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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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Sprengmittel. Auch die gesamte leichte und schwere Ausrüstung war in ihnen unterge bracht worden, und das hieß, daß so ziemlich alles vorhanden war, was für jeden möglichen Bedarfsfall nur irgend erforder lich scheinen konnte. Vom schnell zu errichtenden Hochlasthebe zug, der selbst einen Titan aus einer mehrere hundert Meter tiefen Schlucht, in die er vielleicht einmal abrutschen konnte, wieder emporzuhieven vermochte, bis hin zu Skaphandern und luftigen Geländezelten reichte die Ladeliste. Vier Multi-Roover hatten wir dabei, die vorerst allerdings noch als Bodenfahrzeuge eingesetzt blieben und mit je zwei Mann besetzt waren.
    Wir fuhren, wie befohlen unter geschlossenem Schutzfeld, und von den vier Marschemittoren und -feldwandlern bildeten zwei die Spitze und zwei den Schluß der Kolonne. Sie waren unbemannt und wurden vom Kommando-Astrachan aus fern gelenkt. Die beiden Titans aber liefen unter ihren eigenen Feldern in Sichtweite voraus. Außerdem waren in der Minute unseres Aufbruchs von Bord der ALGOL aus mehrere Raum bildsonden gestartet worden, die nun, wenn auch unsichtbar für unsere Augen, in unterschiedlicher Höhe uns begleiteten und von der Totalen bis zum Detailbild jede unserer Bewegun gen auf eine ganze Anzahl von Bildwandlern in der Kommando zentrale des Raumkreuzers übertrugen. Sie arbeiteten im sicht baren und im infraroten Spektralbereich, so daß also Castor auch während der Tantalus-Nacht optisch Verbindung mit uns halten konnte.
    Solange es das nur allmählich ansteigende Gelände zuließ, fuhren wir mit hoher Geschwindigkeit. Dennoch versanken die Gebäude der Station mit dem sie umgebenden Wall und der fahle Schein des immer noch lodernden Lagerfeuers nur langsam hinter uns. Ich hatte es mir in einer der offenstehenden Luken unseres Astrachans bequem gemacht und empfand mit einemmal die beklemmende Melancholie, die über unserer nahe zu geisterhaften Fahrt durch die öde Landschaft dieses ge heimnisvoll schweigenden Planeten lag. Die Motoren unserer Fahrzeuge ließen kaum ein Geräusch nach außen dringen, nicht einmal das Sausen des Fahrtwindes war zu vernehmen, geschweige denn zu verspüren – er wurde ja vom Feld hoch über uns hinweg und um uns herum gelenkt –, und nur wenn einmal ein Strauch oder ein keglig aufrecht stehender Stein die etwa dreißig Zentimeter Bodenfreiheit, die das Feld besaß, überschritt, dann ließ sich ein sanftes Zischen vernehmen, begleitet von einem meteorhaften Aufglühen, aufschlagenden und sofort wieder verwehenden Qualm- und Rauchfetzen, und Strauch und Stein waren verschwunden, in ebendieser Höhe abrasiert wie mit einem riesigen Schwert.
    Hinter uns tauchte der gleißende Ball der Spica gerade unter den Horizont des Meeres, und vor uns rückten unendlich lang sam die Berge höher und höher in den Himmel. Weit voraus glaubte ich in einer der Luken des Führungs-Titans den blon den Schopf des Leutnants zu erkennen, doch vielleicht irrte ich mich auch. Ein verrückter Gedanke kam mir, und ehe ich mir noch volle Rechenschaft darüber ablegen konnte, was ich tat, hatte ich die Bereitschaftstaste eben jener Frequenz ge drückt, die ich vorhin mit Kraneis vereinbart hatte. „Hallo, Leutnant!“ Ich flüsterte mehr, als daß ich deutlich redete, und war mir ziemlich sicher, daß niemand etwas bemerkte oder gar hörte.
    Kaum eine Sekunde später war Kraneis’ Antwort da. Und was für eine Antwort! „Wahnsinnig geworden, Mann?“ fauchte er mich ebenfalls flüsternd über den Lautsprecher an, sofern man überhaupt flüsternd fauchen kann. „Nur für den Notfall, habe ich gesagt! Ich hatte im ersten Schreck schon die Hand am roten Hebel!“
    „Sie sitzen doch in der Luke“, sagte ich. „Da können Sie doch gar nicht an den roten Hebel ‘ran.“
    „Ich kann immer an den roten Hebel ’ran!“ Er war jetzt rich tig erbittert. „Sie, Stenström, das ist hier kein Zirkus! Machen Sie solch einen Jux nicht noch mal!“
    „Kleine Schaltprobe doch nur“, sagte ich. „Regen Sie sich ab. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob Sie wirklich im Luk sitzen oder ob das einer ihrer Leute ist.“
    Mir schien dann, als würde er noch etwas murmeln, das wie Blöde Zivilisten! klang, doch es kann auch sein, daß ich mich ver hört hatte. Es hätte nicht gepaßt zu dem Bild, das ich mir in zwischen von ihm gemacht hatte. Andererseits hatte er sicher recht, doch ich hatte auch recht – das wußte ich nun. Es würde nicht schaden – auch im Notfall nicht! –, wenn

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