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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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der Vorstellung! Schluss jetzt, oder ich lasse dich in Ketten legen!«
    Das wirkte. Incitatus räumte das Feld.
    Nicht so Danaos, der seinem Unmut lauthals Luft machte. »Sagt mal, was ist denn auf einmal in euch gefahren?«, herrschte er seine Schützlinge an, einer mürrischer als der andere. »Habt ihr nichts Besseres zu tun, als euch an die Gurgel zu gehen? Oder seid ihr zu lang in der Sonne gewesen? Morgen finden die nächsten Kämpfe statt, und wer Langweile hat, soll es mir sagen. So, und jetzt bewegt euren Hintern, sonst mache ich euch Beine!«
    Wenn Danaos, die von allen respektierte Autorität, einen Befehl gab, dann meinte er es auch so. Da gab es keinen Widerspruch, und man tat gut daran, ihn auszuführen. So und nicht anders war es immer gewesen, und niemand hätte gewagt, ihm zu widersprechen.
    Heute aber, einen Tag nach Nigers Verschwinden, war alles anders. Keiner der knapp zwei Dutzend Gladiatoren rührte sich von der Stelle. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Und keiner, nicht einmal der Waffenmeister, hob die Schwerter auf, die überall herumlagen.
    Wahrhaftig, so etwas hatte es noch nicht gegeben. Zumindest nicht, solange Danaos zurückdenken konnte.
    Wie vor den Kopf geschlagen, ließ der Ausbilder den Blick über die Gesichter seiner Schützlinge schweifen. Gesichter voller Trotz, Bitterkeit und ohnmächtiger Wut. Thraker, Ägypter, Daker, Makedonier, Mesopotamier, Lusitanier und Briten. Männer aus aller Herren Länder, in der Mehrzahl Kriegsgefangene, Freigelassene und solche, die etwas ausgefressen hatten. Oder die auf der Flucht waren. Vor sich, dem Gesetz, ihren Gläubigern oder wem auch immer.
    Danaos holte tief Luft. Normalerweise hätte er den Befehl wiederholt, doch sein Instinkt sagte ihm, dass nichts, was am heutigen Tag geschah, der Normalität entsprach. Gladiatoren kamen und gingen, wurden getötet, verwundet, verkauft, verspottet, verprügelt. Manche, aber das waren die wenigsten, wurden sogar freigelassen. All das gehörte zu seinem Alltag, dafür war er selbst lang genug Gladiator gewesen. Es gebe nichts, was er nicht schon erlebt habe, pflegte Danaos zu sagen, und das entsprach auch der Wahrheit.
    Nichts außer Befehlsverweigerung. Oder, harsch ausgedrückt, außer einer Meuterei.
    Â»Wird’s bald, oder muss ich noch deutlicher werden?«
    Â»Nein, musst du nicht.«
    Ausgerechnet Mucro!, fuhr es Danaos durch den Sinn, als sich der Thraex anschickte, das Wort zu ergreifen. Ausgerechnet er, auf den er so große Stücke setzte.
    Â»Na also – dann ist ja alles klar.«
    Â»Ãœberhaupt nichts ist klar, Danaos. Und das weißt du auch.«
    Â»Du redest nur, wenn du gefragt wirst, kapiert?« Nicht zimperlich, wenn es um Fragen der Disziplin ging, ließ Danaos seinen Knüppel in die Fläche der rechten Hand fallen. Er hasste Drohgebärden, verabscheute es, wie ein Sklaventreiber aufzutreten und seine Schützlinge wie Dreck zu behandeln. Aber was sein musste, musste nun einmal sein. Ungehorsam war das Schlimmste, was einem Ausbilder widerfahren konnte, ob zu Recht oder Unrecht, war ohne Belang. »Und noch etwas: Ich bin es, der hier die Befehle erteilt, verstanden? Ich und niemand sonst. Vergesst nicht, wem ihr es zu verdanken habt, dass ihr noch lebt!«
    Â»Wir wissen, dass du ein guter Ausbilder bist. Und ein menschlicher dazu.« Euphrates, von Geburt Mesopotamier und seit drei Jahren unter seinem Kommando, blickte Danaos unverwandt an. »Aber darum geht es nicht.«
    Â»Sondern?«
    Â»Du weißt genau, was uns auf den Nägeln brennt.«
    Â»Falls das, was du sagst, auf Niger gemünzt ist: Ich weiß auch nicht mehr als du.« Danaos trat von einem Fuß auf den anderen. »Oder denkt ihr, sein Schicksal lässt mich kalt?«
    Â»Natürlich nicht, Danaos.« Myron, geboren auf Samos, aufgewachsen in Piräus und in jungen Jahren auf die schiefe Bahn geraten, entledigte sich seines Rundschildes, knetete die Nasenflügel und bezog mit verschränkten Armen Position. »Das wollte Euphrates auch nicht sagen.«
    Â»Sondern?«
    Â»Wir müssen rauskriegen, was passiert ist. Das sind wir unserem Gefährten schuldig.«
    Â»Sag mal, hast du einen über den Durst getrunken?« Die Hände an den Hüften, um die sich ein Gürtel mit Silberbeschlägen schlang, baute sich der Murmillo vor Myron auf. Der Samiot, ein Hoplomachos, ließ

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