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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Mann weglocken.
    Der Vampir sah uns lächelnd an. Dann achtete er nicht weiter auf uns, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf Sawyer.
    Hardins Funkgerät an ihrem Gürtel erwachte knisternd zum Leben, doch die Stimme, die daraus hervordrang, hörte sich gedämpft an. Es klang nach einem der anderen Polizisten, die mit Hardin hergekommen waren. An der Vorderseite des Gebäudes fielen Schüsse. Hardin murmelte einen Fluch vor sich hin, reagierte jedoch ansonsten nicht. Im Moment konnten wir nichts unternehmen.
    Zwei weitere Vampire kamen von der Seite des Ge - bäudes auf uns zugelaufen. Beide noch recht jung, einer dunkelhaarig, der andere groß und blond. Mit einem Keuchen und einer ungesunden Portion Fatalismus stellte
ich mich ihnen in den Weg, das Kruzifix wie einen Schild in die Höhe haltend.
    Sawyer bewegte sich, versuchte, sich aufzusetzen. Die Gefahr hinter sich bemerkte er nicht. Hardin schoss ihre Armbrust ab. Der Vampir zuckte zusammen und griff sich an den Arm. Der Bolzen fiel zu Boden; er war nicht stecken geblieben.
    Hardin fluchte und griff nach dem Beutel an ihrem Gürtel, in dem sich weitere Bolzen befanden.
    Ich stellte mich zwischen die Neuankömmlinge und Hardin, wobei ich die Luft um mich herum mit Weihwasser einnebelte. Das ließ sie langsamer werden. Es hielt sie davon ab, sich zu schnell zu bewegen, als dass man ihnen folgen konnte. Doch das würde nicht andauern. Unbeholfen suchte ich nach den Pfählen, die Ben im Rucksack verstaut hatte.
    Als der Blonde nach mir schlug, drückte ich noch einmal auf die Sprühflasche. Wasser spritzte heraus und traf ihn an der Hand. Er rieb sie geistesabwesend, nicht im Geringsten außer Gefecht gesetzt. Es hätte genauso gut ein Schwarm Stechmücken sein können. Dann versetzte er mir einen Schlag mit der Rückhand, der mich zur Seite schleuderte. Ich hatte den Hieb noch nicht einmal kommen sehen und war sicher gewesen, aus seiner Reichweite zu sein. Erst stand ich, und im nächsten Augenblick lag ich mit dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt und spuckte Kies. Die Pfähle fielen aus dem Rucksack.
    Vor mir trat der erste Vampir gegen Sawyers Brust und stieß ihn zu Boden, bevor er ihm den Kopf ruckartig zur Seite drehte. Es war eine übermenschliche Bewegung,
die übermenschliche Kraft erforderte. Und unmenschliches Empfinden. Ich konnte das Knacken hören. Sah, wie Sawyers Kopf nach unten zurückfiel, ungestützt. Hörte, wie sein Herzschlag verstummte. Der Vampir ließ Sawyer auf das Pflaster fallen.
    »Nein!«, schrie Hardin und feuerte dann erneut ihre Armbrust ab. Und noch einmal. Ein Bolzen traf den Vampir an der Schulter, ein anderer am Oberschenkel.
    Sie sah den Vampir nicht, der hinter ihr stand.
    Der Blonde stand über mir.
    Ich griff nach einem Pfahl und rammte ihn in seinen Fuß. Das angespitzte Holz grub sich mitten durch den glänzenden Lederschuh. Fauchend zog er den Fuß weg und trat zu, doch ich bediente mich meiner eigenen übermenschlichen Schnelligkeit und war bereit. Ich rollte davon, einen weiteren Pfahl in der Hand. Mittlerweile war er wütend und stürzte mir hinterher. Ich ließ es geschehen. Duckte mich. Mit ausgestreckten Armen hielt ich den Pfahl in die Höhe und betete.
    Er landete mit der Brust auf mir. Dann warf mich sein Gewicht zu Boden, sodass ich mich nicht mehr rühren konnte. Es war ein relativ neuer Vampir - bloß Jahrzehnte alt. Er verwandelte sich nicht in Asche, während ihn hundert Jahre Verwesung einholten. Als ich ihn von mir schob, sah ich seine Gestalt: Er war ausgetrocknet - graues Fleisch, eingefallene Wangen, hohler Körper. Seine Kleidung hing in Fetzen an ihm, und der Pfahl steckte immer noch zwischen seinen Rippen. Seine trüben Augen starrten mich an.
    Ich unterdrückte einen Schrei und sah weg.

    Der zweite Vampir hatte Hardin von hinten umarmt und berührte ihren Hals mit seinen Lippen. Mit einem boshaften Lächeln fing der erste an, auf sie zuzulaufen. Obwohl sie festgehalten wurde, hielt Hardin immer noch die Armbrust und brachte es fertig, einen weiteren Schuss abzufeuern. Dieser Schuss traf mitten ins Ziel und grub sich in die Brust des Angreifers, in sein Herz.
    Er blieb jäh stehen und fasste sich ans Hemd, zog an dem Bolzen, als versuchte er, ihn herauszuziehen. Fauchend sah er Hardin an und trat vor, als wolle er sie vielleicht angreifen. Dann begann er sich aufzulösen, noch bevor er zu Boden stürzte. Stück für Stück verwandelte er sich in Asche. Er fiel auf die Knie, die kurz darauf

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