Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
dir geht es gut? Bei deinen Leuten ist alles in Ordnung?«
Ich zögerte, entschied mich dann jedoch, dass später immer noch Zeit für die lange Version der Geschichte war. »Mir geht es gut. Uns allen geht es gut. Ist bei euch was los?«
»Ja. Charlie und Violet haben gesehen, wie Arturo den Obsidian verlassen hat. Ich möchte dorthin, während er fort ist.« Seine Stimme klang viel zu ruhig. Vampirisch, schoss es mir durch den Kopf. Die Stadt könnte um ihn herum zugrunde gehen, ohne dass sich sein Tonfall ändern würde.
Es fühlte sich wie eine Falle an. Ich sah es vor mir. Wir sollten Arturo aus der Reserve locken und nicht mitten ins Herz seines Reviers eilen. »Ihr könnt nicht seine Residenz einnehmen. Er hat bestimmt Leute, die sie schützen …«
»Es ist seine Residenz, was bedeutet, dass er zurückkommen muss. Ich werde auf ihn warten und ihn mir dann schnappen.«
»Aber Rick, wo ist er? Wohin ist er gegangen?«
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass einer von deinen Leuten ihn vielleicht bemerkt hat.«
»Mir ist nichts zu Ohren gekommen.« Ich hielt das Telefon fest umklammert und biss die Zähne zusammen. Meine plötzliche Nervosität schien seine Gelassenheit wieder auszugleichen. »Es könnte eine Falle sein. Er verlässt
den Obsidian so offensichtlich, damit du davon erfährst, und sobald du dich dort blicken lässt, tritt er dir in den Hintern.«
»Deshalb möchte ich ja auch, dass du und Ben mir zu Hilfe kommt. Und sämtliche anderen Werwölfe, die du herbeirufen kannst.«
Meine erste Reaktion war, ihn anzubrüllen. Hielt er uns vielleicht für seine Lakaien? Erwartete er, dass er uns genauso herumkommandieren konnte, wie Arturo es mit Carl tat? Doch das hatten wir vereinbart - ein Bündnis gegenseitiger Hilfeleistung. Dass ich jetzt kalte Füße bekam, änderte nichts daran.
»Was ist mit Carl und Meg? Wo sind sie?«, fragte ich.
»Auch hier hatte ich gehofft, dir wäre etwas zu Ohren gekommen.«
»Himmel, Rick, was erwartest du von mir? Ich kann nicht gegen eine Höhle voller Vampire in die Schlacht ziehen. Ich kann niemand anderen bitten, so etwas zu tun.«
Ben war aus dem Schlafzimmer gekommen und lehnte jetzt neben dem Sofa an der Wand. Er beobachtete mich mit hochgezogener Augenbraue. Ich konnte ihn nicht ansehen. Doch ich konnte ihn spüren, riechen, wie seine Gegenwart über mich hinwegspülte.
Ricks Ruhe änderte sich kaum merklich und wurde ein wenig schärfer - Anspannung, die fest im Zaum gehalten wurde. »Du kannst jetzt nicht abspringen, Kitty. Du bist viel zu weit gegangen, um jetzt noch einen Rückzieher machen zu können. Ich gehe gegen den Obsidian vor, und du wirst mir helfen, weil du nicht zulassen kannst, das Arturo gewinnt.«
Er hatte Recht. Ich hatte diese Ereigniskette losgetreten. Jetzt einen Rückzieher zu machen, käme einer Niederlage gleich. Dies war kein Spiel, bei dem ich meine Steine einsammeln und nach Hause gehen konnte. Doch es gefiel mir trotzdem nicht. »Hast du dir ein bisschen Gedanken darüber gemacht, wer dein Spion ist?«
»Ich bin nicht überzeugt, dass es einen gibt. Ich glaube, Arturo hat einen von uns beschatten lassen und Glück gehabt, das Lagerhaus zu finden. Hör mir zu. Wir stellen Arturo eine Falle - ich muss ihn nur ein paar Minuten allein erwischen, und ich brauche dich als Rückendeckung. Dack, Violet und Charlie sind schon hier. Wenn Arturo fort ist, wird er Carl und Meg nicht helfen können. Dann können wir sie erledigen.«
»Oder wir können sie zuerst fertigmachen - sie haben Angst, wir haben sie gereizt.«
»Du hast sie also gesehen? Du hast dich ihnen gestellt?«
Ich zögerte. »Ja.«
»Und sie sind noch am Leben?«
»Die Polizei war da. Da waren zu viele Leute, ich konnte nicht einfach …«
»Aber sieh mal, Kitty: Ich kann es. Du hast uns bis hierher geführt. Übergib den Rest des Weges mir die Führung.«
Ich bedeckte das Handy und starrte zur Decke hinauf. Der Punkt, von dem es kein Zurück mehr gab. Ich war daran vorbeigerast, ohne es auch nur zu merken.
Ben ging zur Tür und griff nach meinem Rucksack. Er blieb dort stehen, wartete ab. Er hatte einen Kofferraum
voll Ausrüstung, die besagte, dass wir es schaffen konnten. Zum Teufel mit Cormac und seinem Waffenarsenal.
Ich wandte mich wieder dem Telefon zu. »Wann sollen wir da sein?«
»Jetzt.«
Zischend atmete ich aus. »Okay. Gut. Wir sind auf dem Weg. Ich werde ein paar Leute anrufen. Du solltest besser dein Telefon griffbereit haben, falls ich
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