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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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für Kunstdelikte, es war ein Karrieresprung für dich, und das wirst du jetzt nicht meinetwegen aufgeben. Marco sagt, ich sollte mich beruflich verändern, und im Grunde will ich auch was anderes machen, an der Uni unterrichten, bei einer Ausgrabung mitmachen, oder, wer weiß, vielleicht raffe ich mich auf und eröffne eine Kunstgalerie. Ich spüre, dass eine Phase meines Lebens zu Ende geht. Marco hat das gemerkt und mir Mut gemacht, etwas Neues zu suchen, und er hat Recht. Ich will dich nur um eines bitten: Tu, was in deiner Macht steht, dass ich noch ein paar Monate bleiben kann, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind. Lass uns uns gegenseitig helfen, so gut wir können.«
    »Ich will es versuchen.«
    Pietros Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Sofia war überrascht, sie hätte nie gedacht, dass er sie so sehr liebte. Aber vielleicht war es auch nur verletzter Stolz.

19
     
    Izaz und Obodas schlangen gierig den Käse und die Feigen herunter, die Timäus ihnen aufgetischt hatte. Sie waren erschöpft von der langen Reise, aber auch von der ständigen Angst, Maanus Soldaten könnten sie einholen und nach Edessa zurückbringen.
    Aber nun saßen sie in Timäus’ Haus in Sidon. Harran, der Karawanenführer, hatte ihnen versichert, er werde einen Boten zu Senin schicken, damit er ihm bestätigte, dass die Reise erfolgreich verlaufen war.
    Timäus war ein alter Mann mit einem durchdringenden Blick, der sie herzlich aufgenommen und überredet hatte, erst ein wenig auszuruhen, bevor sie von den Abenteuern der Reise berichteten. Er war von ihrer Ankunft nicht überrascht. Er hatte sie seit Monaten erwartet, seit er Thaddäus’ Brief erhalten hatte, in dem dieser seine Sorge über Abgarus’ schwache Gesundheit bekundete und die heikle Situation der Christen erläuterte, wenn der König stürbe, auch wenn sie auf die Unterstützung der Königin zählen konnten.
    Der Alte sah sie nachsichtig an, die Reise hatte an Körper und Seele gezehrt. Er hatte veranlasst, dass Izaz und der Koloss Obodas in seinem Haus blieben und sich dort ein kleines Zimmer teilten, das einzige, das er außer seinem eigenen hatte, denn sein Haus war bescheiden, wie es sich für einen Jünger der wahren Lehre Christi gehörte.
    Der Alte erzählte ihnen, in Sidon hätten sie eine kleine Christengemeinde aufgebaut. Sie träfen sich abends zum Beten und um Neuigkeiten auszutauschen. Es war immer ein Reisender da, der Nachrichten aus Jerusalem mitbrachte, oder irgendein Verwandter hatte eine Botschaft aus Rom geschickt.
    Izaz hörte ihm aufmerksam zu, und als Obodas und er mit dem Essen fertig waren, bat er Timäus, ihn unter vier Augen sprechen zu dürfen.
    Obodas verzog das Gesicht. Senins Anweisungen waren eindeutig gewesen: Er durfte den Jungen nicht aus den Augen lassen, er war verantwortlich für sein Leben.
    Timäus, der die Unsicherheit im Blick des Riesen sah, beruhigte ihn.
    »Mach dir keine Sorgen, Obodas. Wir haben Spione, und wir wissen, wenn Maanus Leute nach Sidon kommen. Ruh dich aus, solange ich mit Izaz spreche. Du kannst uns vom Fenster eures Schlafgemachs aus beobachten.«
    Obodas getraute sich nicht, dem Alten zu widersprechen, und er begab sich umgehend zu dem Fensterchen, um einen Blick auf Izaz zu haben.
    Der Junge sprach leise mit Timäus. Die Worte verloren sich in der sanften Morgenbrise. Obodas sah, wie das Gesicht des Alten sich während des Gesprächs veränderte. Es spiegelte Erstaunen, Schmerz, Besorgnis …
    Als Izaz zu Ende geredet hatte, drückte Timäus väterlich seinen Arm und segnete ihn mit dem Kreuzzeichen zur Erinnerung an Jesus. Dann kamen sie ins Haus zurück. Izaz und Obodas befolgten Timäus’ Rat, sich bis zum Abend auszuruhen, bis sie sich der kleinen Christengemeinde von Sidon, ihrer neuen Heimat, anschließen würden. Sie wussten, dass sie nie mehr in das Land ihrer Vorfahren zurückkehren konnten. Maanu würde sie sofort töten lassen.
    Timäus betrat den Tempel neben dem Haus. Dort betete er auf Knien zu Jesus und bat ihn, ihm zu helfen, dass das von Izaz anvertraute Geheimnis bei ihm wohl aufgehoben war, für das Josar, Thaddäus, Marcius und andere Christen sich geopfert hatten.
    Nur Izaz und er wussten, wo sich das Grabtuch des Herrn befand. Timäus bedrückte der Gedanke, dass sie das Geheimnis irgendwann an jemanden weitergeben mussten, denn er war alt und würde bald sterben. Izaz war jung, aber was würde geschehen, wenn er einmal alt wäre? Vielleicht würde Maanu vor ihnen sterben, und

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