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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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nicht den Tan taliden überlassen. Schon gar nicht einer mechanisch und vor programmiert arbeitenden Anlage, und sei es die perfekteste der Welt.“
    Ich hörte nur, daß er du zu mir gesagt hatte.
    „Ich versteh’s schon“, sagte ich.
    „Gar nichts verstehst du“, erwiderte Baskow. „Und du wirst auch nicht verstehen, daß er mit Gewalt zugreifen muß, falls er keinen Einlaß erhält, dort oben am Obelisken. Er wird es müssen, weil das die innere Logik ist, nach der wir hier ange treten sind. Er kann wirklich nicht siebenundeinhalb Mann ab schreiben. Er kann und kann es nicht.“
    „Und ein paar Kaninchen“, sagte ich.
    Der Problemator schaute mich lange an. „Vielleicht auch ein paar Kaninchen“, bestätigte er dann.
    „Aber begreifst du denn nicht“, begehrte ich auf – und das Du wollte mir so und zum ersten Male ihm gegenüber nur zögernd über die Lippen – , „begreift denn keiner, daß, wenn ich recht habe, im Grunde alles nur ein Mißverständnis war? Daß sie uns dann – ob sie nun noch hier sind oder nicht – nur retten wollten und nicht vernichten?“
    „Wir müssen es aber wissen“, sagte Baskow leise. „Wissen müssen wir es, Jorge. Für dieses eine kleine Wörtchen sind schon mehr Menschen gestorben, als du und ich uns jemals werden vorstellen können. Und wo du mir jetzt vielleicht wieder nicht recht geben wirst, ist, daß ich der Meinung bin, daß auch dann jedes Opfer sich gelohnt hat, wenn nur tatsäch lich Wissen der Lohn dafür gewesen ist. Der Mensch wäre kein Mensch, wenn er auf die Erkenntnis verzichten wollte.“
    „Sag mal“, fragte ich noch, „war das das Spiel, das du mit Parthus gespielt hast? Dort, in der alten Station, als ich euch in der Baracke fand, ehe wir losmarschierten? Hast du da wirklich schon gewußt, daß sie nicht mehr hier sind?“
    „Ich hab es vermutet“, sagte Baskow und schaute über mich hinweg. „Und wir wissen es auch jetzt noch nicht. Auch ich nicht.“ Er senkte den Kopf und verstummte.
    So marschierten wir denn am nächsten Tage weiter, und das Ende begann.
    Mit stillem Ingrimm registrierte ich nur, daß Castor es trotz alledem nicht für nötig befunden hatte, seinen Befehl bezüg lich der Tantaliden-Zylinder in den Felswänden zurückzunehmen. Noch drei von ihnen orteten wir, ehe wir auf jene Ring ebene, auf der sich das Ziel unserer Fahrt befand, hinaufkamen, und alle drei gingen sie unter den Blitzen aus Kraneis’ Werfer kugel in Glut und Rauch dahin. Ihre nachtschwarzen Qualmsäu len hingen noch drohend hinter uns im Himmel, als sich die Fahrzeuge langsam und eines nach dem anderen auf die toten stille, öde Ebene hinaufschoben.

X
    Der Wind war zur Ruhe gegangen, und nur die Berge er blickten, was wir da begannen. Der Commodore rüstete zur letzten Schlacht. Und eine Schlacht würde es geben, das war klar von der ersten Minute an.
    Am auffälligsten aber war die von allem bisher Gesehenen so völlig abweichende Natur der Ebene, auf der wir herausgekommen waren. Es handelte sich um einen Bergkessel oder tat sächlich eben um eine Ringebene, rundum von Felsen einge schlossen, die hier so schroff aufstrebten, daß es wohl selbst einem geübten Kletterer schwergefallen wäre, auch nur ein paar Dutzend Meter in die Höhe zu kommen. Der einzige Zugang zu der Fläche war – soweit wir sehen konnten – eine enge Klamm, durch die wir uns hineingezwängt hatten. Sonst nichts als Felswände, kaum gegliedert, starr, stumm und abweisend. Wir befanden uns runde viertausenddreihundert Meter über dem Meeresspiegel, und die Berge um uns ragten immer noch gute sieben- oder achthundert weitere Meter in die Höhe. Zum Horizont hin jedoch, jenseits des Kessels, dämmerten noch andere, immer weiter hinaufragende Fels nadeln in den Himmel, und das war einfach unfaßlich und warf alle meine bisherigen Vorstellungen von Gebirgen, welcher Art auch immer, über den Haufen. Das aufgetürmte Ge stein schien die Sterne selbst heruntergreifen zu wollen.
    „Ich schätze, daß die höchsten Erhebungen hier gut und gerne über sechs Kilometer hinauskommen“, sagte Ekenberg bedrückt, der neben mir im Astrachan stand und wie ich beklommen auf den Bildwandler schaute.
    Und dann natürlich der Obelisk. Aber es war kein Obelisk. Ein regelrechter Turm war es, rund, nadelschlank, hoch auf- ragend bis in eine Höhe von einhundertdreiundvierzig Meter. Das hatte die sofort vorgenommene Winkelvermessung exakt ergeben. Oben, knapp unter der Spitze, lief ein etwas

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