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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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zwischen zwei der weißen Quader. Dann gab es ein hohles Poltern und Rasseln, das erschreckend und unheimlich nah aus den Lautsprechern dröhnte. Wir glaubten, ein Spuk narre unsere Sinne. Der Titan hob sich mit dem Bug drei, vier Meter in die Höhe und stand dann still, mitten heraus aus voller Fahrt gestoppt, als hätte ihn eine Urgewalt zum Stehen gebracht. Ein wenig vor ihm, dort, wo wahrscheinlich sein Schutzfeld zu Ende ging, sah ich ein feines Netzwerk von blaßrötlichen Funken aufknistern. Harmlos sah das aus, lustig vielleicht sogar, als hätte jemand ein feines Spinnennetz unvermutet illuminiert und dadurch sichtbar gemacht. Gleich darauf mußte ich mich davon über zeugen lassen, daß auch das Triebwerk eines Titans beachtliche Geräusche hervorzubringen vermochte. Ein tiefes, über alle Register des Basses hinspielendes Dröhnen scholl über den Kessel hin. Der Leutnant setzte wahrscheinlich alle Kraftre serven ein, und der Sand wurde hinter dem Fahrzeug häuser hoch in den Himmel hineingeschleudert. Dennoch kam Kraneis keinen Millimeter weiter voran.
    „Was ist?“ rief Parthus besorgt.
    „Feierabend!“ gab der Leutnant zurück. Und dann: „Wir ha ben uns ganz schön die Nase eingerannt. Sieht so aus, als ob mein Steuermaat einen Schädelbruch hätte. Muß sich fortwäh rend übergeben, der arme Kerl. So einen Rummser habe ich aber auch noch nicht erlebt. Was für eine Mauer haben sie da vor uns aufgebaut?“
    Der Maat hatte tatsächlich einen Schädelbruch, und Sten Guggenthal, der seit dem „Friedhof“ bei uns geblieben war, bekam Arbeit. Fast alle Männer der Titan-Besatzung hatten sich Prellungen und Abschürfungen zugezogen, und das war durchaus begreiflich bei dem Tempo, mit dem sie aufgefahren waren.
    Nun wurde die Sache vorsichtiger angegangen, und es zeigte sich bald, daß die ganze Tantaliden-Anlage rundum von einem ebensolchen Schutzfeld umgeben war, wie wir es besaßen. Das heißt, wir nahmen an, daß es von ähnlicher Natur war, weil seine Wirkungen offenkundig denen des unseren glichen, bis auf eine, aber vielleicht gar nicht so unwichtige Abweichung: Nichts verglühte hier, nichts verbrannte! Man konnte Steine gegen das Feld werfen, ja, es mit der bloßen Hand berühren, ohne daß mehr geschah, als daß der Stein an ihm hinunter glitt wie ein Regentropfen an einer gefetteten Glasscheibe oder die drückende Hand gleichsam mitten in der Luft aufgehalten wurde durch einen unsichtbaren Widerstand.
    Feld war also auf Feld geprallt, und da der Titan in seiner Schutzhülle steckte wie der Kern in der Nuß und das Feld nicht darauf eingerichtet war, einen Stoß nach innen hin abzu federn, war es für Kraneis und seine Leute gewesen, als seien sie tatsächlich auf eine Mauer aufgefahren. Nur eben, daß sich bis zu dieser Minute keiner eine Mauer hatte vorstellen kön nen, die einen Titan aufzuhalten vermocht hätte.
    Der Leutnant saß schimpfend mit einem Stirnverband bei uns im Astrachan, wartete auf Ersatz für drei seiner Männer, denen man beim besten Willen nicht mehr zumuten konnte, sich mit ihren Verletzungen wieder einzubooten, und Ober- bootsmann Hägerup war derweilen mit dem zweiten Titan unterwegs und umkreiste den Turm in respektablem Abstand. Er schoß von Zeit zu Zeit Sonden ab, die dann an Fallschirmen auf die Tantaliden-Anlage herniederpendelten und knapp ober- halb des Turmes auf das Feld stießen. Dort wurden sie seitlich abgelenkt, rutschten an den Flanken herunter und fielen in den Sand. Andere Ergebnisse brachten sie nicht; weder über noch unmittelbar an dem Feld war auch nur die Spur einer Energie emission feststellbar. Tantalus hatte eine Glocke über sich gestülpt und verwehrte uns den Zutritt zu seinem Reich. Perfekter hätten auch wir es nicht machen können.
    Später war das rauhe Husten zu vernehmen, das die Brems düsen unserer Steiggleiter hervorbrachten, und mit den drei Ersatzleuten für Kraneis’ Titan war auch ein Sprengmittelspezia list heruntergekommen. Er hieß Federsen, und die paar Stun den, die er noch lebte, sah ich ihn eigentlich nur lachen. „Das bißchen kriegen wir schon!“ sagte er immerzu. „Das bißchen! Wäre ja noch schöner!“ Es war noch schöner, er wußte es nur nicht.
    „Also doch aufsprengen!“ sagte Kraneis, als er Federsens an sichtig wurde. Etwas wie Genugtuung schien mir in seinem Gesicht zu stehen. „Mit dem Werfer hätten wir das allerdings auch allein geschafft. Immerhin – ich bin dabei! Und was das Feld angeht –

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