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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Hausecke.
    Lopez sagte flehend zu Hardin: »Was zum Teufel ist hier los?«
    »Ich weiß es nicht. Folgen Sie Kitty und sperren Sie die Augen auf.«
    Gegen die Wand gelehnt, im Schutz der Schatten, lag Violet. Eine glänzende Spur war vorne an ihrem schwarzen Hemd zu sehen: Blut, das von einer klaffenden Wunde an ihrem Hals stammte. Etwas hatte ihr halb die Kehle herausgerissen - Halswirbel waren sichtbar. Die zerfetzte Wunde blutete nicht mehr; das ganze Blut war herausgeflossen. Lopez drehte sich weg und hielt sich eine Hand über den Mund.

    Ihre Augen waren geschlossen; sie rührte sich nicht. Es war nicht zu erkennen, ob sie tot war. Eher tot. Alle Vampire rochen tot. Es sah aus, als sei sämtliches Blut, das sie sich geborgt hatte - deshalb tranken Vampire Blut, um das Blut zu ersetzen, das sie verloren hatten, als sie zum Vampir geworden waren -, hervorgequollen, und vielleicht war sie diesmal ganz hinüber.
    Charlie kniete neben ihr und hielt sie zärtlich in seinem Schoß. »Violet, Violet-Baby, ich habe Hilfe geholt. Bleib jetzt bei mir, okay?« Er streichelte ihr über die Wangen, die Haare, ergriff ihre Hand, doch Violet reagierte nicht. »Kitty wird dir helfen, okay? Halte für mich durch, Baby.«
    »Was kann ich tun?«, murmelte ich. Beim Anblick der Szene brach mir das Herz.
    Charlie sah mich an. »Sie braucht Blut, um gesund werden zu können. Starkes Blut.«
    Natürlich. Sie brauchte noch nicht einmal viel, einen Mundvoll oder so. Ich hatte gesehen, wie es funktionierte.
    »Muss ich?«, fragte ich winselnd.
    »Bitte. Bloß ein bisschen.« Noch nie zuvor hatte ich so einen flehenden Blick gesehen, erst recht nicht bei einem Vampir.
    Ich nickte. »Detective Hardin, haben Sie ein Klappmesser oder so etwas?«
    Sie starrte mich an. »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Doch, bitte«, sagte ich leise. »Und Sie sollten vielleicht besser aufpassen. Das hier dürfte ziemlich interessant werden.«
    Sie hatte kein Messer, doch Lopez schon, ein dünnes
Taschenmesser an einer Schlüsselkette. Es würde genügen müssen.
    Ich kniete neben Violet nieder, klappte das Messer aus, und bevor ich zusammenzucken oder es mir anders überlegen konnte, fuhr ich mir damit über den linken Unterarm. Es schnitt tief. Ich sah nicht hin. Es tat fast nicht weh - bis das Blut an die Luft drang. Da brannte es heftig. Ich biss die Zähne zusammen und hielt meinen Arm über ihre Lippen.
    Charlie legte Violets Kopf zurück, wobei er ihren Kiefer hielt, um ihr den Mund zu öffnen. Die ersten Tropfen aus der Wunde trafen ihre Wange und malten eine scharlachrote Linie auf ihren Kiefer. Doch als aus dem tropfenden Blut ein Strahl geworden war, fiel er ihr direkt in den Mund. Als gäbe man einem Verdurstenden Wasser.
    Wegen meiner schnellen Wundheilung hielt der Strom nicht lange an, bevor das Blut gerann und die Wunde vor unseren Augen verschorfte. Doch Violet brauchte nicht viel. Nach den ersten Tropfen schloss sie selbstständig den Mund. Ihre Kehle bewegte sich, während sie schluckte. Wir konnten sehen, wie die offen liegenden Muskeln und Sehnen an ihrem Hals arbeiteten. Dann begann ihr Hals zu heilen. Ich heilte schon schnell, aber das hier war schneller; die Haut kroch über die Wunde, dehnte sich über Fleisch und Blut, die jetzt vor Leben erglühten. Hardin stieß einen leisen Fluch aus.
    Violet leckte sich auf der Suche nach verirrten Tropfen die Lippen und beugte sich gierig vor. Sie zuckte vor Schmerz zusammen und lehnte sich dann zurück, schmiegte sich in Charlies Schoß.

    »Charlie?« Ihre Stimme klang leise, kindlich.
    »Ja, Baby?«
    »Es tut weh.«
    »Nicht mehr lange.«
    Ihre Haut errötete und gewann Farbe, als mein Blut seine Wirkung entfaltete. Ihre Finger bewegten sich, dann ihre Hände, dann streckte sie die Arme aus, um Charlie zu umklammern.
    Er half ihr dabei, sich aufzusetzen, und mit einem Mal wirkte sie, als sei ihr nur schlecht, als sei sie vielleicht verkatert gewesen, nicht völlig blutleer und so gut wie tot - oder was auch immer tot bei Vampiren bedeutete.
    »Mist«, murmelte sie. Sie betastete das Blut an ihrer Kleidung und zog eine Grimasse. »Das ganze gute Zeug vergeudet!«
    »Geht es dir besser?«, fragte Charlie.
    Ihre Antwort klang müde. »Ja.«
    »Gern geschehen«, sagte ich und massierte den frisch verheilten Schnitt an meinem Arm. Er hatte sich bereits zu rosafarbenem Grind geschlossen.
    Mir fielen zwei langgezogene Häufchen Asche auf dem Beton in der Nähe auf. Das mussten wohl diejenigen

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