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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Holdselige«, schnitt Aulus, die personifizierte Unschuld, der erbosten Alten das Wort ab, »wer wird denn an so etwas denken! Nie würde ich es wagen, dir zu widersprechen – das weißt du doch.«
    Â»Deine Mutter hat sich mit einem Skorpion gepaart, Gallier.«
    Â»Römer, Teuerste – genau wie mein Herr. Und frei .«
    Â»Was soll denn das schon wieder heißen?«
    Â»Das soll heißen, Herrin der 100 Töpfe, ich lasse nicht zu, wenn das Andenken meiner Mutter von einer Küchenschabe in den Schmutz …«
    Â»Jetzt ist es aber genug, ihr zwei!«, fuhr Varro dazwischen und deutete mit dem Zeigefinger auf das Haus, welches er nur widerstrebend verlassen hatte. »Und was dich betrifft, Aulus – hattest du nicht vor, den Springbrunnen zu reparieren? Na also. Dann tu mir den Gefallen und lass deinen Worten Taten folgen.«
    Â»Und ich?«
    Â»Stimmt, Fortunata – du bist ja auch noch da. Wie wär’s, wenn du dich ein wenig um den Garten kümmerst? Frische Luft kann bekanntlich nicht schaden.«
    Â»Ich und dieser Lustgreis – zusammen auf engstem Raum?« Fortunata war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. »Das … das ist doch wohl nicht dein Ernst, Gaius!«
    Â»Doch!«, lautete die entschiedene Antwort in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »An die Arbeit, ihr zwei, und zwar schnell!«
    Â»Verzeih mir, Herr, wenn ich dich belästigen muss, aber ich finde, du solltest dir das anschauen.«
    Â»Was denn, Pertinax?«, ächzte Varro, flehte die Götter um Geduld an und drehte sich auf dem Absatz um. »Hat das nicht bis später Zeit?«
    Â»Mit Verlaub, mein Gebieter – nein!«, beteuerte der Mittvierziger, Pächter des Ladens, welcher sich links vom Eingang seiner Villa befand, direkt unter dem überhängenden Balkon, welcher zur Wohnung von Varros Schwester gehörte. »Die Sache duldet keinen Aufschub.«
    Â»Findest du.« Kein Tag, an dem Pertinax, von Beruf Goldschmied, Varro nicht in den Ohren lag, sei es, weil Dromas ihn angebellt, sei es, weil er wieder einmal Streit mit Piso gehabt hatte, welcher im rechts vom Eingang gelegenen Laden eine Schuhmacherwerkstatt besaß. Verfeindet aus Gewohnheit, redeten die beiden kein Wort miteinander, wobei Varro es allmählich leid war, mit den gegenseitigen Anschuldigungen der Streithähne belästigt zu werden. »Wie wär’s, wenn ihr beide euch endlich vertragt?«
    Â»Mit Verlaub, mein Gebieter …«
    Â»Wenn du noch einmal ›Gebieter‹ zu mir sagst, kündige ich dir, klar?«
    Â»Verzeiht, Dekurio – ich vergaß!«, versetzte der Goldschmied, dessen Unterwürfigkeit nur noch von den Beschwerden übertroffen wurde, welche gegen Dromas gerichtet waren. An der Tatsache, dass sich Pertinax eine goldene Nase verdiente, änderte dies freilich nichts. »Soll nicht wieder vorkommen.«
    Â»Und – wo drückt der Schuh?«, entgegnete Varro und ließ den Blick am Haupteingang vorbei in Richtung Schuhmacherwerkstatt wandern, die, nicht weiter verwunderlich, am heutigen Tag geschlossen und mit Holzbrettern samt Kette und Vorhängeschloss gesichert war. »Hat Piso wieder mal nicht gefegt?«
    Der Goldschmied, kahl, triefäugig und so hager, dass der Eindruck entstand, er sei am Verhungern, schüttelte das Haupt und lud den Advocatus ein, ihm zu folgen. »Nein, Herr, das ist es nicht – ausnahmsweise .«
    Â»Sondern?«
    Â»Sondern das hier, Herr.«
    Eher widerstrebend denn aus Interesse ließ Varro den Blick auf dem Pfosten ruhen, welcher den Eingang der Goldschmiedewerkstatt begrenzte. Und stieß einen neuerlichen Seufzer aus.
    Sein Pächter sah es mit Genugtuung. »Ist es nicht eine Schande, Herr?«, ereiferte er sich und stolzierte wild gestikulierend hin und her. »Wer so etwas tut, hat hier nichts verloren, oder?«
    Varro runzelte die Stirn. Wandkritzeleien waren in der Tat ein Ärgernis, wenngleich keines, über das man sich über Gebühr aufregen musste. »Dann nimmst du eben Farbe und Pinsel zur Hand, Pertinax. Allmählich müsstest du ja wohl Übung im Übermalen haben.«
    So leicht, wie von Varro erhofft, ließ sich der Goldschmied jedoch nicht besänftigen. »Wählt Popidius!«, japste er und deutete auf das Gekritzel, welches die Wand verunzierte. »Hat man so etwas schon

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