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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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worden, sondern hat sich aufgelöst. Und um zu unterscheiden, was das eine ’Ver schwinden’ von dem anderen trennt, meine ich eben, daß wir zum Beispiel die hier ansässigen Pflanzen befragen sollten, weil die sicherlich mehr darüber wissen als wir. Aber nein, wir ren nen los und ’befreien’! Natürlich nicht mutwillig! Natürlich kal kuliert und vorsichtig auch! Aber wir nehmen uns keine Zeit, ’Verschwinden’ von ’Verschwinden’ zu trennen, und wir riskie ren damit, zum Schluß wirklich keine Zeit mehr zu haben. Aber dann für gar nichts mehr! Vielleicht nicht einmal mehr für uns selbst.“
    Ich wurde immer unruhiger und nachdenklicher und immer weniger zufrieden mit dem Mann Nordin. „Sie sagten mir ja schon einmal, daß Sie glauben, daß die vier tot sind. Das wissen wir ja nun alle. Wir glauben’s aber nicht. Aber da weder Ihr Glaube noch unser Glaube genügt, müssen wir alles tun, um über das Glauben hinaus zur unwiderleglichen Gewißheit vorzustoßen. Und dann werden wir auch wissen, was ’verschwin den’ nun wirklich bedeutet.“
    Nordin schwieg lange, und dann zündete er sich seine er loschene Zigarre aufs neue an. Die meine hatte ich schon längst beiseite gelegt. Scheinbar zusammenhanglos sagte er nachher: „Das war vor mehr als hundert Jahren. Im Planquadrat QT 312 war das. Dort gab es und gibt es auch noch einen Protostern. Sie wissen schon: eine kontraktierende Materiewolke mit einem bereits aufgeheizten Kern, aber das Wasserstoffbrennen hat noch nicht begonnen. Sie sind dort hin, ein ganzes Raumschiff voller Experten und Mannschaften, haben einen großen, kalten Dunkelkörper inmitten der Wolke angelandet, sozusagen einen Planeten, der noch keine Sonne hatte, und auf dem es nach aller Erkenntnis gar kein Leben geben konnte. Es gab aber doch eines. Sogar eine Fauna, und gar nicht einmal so niedrig ste hend. Diese Geschöpfe da akkumulierten im infraroten Bereich und kamen noch bei minus hundertzwanzig Grad mit ihrem Energiehaushalt hin.
    Der Expedition ging es freilich um neue kosmogonische Er kenntnisse. Unsere Theorien der Sternentstehung sind ja immer noch recht lückenhaft. Sie hatten also fast nur Astrophysiker und ein paar Planetologen mitgenommen. Gewundert hatten sie sich natürlich über das, was sie dort vorfanden auf ihrem Gesteinsbrocken, immerhin doppelt so groß wie Merkur. Aber das einzige, was sie aus diesem Verwundern machten, war, daß sie sich verunsichert fühlten in ihren Erfahrungen und nun glaubten, besonders vorsichtig sein zu müssen. Wie wahr, wenn sie nur etwas anderes unter ’Vorsicht’ verstanden hätten, als sie tat sächlich darunter verstanden! Alarmstufe III, hieß das nämlich bloß bei ihnen. Und: Verteidigungsbereitschaft! Und schließlich waren sie alle zusammen so nervös geworden, daß einem Mann aus Zufall die Flinte losging. Das waren noch die alten Modelle vor dem Weyr. Die streuten grauenhaft durch die Ge gend mit harter Strahlung. Und einen Sekundenbruchteil später riß es dem Mann mit der Flinte den Kopf herunter und einem halben Dutzend anderer gleich mit. Ein hübscher Mini-Atom schlag. Und alles, was noch laufen konnte, warf sich in Dec kung, und auch die Wissenschaftler hatten damals schon die Alarmausrüstung bei sich zu führen, und genau wie die anderen ballerten auch sie los.
    Im Grunde wußte keiner genau, worauf er eigentlich schoß, und der Gegenschlag kam prompt. Der schöne, kalte, dunkle Planet begann dort, wo sie lagen, sanft zu glühen, und ihre Do-simeter barsten einfach auseinander, weil soviel Röntgengrade, wie sie dort hatten, keine Skala der Welt hätte anzeigen kön nen. Das jedoch hat schon keiner von ihnen mehr gesehen. Der Commodore setzte zum Schluß aus der Umlaufbahn den Hauptwerfer des Schiffes ein, und auch das Schiff zerfetzte es in Atome. Als die Suchexpedition kam, hatten sie bloß Glück, daß der tote Problemator bis zuletzt sein Bildspeicherband hatte laufen lassen, selbst nicht geschossen hatte und auch irgendwie halbwegs in Deckung hatte bleiben können. Auch er hatte, ent gegen der Instruktion, das Schiff verlassen und war auf den Brocken mit hinuntergegangen. Er ist als letzter draufgegangen, an der Strahlung, oder auch nur verhungert oder erfroren oder erstickt. Doch auf seinem Speicherband war halbwegs zu er kennen, was vor sich gegangen war. Was man herausfand, war ein Phänomen, das bis heute nicht erklärt werden konnte. So was wie eine Spiegelwelt, die alles reflektierte und zurückwarf,

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