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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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wehrloses Opfer musterte, hellten sich Berenikes Züge auf. »Nichts, gar nichts!«, beteuerte sie, froh, dem Tod entronnen zu sein. »Ich bin nur erleichtert, dass ich noch am Leben … dass alles vorüber ist, wollte ich sagen.«
    Â»Ich auch«, flüsterte der Mann, dem ein Heer von Spitzeln unterstand, zückte den Dolch und setzte ihn der Nubierin an die Kehle. »Du ahnst gar nicht, wie. Ein wenig Geduld, Verräterin, dann bist du frei!«

XVI
    Gladiatorenkaserne, gegen Ende der neunten Stunde
    [15:50 h]
    Â»Bist du taub, Incitatus?«, brüllte Danaos, Ausbilder in der Gladiatorenkaserne, seinen Schützling über den Sandplatz hinweg an. »Schild hoch, Hieb abfangen, Ausfallschritt und dann zustoßen. Wie oft soll ich es dir denn noch sagen!«
    Â»So lang, bis er’s kapiert hat!«, witzelte sein Gegner, ein Thraex, der Hitze wegen ohne Helm und, wie seine Kameraden, die sich auf den nächsten Kampf vorbereiteten, mit einem Holzschwert in der Hand. »Incitatus ist nun mal schwer von Begriff.«
    Der Murmillo, von dem die Rede war, reagierte jedoch anders als erwartet. »Noch ein Wort«, drohte er seinem Stubenkameraden, dessen Scherze er sonst immer ertrug, »noch ein Wort, und du kriegst eins auf die Fresse, dass du nicht mehr ›Gladius‹ sagen kannst! Schluss mit dem Gewäsch, klar?«
    Â»Du hast sie wohl nicht mehr alle, was?« Der Thraex, ein baumlanger Recke namens Mucro, war wie vom Donner gerührt. »Man wird doch wohl noch einen Witz reißen dürfen!«
    Â»Na warte, du Großmaul, dir werd’ ich’s zeigen!« Keineswegs besänftigt, umklammerte der Murmillo sein Schwert und trieb den Thraex vor sich her. Niemand, der Zeuge der Szene wurde, hatte ihn jemals so wütend erlebt. Incitatus, ein gebürtiger Dalmate, war einfach nicht zu besänftigen, schlug, drosch und hieb wie von Sinnen auf den Thraex ein.
    Â»Schluss jetzt, aber sofort!« Zwischen Wut und Verblüffung schwankend, hatte Danaos Mühe, die Streithähne zu trennen. »Sonst lasse ich euch auspeitschen!«
    Gerade noch in ihre Fechtübungen vertieft, hielten die Gladiatoren inne, und auf dem Kampfplatz, nach allen Seiten hin von Säulengängen umgeben, wurde es mucksmäuschen­still. Von Ruhe, und sei es nur im übertragenen Sinn, konnte dennoch nicht die Rede sein. Dazu war die Nachricht, welche kurz vor dem Mittagessen die Runde gemacht hatte, viel zu niederschmetternd gewesen. Niger, so hatte es geheißen, ein Kamerad, der in hohem Ansehen stand, war tot aufgefunden worden. Ob jemand die Hand im Spiel gehabt hatte, hatte der Maurer, welcher die Nachricht überbracht hatte, nicht sagen können. Sicher war nur, dass der Leichnam in einer Abfallgrube gefunden worden war, unweit der Baustelle, wo gerade die Thermen errichtet wurden. Mehr hatte Danaos, den die Nachricht schwer getroffen hatte, zunächst nicht in Erfahrung bringen können.
    Nach dem Mittagessen, welches aus Pökelfleisch, verdünntem Wein, Brot, Käse, Eiern und Früchten bestand, waren die Dinge dann aber wieder ihren normalen Gang gegangen. So hatte es zumindest den Anschein gehabt. Jeder, auch Danaos, hatte getan, was er an jedem anderen Tag getan hätte. Die einen hatten sich um ihre Schwerter, andere um ihr Rüstzeug und der Rest um jene Kameraden gekümmert, welche am Vortag verwundet worden waren.
    Ãœber den Tod von Pugnax, der Niger im Kampf unterlegen war, hatte kaum jemand ein Wort verloren. Freunde, sofern es die in ihren Kreisen gab, hatte der Secutor keine gehabt, dafür aber jede Menge Gegner. Kein Tag, an dem er nicht mit irgendjemandem aneinandergeraten war, kein Tag, an dem Pugnax, unter Eingeweihten auch Vulcanus genannt, nicht von sich reden gemacht hatte. Kein Zweifel, niemand weinte dem Secutor eine Träne nach, und die Mehrzahl war froh, ihn los zu sein.
    Ganz anders Niger, auf den man sich stets hatte verlassen können. Am Vorabend noch der strahlende Sieger, war sein Tod völlig überraschend gekommen, hatten die Umstände, welche dazu geführt hatten, für nicht enden wollende Spekulationen gesorgt. Doch dann, als es ihm zu bunt wurde, hatte Danaos ein Machtwort gesprochen, gerade rechtzeitig, bevor die Unruhe überhandzunehmen drohte.
    Auch jetzt, beim Streit zwischen Incitatus und Mucro, war es der Ausbilder, welcher für Ruhe sorgte. »Hast du gehört, Incitatus – Ende

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