichtigsten von ihnen waren Luca Pitti, Angelo Acciaiuoli und Dietisalvi di Nerone, drei der großen Bürger der Stadt. Acciaiuoli stand den Strozzi-Brüdern schon lange nahe. Er hatte Handelsniederlassungen im Königreich Neapel und besaß dort auch Feudalgüter, weshalb er öfter in Neapel weilte und Filippo gut kannte.
    Aber gerade der Antagonismus zwischen Piero de’ Medici und diesen großen Bürgern erwies sich als ein Hindernis. Das zeigte sich schon, als Filippo und Lorenzo Strozzi sich um eine Genehmigung bemühten, für kurze Zeit nach Florenz zurückkommen zu dürfen,um dort, in Hinsicht auf die Übersiedlung ihrer Mutter nach Neapel, ihre Angelegenheiten zu regeln. Der Vorschlag erhielt keine Mehrheit in den zuständigen Regierungsgremien, die Widerstände kamen vor allem von Piero de’ Medicis Getreuen. Nach langem Hin und Her erhielt Lorenzo im Februar 1465 dann doch die gewünschte Erlaubnis – man griff dabei sogar zu einem juristischen Trick, um zu verhindern, dass er festgenommen wurde. Aber er durfte die Stadt nicht betreten und musste sich mit seiner Mutter außerhalb von Florenz treffen, wo ihn außer den Verwandten auch Luca Pitti und Angelo Acciaiuoli besuchten. Sie versprachen, sich dafür einzusetzen, dass die Verbannung aufgehoben wurde.
    Ermutigt von diesem ersten Erfolg begannen jetzt die großen Manöver. Der größte Trumpf in diesem diplomatischen Spiel war König Ferrante von Neapel. Er war Filippo wohlgesinnt und, wie Alessandra meinte, ihm auch verpflichtet, womit sie offenbar auf die dem König in schwieriger Lage gewährten Kredite anspielte. Noch während Lorenzo

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