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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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Templerordens. Einige dieser Organisationen standen, um es platt zu sagen, auf der« guten Seite », zum Beispiel während der französischen Revolution, andere dagegen …«
    »Aber hat der Templerorden überlebt?«
    »Klar, es gibt, wie ich Ihnen schon sagte, Organisationen, die behaupten, seine Nachfahren zu sein. Und bedenken Sie, dass der Templerorden in Schottland nie aufgelöst wurde. Trotzdem ist für mich der Templerorden am 19. März 1314 in Gestalt seines Großmeisters Jacques de Molay und anderer Ritter auf dem Scheiterhaufen gestorben.«
    »Ich war in London, da gibt es ein Zentrum für Studien über die Templer.«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, es gibt viele Organisationen, die sich als Nachfahren der Templer ausgeben.«
    »Warum?«
    »Mademoiselle Jiménez, ich bin Historikerin.«
    »Ja, ich weiß, aber …«
    »Es gibt kein Aber. Noch etwas?«
    »Ja, gibt es heute noch Abkömmlinge der Familie de Charny?«
    »Die großen Familien sorgen dafür, dass sie nicht aussterben. Aber da müssten Sie einen Experten in Genealogie befragen.«
    »Verzeihen Sie, wenn ich insistiere, aber woher, glauben Sie, könnte dieser Geoffroy de Charny das Grabtuch bekommen haben?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass er selbst dazu keine Aussage gemacht hat, auch seine Witwe nicht, und auch nicht die Nachkommen, die im Besitz des Grabtuchs waren, bis es an das Haus Savoyen überging. Es könnte sich um eine gekaufte oder geschenkte Reliquie handeln, wer weiß. Damals war Europa voll von Reliquien, die die Kreuzritter mitgebracht hatten. Mehrheitlich handelte es sich um Fälschungen, deswegen gibt es so viele« heilige Grale », Grabtücher, Knochen von Heiligen …«
    »Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, ob die Familie von Geoffroy de Charny eine Verbindung zu den Kreuzzügen hatte?«
    »Ich sage noch einmal, Sie müssten mit einem Genealogen sprechen. Natürlich …«
    Elianne Marchais dachte nach und klopfte mit der Spitze ihres Kugelschreibers auf den Tisch. Ana schwieg erwartungsvoll.
    »Es ist möglich, dass Geoffroy de Charny etwas mit Geoffroy de Charney zu tun hatte, dem Visitator des Templerordens in der Normandie, der zusammen mit Jacques de Molay auf dem Scheiterhaufen starb und der auch im Heiligen Land gekämpft hatte. Es ist eine Frage der Schreibweise und …«
    »Ja, das ist es! Sie sind bestimmt aus derselben Familie!«
    »Mademoiselle, lassen Sie sich nicht von Ihrem Wunschdenken verleiten. Ich habe lediglich gesagt, dass die beiden Namen von demselben Stamm sein könnten, sodass dieser Geoffroy de Charny, der das Grabtuch besaß …«
    »Es deswegen hatte, weil Jahre zuvor der andere Geoffroy es aus dem Heiligen Land mitgebracht und im Haus der Familie aufbewahrt hatte. Das ist doch gar nicht so abwegig.«
    »Doch, ist es, denn der Visitator der Normandie war Templer.
    Wenn die Reliquie in seinen Besitz gekommen wäre, hätte sie dem Templerorden gehört, und er hätte sie niemals im Haus seiner Familie versteckt. Über diesen Geoffroy haben wir viel Material, denn er war de Molay und dem Templerorden treu ergeben. Wir sollten nicht allzu viel phantasieren.«
    »Aber es könnte doch einen Grund geben, warum er das Grabtuch nicht dem Orden übergeben hat.«
    »Das bezweifle ich. Geoffroy de Charney ist über jegliche Spekulationen erhaben. Ich bedaure es, Sie auf eine falsche Fährte gelockt zu haben. Meiner Meinung nach gehören die beiden Geoffroys zu unterschiedlichen Familien.«
    »Ich werde nach Lirey fahren.«
    »Gut. Tun Sie das. Noch etwas?«
    »Vielen Dank. Sie wissen es nicht, aber ich glaube, Sie haben einen Teil des Rätsels für mich gelöst.«
    Elianne Marchais verabschiedete sich von Ana Jiménez und fühlte sich in ihrer Meinung über Journalisten bestärkt: ziemlich ungebildet und nächtelang mit den absurdesten Theorien beschäftigt. Kein Wunder, dass in den Zeitungen so viel Unsinn stand.
     
    Am nächsten Tag mietete Ana ein Auto und fuhr über Troyes nach Lirey. Zu ihrer Überraschung handelte es sich um ein Örtchen mit kaum mehr als fünfzig Einwohnern.
    Sie ging zwischen den Ruinen des alten Herrenhauses herum, strich mit der Hand über die alten Steine, in der Hoffnung, die Berührung würde eine Spur, eine Ahnung in ihr hervorrufen. In der letzten Zeit ließ sie sich durch ihre Intuition leiten, ohne groß im Voraus zu planen.
    Sie ging auf eine alte Frau zu, die ihren Hund spazieren führte.
    »Guten Tag.«
    Die alte Frau musterte sie neugierig von

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