Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
Obsidian, um Rick zu helfen. Fahr du mit Hardin zum Krankenhaus.«
Ich sah Hardin an. »Geht das in Ordnung?«
»Sicher. Kommen Sie.« Sie eilte zu ihrem Wagen zurück.
Ich drückte Bens Hand. »Pass auf dich auf.«
»Du auch.«
Ich sprang aus dem Auto und folgte Hardin. Auf halbem Weg hörte ich: »Kitty!«
Ben stieg aus dem Wagen und kam auf mich zugelaufen, meinen Rucksack in der Hand. Ich traf ihn auf halber Strecke, während der späte Abendverkehr an uns vorüberdonnerte. Über uns wurde der dunkle Himmel von den Lichtern der Stadt erleuchtet.
»Vergiss das hier nicht.« Ben reichte mir den Rucksack. Darin war ein schwerer Gegenstand verstaut, dessen Gewicht mir allmählich vertraut wurde. Die Handfeuerwaffe. »Ein paar Pfähle habe ich auch hineingepackt.«
»Cool. Gut.«
Dann küsste er mich. Er legte mir die Hand an die Wange, um mich festzuhalten, und bedeckte meine Lippen mit den seinen, zwang mich, den Mund zu öffnen. Ich erwiderte seinen Kuss, schmolz dahin. Leidenschaft schoss mir siedend heiß durch den ganzen Körper. Die Berührung war Feuer. Am liebsten hätte ich mich an ihn geworfen und ihn für immer so dicht bei mir behalten. Meine Hände umklammerten seine Arme.
Er entzog sich mir. »Pass auf dich auf«, sagte er mit erstickter Stimme. Dann kehrte er zu seinem Wagen zurück. Seine Kiefermuskeln waren angespannt, die Lippen nach unten gezogen; er war fest entschlossen und zielstrebig.
Dieser Kuss war beinahe so etwas wie ein Abschied gewesen.
»Kitty, kommen Sie schon!«, rief Hardin aus ihrem Auto.
Dann befanden wir uns wieder mitten in dem Gangsterfilm. Ben fuhr los.
Ihm würde schon nichts passieren, das wusste ich.
Ich kletterte auf den Beifahrersitz von Hardins Wagen, und wir scherten in den Verkehr ein.
»Glückspilz«, bemerkte sie mit einem amüsierten Lächeln.
»Ja«, sagte ich, immer noch außer Atem. Ja, das war ich.
Vierzehn
Sie schaltete sämtliche Sirenen und Lichter an, und wir rasten mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit los. Ich hatte damit gerechnet, dass wir zwanzig Minuten zum Krankenhaus brauchen würden. Bei dem Tempo war es gut möglich, dass wir es in zehn schafften.
»Erzählen Sie mir von Arturo«, sagte Hardin völlig gelassen, als donnerte sie nicht gerade mit achtzig Meilen die Stunde durch Denvers Straßen.
Wo sollte ich anfangen? »Er ist ein Vampir. Ich weiß nicht, wie alt. Vielleicht zwei- oder dreihundert Jahre …«
»Wissen Sie, das übersteigt meine Vorstellungskraft.« Sie stieß ein kurzes Lachen aus. »Er hat zur Zeit von George Washington gelebt. Was bedeutet das? Wie sieht dieser Kerl die Welt?«
»Es bedeutet, dass wir ihm egal sind«, sagte ich. »Wir sind bloß Eintagsfliegen.«
»Was noch?«
»Er hat Lakaien, Gefolgsleute. Ich weiß nicht, ob er welche bei sich haben wird. Wahrscheinlich hat er sie zurückgelassen, damit sie seine Residenz bewachen. Aber wenn sie hier sein sollten, werden sie ihn beschützen.«
Sie legte die Stirn in Falten, während sie über das Dilemma nachdachte: Es waren Vampire, Monster, und sie
konnte sie regelrecht umpflügen, um an ihre Beute zu gelangen. Doch andererseits handelte es sich um Individuen, die ein Anrecht auf ein ordentliches Verfahren hatten.
»Falls wir an seine Anhänger geraten sollten, wie halte ich sie dann auf? Kann ich das, ohne sie umzubringen?«
»Ich weiß es nicht. Schaden fügt ihnen vieles zu: Sonnenschein, Weihwasser. Vielleicht sogar Knoblauch. Umbringen kann man sie durch das Pfählen.«
»Diese Geschichten stimmen also.«
»Viele, ja.«
»Gut.« Sie griff sich an den Kragen, zog eine Kette mit einem Kruzifixanhänger unter dem Hemd hervor und ließ ihn auf dem Stoff liegen.
Wir erreichten das Krankenhaus. Außerhalb der Besuchszeiten wirkte es beinahe ruhig.
»Okay, wo ist meine Verstärkung«, murmelte sie, als sie am Bordstein auf der Einfahrt der Notaufnahme parkte. Um diese Zeit war das wahrscheinlich der einzige Eingang, der noch offen war. Ich war schon aus dem Wagen ausgestiegen und rannte auf die Tür zu, bevor Hardin den Wagen zum Stehen gebracht hatte. »Kitty, warten Sie!«
Das tat ich nicht. Unpassenderweise war das Gebäude hell erleuchtet, wie ein Signalfeuer. Die restliche Welt war im Moment so düster.
Drinnen rannte ich schnurstracks über den Linoleumboden. Ich suchte nach einem Schild, das mir verriet, wie ich zum Haupttrakt des Krankenhauses gelangte und Moms Zimmer finden konnte. Anscheinend sah ich gefährlich aus, denn ein
Weitere Kostenlose Bücher