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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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uniformierter Sicherheitsbeamter stellte sich mir in den Weg, die Hand am Gürtel.

    Ich dachte mir: Ich konnte ihn umhauen. Ein bisschen die Wölfin rauslassen und ihn zur Seite stoßen. Doch ich tat es nicht. Stattdessen bettelte ich.
    »Ich muss hinein, eine Ihrer Patientinnen schwebt in Gefahr! Bitte!«
    Hardin war mir dicht gefolgt und zeigte ihm ihre Marke. »Lassen Sie sie durch.«
    Der Wachmann trat beiseite, und ich lief an ihm vorbei. Verschwommen nahm ich wahr, dass Hardin mir folgte. Ich wartete nicht auf sie. Ich hatte nur einen einzigen Gedanken: Bitte lass sie in Sicherheit sein.
    Eine Treppe hoch, durch eine Tür, einen Korridor entlang und um eine Ecke, dann waren wir bei ihrem Zimmer. Ich konnte sie riechen. Die Tür stand offen, und es war dunkel. Das Bett und die Patientin waren nur aufgrund des fahlen Lichtes zu sehen, das aus dem Korridor in das Zimmer drang. Mom schlief, den Kopf auf dem Kissen leicht zur Seite geneigt, die Arme auf der Decke, inmitten eines Durcheinanders aus intravenösen Schläuchen und Drähten. Inmitten des Geruchs nach Krankheit und Medikamenten konnte ich sie riechen. Sie atmete, ihr Herz schlug regelmäßig, sie lebte. Doch sie war blass. Ihr Gesicht war in Falten gelegt, selbst im Schlaf.
    Auf einem Stuhl neben dem Bett, der in Richtung Tür gedreht war, saß Arturo und sah ihr beim Schlafen zu.
    Das Blut pochte in meinem Schädel, und ich hatte das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen.
    »Wie bist du hier hereingekommen?«, fragte ich mit zitternder Stimme. Das Ganze konnte richtig schlimm ausgehen. »Was machst du?« Man hatte mir gesagt, dass Vampire
nicht ohne Einladung eintreten durften, gelte nicht für öffentliche und gewerbliche Gebäude. Anscheinend war das Krankenhaus ein öffentlicher Ort.
    Arturo ließ seinen Blick zu mir wandern; beinahe träge, unbekümmert. Es war ein so unpassender Anblick: Der Vampir rekelte sich auf dem Plastikstuhl, als sei es ein Thron, ein Bein vor sich ausgestreckt, beide Ellbogen auf den schmalen Armlehnen abgestützt. Er trug eine maßgeschneiderte Stoffhose, ein weißes, bis oben hin zugeknöpftes Hemd und ein Anzugjackett. An ihm sah das Outfit formell aus, elegant. Er war ein viktorianischer Gentleman, der in der Gegenwart gelandet war.
    Hardin trat zu mir, wobei sie das Licht blockierte, da sie im Türrahmen stand. Ihren Revolver hielt sie auf den Vampir gerichtet. Nein, es war kein Revolver. Es war eine handgroße Armbrust, die mit einem hölzernen Bolzen geladen war.
    »Nicht bewegen. Sonst schieße ich.« Hardin klang herrisch und ganz wie ein Cop. Arturo wirkte unbesorgt.
    »Detective Hardin, ich möchte, dass Sie sich einen Augenblick ausruhen«, sagte Arturo. Er sprach langsam, in beinahe musikalischem Tonfall. Er hatte ihren Blick auf sich gezogen. Die beiden sahen einander in die Augen, als seien sie die einzigen Menschen auf der ganzen Welt.
    Ich hatte doch gewusst, dass sie nicht mit den Vampiren fertig würde.
    »Bitte lassen Sie Ihre Waffe sinken«, sagte er. Und sie tat es. Sie wirkte entspannt, doch ihr Gesicht war zu einer verblüfften Miene verzogen, die Stirn leicht gerunzelt, als fragte sich ein Teil von ihr, warum sie ihm Folge leistete.
Ein Teil von ihr blieb sich immer noch treu. Dennoch war sie in Arturos Bann gefangen.
    »Arturo, hör auf«, sagte ich.
    »Detective Hardin, treten Sie einen Moment auf den Korridor hinaus. Lehnen Sie sich gegen die Wand und ruhen Sie sich aus. Danke.«
    Hardin schlüpfte aus der Tür und ließ sich gegen die Wand sinken, als habe sie wirklich entschieden, sich dort ein bisschen auszuruhen.
    Ich war allein mit ihm. Mit meiner kranken Mutter und ihm. Rasch wischte ich mir eine Träne fort. Es war alles vorbei. Alles war umsonst gewesen.
    »Was willst du?«, flüsterte ich.
    »Ich möchte mich nur unterhalten«, sagte er. »Wir sind hier beide in Sicherheit. Hier können wir uns keine Schlacht liefern.«
    »Du - du wirst ihr nichts zuleide tun?« Ich weinte ängstliche, stille Tränen, und ich hasste mich dafür. Ich kam mir so schwach und hilflos vor.
    Langsam, beinahe geistesabwesend schüttelte er den Kopf. »Ich könnte sie retten, wenn du möchtest.«
    Er konnte sie aussaugen, zum Vampir machen, und in drei Tagen würde sie wie er werden. Unbesiegbar, unsterblich, geheilt.
    »Ich auch. Ich habe es ihr angeboten. Sie hat sich geweigert.«
    »Sie ist eine kluge Frau.«
    »Ja, das ist sie.«
    »Carl muss weg. Das verstehe ich. Ich habe ihm gesagt, dass das letzte Nacht

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