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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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bloß ein Trick gewesen ist, um uns
aus der Reserve zu locken. Dass ihr uns nichts anhaben könnt, wenn wir ruhig bleiben. Es überrascht mich nicht, dass er nicht auf mich gehört hat.«
    »Er ist vorhersehbar«, sagte ich.
    »Bist du bereit, ihn zu ersetzen?«
    »Ja.«
    »Ich könnte dir helfen.«
    Das könnte er. Mit einem Wort, einer Geste könnte er Carl und Meg vernichten. Ich müsste dann lediglich die Lücke ausfüllen. Und meine Seele an Arturo verkaufen.
    »Ich kann dir nichts schuldig sein, Arturo. Ich möchte dir hierfür zu nichts verpflichtet sein.«
    »Das habe ich mir gedacht. Ich musste es aber immerhin versuchen. Carl hat deine Bedenken nicht geteilt, als er mein Angebot annahm.«
    Die Geschichte kannte ich noch nicht. Bisher hatte ich mir noch nie Gedanken über den Alpha gemacht, gegen den Carl hatte kämpfen müssen, um an dessen Stelle zu treten. Als ich angegriffen und infiziert worden war, als ich mich dem Rudel angeschlossen hatte, wirkte Carl wie ein Gott, unvergänglich und zeitlos.
    Mit einer fließenden Bewegung, unbegreiflich anmutig, erhob Arturo sich. Erst saß er, dann stand er, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er trat an das Bett meiner Mutter und beugte sich darüber.
    »Sie haben nicht alles entfernt.« Er musterte sie mit einem prüfenden Blick, die Augen zu Schlitzen verengt. »Sie hat monatelange Chemotherapie vor sich. Und selbst danach könnte der Krebs jederzeit und überall zurückkommen. Knochen. Blut. Gehirn.«

    »Woher weißt du das? Das kannst du nicht wissen.«
    »Ich spüre es in ihrem Blut. Ich spüre, wie es wandert.« Er hielt eine Hand flach ausgebreitet ein paar Zentimeter über ihrer Brust, als könnte er tatsächlich winzige Krebszellen spüren, die Verheerungen anrichteten. »Ihr Blut ist krank.«
    Ein Schluchzen schnürte mir die Kehle zu. Meine Stimme klang rau wie Sandpapier. »Bitte, Arturo. Lass sie in Frieden.«
    Als er Moms Gesicht berührte, mit den Fingern leicht ihr Kinn entlangstrich, hätte ich beinahe aufgeschrien.
    »Was würdest du tun, um sie zu beschützen, Katherine?«
    Arturo hatte es nie über sich gebracht, mich Kitty zu nennen. Der Name war unter seiner Würde. Wenn er jetzt meinen vollständigen Namen aussprach, fühlte es sich an, als legten sich mir Finger um die Kehle und drückten zu.
    »Alles«, flüsterte ich.
    Seine Hand ruhte am Hals meiner Mutter, wo er zudrücken und sie erwürgen könnte. »Du wirst Carls Stelle einnehmen. Du wirst mir Rechenschaft ablegen.«
    »Du kannst das nicht tun.« Leeres Leugnen, das nicht überzeugte.
    »Aber ich habe schon so viel Schlimmeres getan, um dahin zu gelangen, wo ich jetzt bin.«
    Ich erinnerte mich, wie er Carl mit einer Armbewegung zu Fall gebracht, wie er Hardin mit einem Wort außer Gefecht gesetzt hatte. Er war zu stark. Ich konnte ihn nicht aufhalten.
    Ich wünschte mir, telekinetisch begabt zu sein und
ihn quer durch das Zimmer schleudern zu können. Ich wünschte, Blitze vom Himmel herabhageln zu lassen. Ich wünschte mir einen Beutel voll Knoblauch und eine Flasche Weihwasser herbei. Ich wünschte, religiös zu sein und ein Kruzifix um den Hals zu tragen.
    Ich dachte nach. Dann wich ich einen Schritt zurück, zur Türöffnung, von wo aus ich Detective Hardin sehen konnte, die gleich neben der Tür lehnte. Ihr Kruzifix würde ihm Schmerzen zufügen, aber dazu musste es ihn berühren.
    »Katherine«, sagte Arturo. »Du solltest nicht erst darüber nachdenken müssen. Ich kann ihren Puls unter meiner Hand spüren. Ich kann ihn zum Erliegen bringen.«
    Ich brauchte noch ein paar Sekunden.
    »Ben auch«, sagte ich, um Zeit zu schinden. Ich wandte ihm den Rücken zu, wobei ich Verzweiflung vortäuschte, um zu verbergen, was ich tat, während ich mich an Hardins Hemdkragen zu schaffen machte. »Tu ihm nichts zuleide. Ben und ich anstelle von Carl und Meg.«
    »Natürlich. Davon bin ich ausgegangen.«
    Hardin rührte sich nicht, blinzelte noch nicht einmal. Ihre Augen waren halb geschlossen, und sie starrte ins Leere. Als ich die Kette berührte, fingen meine Finger zu jucken an. Sie war aus Silber. Verdammt.
    Was soll’s. Damit würde ich fertig werden müssen. Mit zusammengebissenen Zähnen packte ich das Silberkruzifix an der Kette und zog heftig daran. Der Verschluss zerriss, und die Kette fiel mir in die Hand. Das Jucken des Silbers an meiner Haut wurde zu einem Brennen.
    »Was machst du da?«
    »Ich stelle sicher, dass es Hardin gutgeht. Du wirst sie
ebenfalls laufen

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