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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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anrufen.«
    Der Aufseher hatte das Angebot angenommen. Es war eine Menge Geld, nur um die Zellentüren von dem Stummen und den Bajerai aufzulassen. Da war doch nichts dabei, er tat ja nichts Böses, er würde nur vergessen abzuschließen.
    Im Gefängnis war es ruhig. Die Gefangenen waren seit zwei Stunden eingeschlossen. Die Flure waren nur spärlich beleuchtet, und die Aufseher schliefen.
    Die Bajerai versuchten, die Tür ihrer Zelle aufzustoßen, und stellten fest, dass sie offen war. Der Kerl hatte also Wort gehalten. Geduckt gingen sie ganz nah an der Wand entlang zum anderen Ende des Flures, wo die Zelle des Stummen lag. Wenn alles gut ging, wären sie in zehn Minuten wieder in ihrer Zelle, und keiner würde etwas mitbekommen.
    Sie waren ungefähr auf der Hälfte des Flures angelangt, als der Jüngere, der hinter seinem Bruder ging, eine Hand an seinem Hals spürte. Er konnte nicht schreien, er bekam einen Schlag auf den Kopf und verlor das Bewusstsein. Der Ältere drehte sich zu spät um. Ein Faustschlag traf seine Nase, und sie fing an zu bluten, auch er konnte nicht schreien, eine eiserne Hand drückte ihm den Hals zu und nahm ihm den Atem. Er spürte, wie das Leben aus ihm wich.
    Die beiden Brüder wachten in ihrer Zelle auf dem Boden liegend auf, während der verdutzte Aufseher den Alarm betätigte. Sie freuten sich, dass sie noch am Leben waren, als man sie auf die Krankenstation brachte, aber jemand hatte sie verraten.
    Der Arzt entschied, dass sie zur Beobachtung dableiben mussten. Sie hatten brutale Schläge auf den Kopf bekommen, und ihre Gesichter waren blutverschmiert und die Augen zugeschwollen. Sie klagten über Schmerzen, und die Krankenschwester spritzte ihnen ein Beruhigungsmittel, das sie erneut in Schlaf versetzte.
    Als Marco im Büro des Direktors ankam, berichtete dieser ihm besorgt, was passiert war. Er musste den Justizbehörden und den Carabinieri Bericht erstatten.
    Marco beruhigte ihn und bat darum, Frasquello sehen zu dürfen.
    »Ich habe meinen Teil erfüllt«, warf dieser ihm an den Kopf, kaum dass er das Büro betreten hatte.
    »Ja, und ich werde meinen erfüllen. Was ist passiert?«
    »Keine Fragen. Die Sache ist so gelaufen, wie Sie wollten. Der Stumme ist noch am Leben und die Türken auch, was wollen Sie mehr? Niemand hat Schaden genommen. Schön, man musste die beiden Burschen stoppen, aber es ist ihnen nichts Ernstes passiert.«
    »Ich will, dass Sie weiter ein Auge auf sie haben. Sie könnten es noch mal versuchen.«
    »Die beiden? Das glaube ich kaum.«
    »Sie oder andere. Seien Sie wachsam.«
    »Wann werden Sie mit dem Sicherheitsausschuss sprechen?«
    »Sobald das hier beendet ist.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Ich hoffe, in drei oder vier Tagen, nicht mehr.«
    »Gut. Dann halt dich an die Abmachung, Bulle, sonst wirst du dafür zahlen.«
    »Seien Sie nicht dumm, und hören Sie auf mir zu drohen.«
    »Denk an die Abmachung.«
    Frasquello verließ das Büro und schlug unter dem erstaunten Blick des Direktors die Tür hinter sich zu.
    »Aber Marco, glauben Sie wirklich, dass der Sicherheitsausschuss auf Ihre Empfehlung reagieren wird?«
    »Er hat sich kooperativ gezeigt. Das müssen sie berücksichtigen, das ist alles, was ich verlange. Sagen Sie, wann können wir die Turnschuhe des Stummen haben? Mein Mann kann nicht ewig in Turin bleiben, wir müssen diesen Sender einbauen.«
    »Mir ist keine brauchbare Entschuldigung eingefallen, ich …«
    »Sagen Sie, sie müssten gereinigt werden, es sei üblich, dass die Gefangenen bei ihrer Freilassung so sauber wie möglich sind. Wenn er es nicht versteht, ist es auch egal, und wenn ja, ist das die plausibelste Erklärung, die mir einfällt. Eine andere gibt es nicht. Wenn Sie ihn also heute Abend einschließen, dann bringen Sie mir die Turnschuhe, sie müssen gewaschen sein, damit er sie sauber zurückbekommt, und dann machen wir uns an die Arbeit.«

35
     
    Addaio arbeitete in seinem Büro, als das Handy klingelte. Er ging sofort dran. Er verzog das Gesicht, als er hörte, was passiert war. Rot vor Zorn legte er auf.
    »Guner! Guner!«, rief er über den ganzen Flur, was für ihn eher ungewöhnlich war.
    Sein Diener eilte zu ihm.
    »Was ist los, Hirte?«
    »Du musst sofort Bakkalbasi suchen. Ganz gleich, wo er ist. Ich muss ihn sofort sehen. In einer halben Stunde will ich alle Hirten hier haben. Kümmere dich darum.«
    »Mache ich, aber sag mir, was passiert ist?«
    »Eine Katastrophe. Und jetzt geh, und tu, worum ich dich

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