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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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hervortretendes, metallisch reflektierendes Band von vielleicht zehn Meter Breite rings um ihn herum, und unten, an seinem Fuße, befand sich eine ebenfalls metallisch blinkende Tür von doppelter Mannshöhe und sicherlich drei Meter Breite. Doch was heißt Tür! Wir vermuteten das. Eigentlich sogar sah es eher wie ein Schild aus, war von ovaler Form und stand ebenfalls vom Mauerwerk des Gebäudes ab wie das letzte Glied eines Tubus, das nicht ganz zurückgeschoben worden war. Der Turm selbst strahlte in hellstem Weiß, und wenn ich soeben von „Mauerwerk“ gesprochen habe, so will das nur besagen, daß er eben nicht aus dem gleichen Material bestand wie der Spitzenring und das Tor. Was es wirklich war, bekamen wir nie heraus.
    Aber das alles war noch das wenigste. In einem peinlich ge nau verlaufenden Kreis rings um den Turm und in einem Abstand von jeweils etwa siebzig Metern zu ihm standen ver hältnismäßig klein wirkende, aber dennoch an die zehn Meter hohe Quader in dem hier knöcheltiefen Sand. Der Abstand von Quader zu Quader betrug annähernd ein Dutzend Meter. So kam eine hübsche Zahl von ihnen zusammen. Das Ganze erinnerte mich – ich weiß nicht, warum – auf den ersten Blick an jene mystische, frühgeschichtliche und bis auf den heutigen Tag noch nicht gänzlich deutbare Anlage von Stone- henge mit ihren verwitterten und mit kaum begreiflicher Ex aktheit aufgebauten Trilithen und den diese konzentrisch um gebenden Steinsetzungen. Doch das hier war eben kein Stein, und die Quader, die dort im Sande standen, leuchteten in dem gleichen blendenden Weiß des Turmes.
    Schließlich dann die „Spargel“! Wir hatten sie so getauft, weil wir keinen anderen Namen dafür wußten.
    Als sich etwa die Hälfte unserer Fahrzeuge auf der Ebene, aber noch am Saum des Gebirges, versammelt hatte, waren sie – im wahrsten Sinne des Wortes – aus dem Boden hervor- gewachsen. Es war ein Vorgang von schweigender und viel leicht gerade darum doppelt düsterer Drohung gewesen. Man hatte den Eindruck gehabt, als grübe sich eine ganze Armee von Maulwürfen aus dem Boden hervor. Der Sand hatte sich zunächst angehoben, aufgeworfen zu kleinen Hügeln, und dann eben hatten sich die „Spargel“ aus ihm hervorgeschoben, und nur das leise Knistern, mit dem der Sand zur Seite gerieselt war, war über die Außenmikrofone vernehmbar gewesen. Nun standen sie also dort, auch mahnend und warnend, vier, fünf Meter hoch, in einem stumpfen Bronzeton, und oben liefen sie aus in knospenartigen Aufsätzen, die in tiefstem Stahlblau er strahlten. Sie befanden sich etwa in halber Entfernung zwi schen dem Turm und den weißen Quadern, und offensichtlich war jedem der Quader einer der „Spargel“ zugeordnet. Auch sie also bildeten einen konzentrischen Kreis. Als ihr „Ausfah ren“ begonnen hatte, war Castors warnende Stimme erschol len, und alle Fahrzeuge hatten sofort gestoppt. Dann war es wie ein rasches Aufleuchten über die stahlblauen Spitzen ge laufen, und von „Spargel“ zu „Spargel“ war ein meterlanger, gedankenschnell aufzuckender, messingfarbener Blitz dahin geschlagen. Und das war alles.
    Nun standen wir schon über eine Stunde mit hermetisch ge schlossenen Luken, und die Meinungen wogten hin und her. Daß die Anlage sich mit dem Ausfahren der „Spargel“ zu einer Art Verteidigungsbereitschaft gerüstet hatte, war offensichtlich, doch konnten wir keine Einigung darüber erzielen, wie weiter vorangegangen werden sollte. Die Auffassungen reichten von der rücksichtslosen Anwendung des Antimaterieschlages bis hin zum geduldigen Abwarten. Doch keines von beiden war wohl die richtige Lösung. Das wurde deutlich, als auch die dritte Stunde ereignislos verstrichen war.
    „Also klären wir erst einmal auf“, schlug Baskow schließlich vor, und sowohl Castor wie auch Parthus nickten ihre, wenn auch zögernde Zustimmung.
    Das also war nun wieder einmal die Stunde des Leutnants. „Heute abend wird alles vorbei sein“, sagte er prophetisch. „So oder so! Das ist ja nicht mehr zum Aushalten!“ Und be schwingten Schrittes verließ er die Beratung und eilte zu sei nem Titan hinüber.
    Wir beobachteten, wie der Panzerwagen anfuhr – „Alles in Ordnung!“ meldete Kraneis mit eigenartig erlöst klingender Stimme über den Kommunikator – , sahen, wie er regelrecht Anlauf nahm, an Tempo gewann, wieder wirbelten Sand und Staub in einer glühenden Fontäne hinter ihm auf, und der Leutnant nahm direkten Kurs auf die Lücke

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