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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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Augenblick.«
    Der Eingangsbereich des Hauses war geräumig, auf dem Holzboden lagen weiche Perserteppiche, und an den Wänden hingen Bilder mit religiösen Szenen.
    Ana vertrieb sich die Zeit damit, die Bilder zu betrachten, und merkte gar nicht, dass ein alter Herr sie von der Türschwelle aus beobachtete.
    »Guten Tag, Mrs.  Jiménez.«
    »Ah! Guten Tag. Entschuldigen Sie, ich hatte gar nicht bemerkt, dass …«
    »Kommen Sie in mein Büro. Sie sind also eine Freundin von Jerry Donalds.«
    Ana lächelte und ließ die Frage unbeantwortet, denn eigentlich wusste sie gar nichts über diesen Donalds, der offensichtlich die verschlossensten Türen von ganz London öffnen konnte.
    Jerry Donalds war ein Freund eines mit Ana befreundeten Diplomaten, der erst in London und jetzt in Brüssel bei der Europäischen Union war. Es war nicht leicht gewesen, ihn zu überreden, ihr zu helfen, aber am Ende hatte er den Kontakt zu Jerry Donalds hergestellt, der sie sehr freundlich anhörte und wenige Stunden später anrief und ihr mitteilte, der berühmte Professor Anthony McGilles werde sie empfangen.
    Der Professor ließ sich in einem Ledersessel nieder und forderte sie auf, sich auf das Sofa zu setzen. Gleich darauf, kam auch schon der Hausdiener mit dem Tee.
    Ein paar Minuten beantwortete Ana die Fragen von McGilles, der sich für die politische Lage in Spanien interessierte. Schließlich kam er zum Thema.
    »Also, Sie interessieren sich für die Templer.«
    »Ja, ich war überrascht, dass es sie noch gibt und dass sie eine Internetadresse haben, eben diese hier.«
    »Das hier ist ein Studienzentrum, nichts weiter. Und jetzt sagen Sie mir: Was wollen Sie wissen?«
    »Nun, wenn die Templer heutzutage wirklich noch existieren, dann würde ich gerne wissen, was sie tun, welche Aufgabe sie haben … Und dann würde ich Sie gerne zu ein paar historischen Ereignissen befragen, bei denen die Templer die Hauptakteure waren.«
    »Also, Miss, die Templer, so wie Sie sie sich vorstellen – so wie sie waren – gibt es nicht mehr.«
    »Dann ist die Information aus dem Internet falsch?«
    »Nein. Der Beweis ist, dass Sie hier sind und mit mir sprechen. Ich will Sie nur warnen, dass Sie sich in Ihrer blühenden Phantasie keine Ritter mit Schwertern in der Hand vorstellen. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wir sind eine Organisation, die sich dem Studium widmet. Heute ist unsere Aufgabe intellektueller und gesellschaftlicher Natur.«
    »Aber sind Sie die echten Erben des Templerordens?«
    »Als Papst Clemens V. den Orden auflöste, verteilten sich die Templer auf andere Orden. In Aragon wurden sie Teil des Ordens von Montesa; in Portugal schuf König Dionis einen neuen Orden, den Orden do Cristo; in Deutschland wurden sie Teil des Teutonischen Ordens und in Schottland hat sich der Orden nie aufgelöst. Die Kontinuität des Ordens in Schottland erklärt auch, warum der Geist des Templerordens bis in die heutige Zeit überlebt hat. Seit dem 1 5. Jahrhundert waren sie Teil der französischen Garde Escossaise, zum Schutz des Königs, und sie unterstützten die Jakobs-Dynastie in Schottland. Seit 1705 versteckt sich der Orden nicht mehr. In diesem Jahr wurden neue Statuten festgelegt und Louis-Philipp von Orléans zum Meister gewählt. Templer waren bei der Französischen Revolution dabei, bei Napoleons Herrschaft, bei der Unabhängigkeit Griechenlands, beim französischen Widerstand im Zweiten Weltkrieg …«
    »Aber wie? Über welche Organisation? Wie hießen sie?«
    »Die Templer haben seither ein stilles Leben geführt und sich ganz der Reflexion und dem Studium gewidmet. Es haben immer nur einzelne an den Ereignissen teilgenommen, aber immer mit Kenntnis der Brüder. Es gibt verschiedene Organisationen, Clubs wenn Sie so wollen, in denen sich Gruppen von Rittern treffen. Diese Clubs sind legal und über verschiedene Länder verteilt. Es ist heute nicht mehr dieselbe Organisation wie damals im 12. oder 13. Jahrhundert.
    Unsere Institution beschäftigt sich damit, die Geschichte und das Wirken von Einzelnen und von Gruppen des Templerordens von seiner Gründung bis heute zu studieren. Wir durchsuchen Archive, erforschen wie Historiker obskure Begebenheiten, suchen alte Dokumente. Ich sehe Enttäuschung in Ihrem Gesicht …«
    »Nein, es ist nur …«
    »Sie haben einen Ritter in Rüstung erwartet? Ich bedaure, Sie enttäuschen zu müssen. Ich bin nur ein emeritierter Professor der Universität von Cambridge. Ich bin

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