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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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Tor wirk lich nicht ohne Gewaltanwendung zu öffnen war. Die Wissen schaftler waren einer nach dem anderen ebenfalls durch den Tunnel gekrochen, hatten ihre Geräte rund um den Turm herum aufgebaut und alle möglichen Versuche angestellt. Das Ultra schallverfahren, das wir so erfolgreich am Bergwerk angewen det hatten, erwies sich hier als vollkommen nutzlos, und die ein zige Erkenntnis, die wir gewannen, war, daß das weiße Material, aus dem der Turm und die Quader bestanden, kein Metall sein konnte, und dies nicht nur deshalb, weil es sich oberfläch lich geradezu plastisch-weich und in begrenztem Umfang ver formbar anfühlte. Jedenfalls durfte angenommen werden, daß es einem ernsthaften Zugriff kaum standzuhalten vermochte. Damit waren die Würfel endgültig gefallen, und Castor traf seine letzten Verfügungen. „Wir werden also versuchen, die Tür herauszusprengen“, sagte er. „Gleichzeitig wird eine Null-Raum-Aktion vorbereitet. Falls dieser Einsatz nötig wird, greift die Gruppe unter deiner Führung, Leutnant, ein. Der Oberbootsmann bleibt während der Sprengung im Tantaliden-Feld, und der Stoßtrupp hält sich bereit, nach der Öffnung den Turm sofort zu besetzen. Die Fahrzeuge, bis auf die Titans, alle zurück an die Klamm. Noch Fragen?“
    Es gab keine Fragen mehr, und dennoch kam mir alles so unwahrscheinlich, beinahe traumhaft vor. Ich nutzte die letzte Zeit, schlenderte zwischen den Quadern und „Spargeln“ herum, lehnte auch wohl den Rücken gegen den eine merkwürdige Kühle ausstrahlenden Turm, schaute zur Spica hinauf, die heute ebenfalls friedlich und still über uns hing, als hätte sie nie ihr verzerrtes, zur Fratze deformiertes Antlitz gezeigt, und ich wei gerte mich noch ein allerletztes Mal zu glauben, daß es hier tatsächlich hart auf hart und um Leben oder Tod gehen sollte. Sogar Federsen schaute ich noch zu, während der mit allerhand munteren Reden seine kleinen Sprengstoffpäckchen rings um das Tantaliden-Tor anbrachte und Hägerups Stoßtrupp bereits dabei war, sich zwischen Quadern und „Spargeln“ in flachen, aber wohl ausreichenden Deckungen einzugraben.
    Ich verpaßte beinahe den Anschluß, als die Wagen zurückgezogen wurden, bis an den Rand des Ringgebirges heran, eine Art Brückenkopf bildeten vor der Schlucht, aus der wir herauf gestiegen waren, und alle Mann sich in den Schutz der Panze rungen und des Feldes begaben. Kraneis aber hatte draußen auf der offenen Fläche allerhand zu tun, die Entfernung der beiden Titans voneinander und zum Tantaliden-Feld hin fest zulegen. Ich hörte ihn immer wieder dem Ersten Maat, der in dem anderen Panzerfahrzeug Hägerup vertrat, zurufen: „Noch einen halben Meter! Noch einen! Halt! Zurück! Wieder zuviel! Gut so! Gut!“
    „Er justiert die Abstände“, erklärte mir Baskow auf meinen fragenden Blick hin. „Bei einem Null-Raum-Einsatz müssen die Resonanzweiten bis auf den tausendstel Millimeter stimmen. Hoffen wir nur, daß wir das nicht nötig haben werden. Das nicht!“
    Ich hatte wohl schon einmal etwas von der Null-Raum-Technik gehört, aber viel darunter vorzustellen vermochte ich mir dennoch nicht. Ich wußte lediglich, daß nach einem Antimaterie schlag der Stoßeffekt aufgeweitet wurde vermittels eines Hoch leistungs-magnetfeldes und einer Gravitationssimulation zu einem vollkommen feldfreien Raum – dem absoluten Nichts. In diesen Raum aber konnte man von der Stoßseite her ein dringen und damit auch vordringen und praktisch jedes Hindernis überwinden. Wo kein Weg mehr hinführte – der Null-Raum führte hin, oder besser gesagt, er rückte die Weglosigkeit zu einer beschreitbaren Verbindung zusammen. Doch was nützte schon solches Wissen, wenn man dergleichen noch nie in Aktion gesehen hatte. Aber Kraneis war ja Fachmann, er würde schon wissen, wie er es anzupacken hatte.
    Eine letzte Viertelstunde war uns noch vergönnt, während der alle Vorbereitungen noch einmal bis ins kleinste hinein überprüft wurden, und ich stieg währenddem, freilich stets in nerhalb unseres Feldes bleibend, den Berg zur Rechten der Klamm hinauf, weil ich da oben, vielleicht in fünfzehn Meter Höhe, so etwas wie einen schmalen Vorsprung bemerkt hatte, auf dem man wohl Fuß fassen konnte und der zum Kessel hin durch eine vorspringende Gesteinszunge fast wie durch eine Bastion geschützt war. Der Einstieg war hier, von der Schlucht aus, verhältnismäßig leicht und bequem, und als Baskow sah, was ich begann, schloß er sich mir wortlos

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