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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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er künftig bei einem eventuellen und hoffentlich nie wieder notwendig werdenden neuerlichen Aufleuchten der kleinen Lampe an seinem Gerät noch eine zweite oder gar dritte Sekunde verstreichen ließ, um wirklich sicherzugehen, daß ich nicht abermals bloß wissen wollte, ob er im Luk sitze oder nicht.
    Ich schaute weiter nach vorn, und die Berge wuchsen nun schneller, und der erste bleiche Widerschein des aufziehenden Abendgewitters huschte über die fernen Gipfel.
    Dann sank die Dämmerung sehr rasch, und rückwärtsblickend bot sich mir im Ungewissen Zwielicht der hereinbrechenden Nacht ein wildphantastisches und zugleich doch unerklärlich bedrückendes Schauspiel. Vielleicht fuhren wir gerade über einen Abschnitt von feinem Flugsand, der hinter uns empor wirbelte und nach den Seiten wegquoll, oder ein Wind hatte sich von den Bergen her aufgemacht, erste Böen des Gewitters vielleicht, und die trieben nun Staub und Sand über uns hin, jedenfalls flammten plötzlich Miriaden und aber Miriaden von aufzuckenden und sofort wieder verlöschenden Glutpunkten rings an unserem Feld entlang, die ganze Umgebung in einen gespenstisch-rubinroten Widerschein tauchend. Dazu hatten die Fahrzeuge mittlerweile die Scheinwerfer voll aufgeblendet, und so jagten wir über Tantalus hin wie der Fliegende Holländer selbst. Einem vielleicht außenstehenden und ahnungslosen Wesen mußte unsere rasende Fahrt wie ein Geisterzug in Feuer und Schwefel erscheinen, und sie mochte ihm das Blut in den Adern erstarren machen und die Haare weiß.
    Doch wie hatte Parthus vor wenigen Stunden erst geknurrt? „Hier unten gibt’s nicht mal eine Blattlaus!“
    Ich sah dem Feuerregen weiter zu, wußte plötzlich, wie er schreckend stark wir waren und wie schwach zugleich.

VI
    Wir hatten unseren ersten Lagerplatz erst bei voll hereingebrochener Nacht erreicht. An ein Biwakieren außerhalb der Fahrzeuge war vorerst überhaupt nicht zu denken. Das Gewit ter tobte mit voller Gewalt über uns, und der Regen schüttete wie aus Eimern herab. Weder die auf den Wagen montierten Suchscheinwerfer noch die Nachtsichtgeräte vermochten uns ein vollständiges Bild von unserer nächsten Umgebung zu vermitteln. Wir waren vor etwa einer Stunde an die erste Bergkette herangekommen, hatten einige niedrige, querliegende Hügelrücken überrollt und uns dann der Führung einer sanft ansteigenden, anfangs etwa anderthalb Kilometer breit gelager ten Talsenke überlassen. Der Sandboden war rasch hinter uns zurückgeblieben, gröberes Gestein und noch später glattge waschene Kiesel waren gefolgt. Dann hatten die Hügel links und rechts rasch an Höhe und Steilheit zugenommen, waren auch näher herangerückt, doch immer noch hatte man eigent lich nur von Kuppen und Hängen und keinesfalls schon von Gebirge reden können. Da hatte dann Parthus das Kommando zum Stoppen gegeben. Die erste Nacht unseres Zuges in die Berge lag vor uns, einundvierzig Stunden und siebeneinhalb Minuten lang.
    Mit einsetzendem Regen hatten wir die Luken geschlossen, das Feld gelöscht und uns lediglich auf die Panzerung unserer Fahrzeuge und den Schutz der Dunkelheit verlassen.
    Dann hörten wir das Wasser das Tal herunterrauschen. Es mußte ziemlich weit her aus den Bergen kommen, und es tobte bald mit der Gewalt eines mittleren Flusses um unsere Wagen herum, weiter talab.
    „Daher der Kieselgrund“, sagte Gossel. Er saß auch im Astra chan mit offener und haarig beflaumter Brust vor seinem kleinen Klapptisch und schwitzte. „Das Tal hier verwandelt sich Nacht für Nacht in einen niedlichen, gurgelnden Strom. Möchte bloß wissen, wohin das Wasser abfließt. Bis in die Ebene, aus der wir gekommen sind, dringt es jedenfalls nicht vor.“
    „Vielleicht läuft es in ein Seitental ab“, meinte Plecha und strählte sich seinen Bart mit gleichgültiger Monotonie. Auch er schwitzte. Wir alle schwitzten. Irgendwie wurden die Klimaan lagen der Astrachans bei vollbesetztem Fahrzeug doch nicht ganz mit der Temperatur und den Atemniederschlägen fertig. Es wurde sehr rasch warm hier drinnen, einfach zu warm, und die Panzerwände, auch wenn sie in den Aufenthaltsabteilungen in einem freundlichen Beige gehalten waren, beschlugen rasch mit Kondenswasser, und solange es nicht herunterzurinnen be gann, sah das sogar recht lustig aus, wie hauchzarter Tau auf den Blütenblättern einer Gloria Dei. Ansonsten aber war so ein Astrachan schon ein hervorragender Wagen. Er bot, außer dem Fahrer und dem

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