Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
nicht einmal genug Zeit, einen Blick durch die Tür zu werfen, um zu sehen, was uns vielleicht folgen würde.
    Oben an der Treppe rief Hardin: »Stehen bleiben! Bleiben Sie sofort stehen!« Dann: »Verdammt!«
    Sie stand gegen die Mauer gepresst da und blickte in die Gasse. Ich kauerte neben ihr und benutzte den Treppenaufgang als Deckung.
    Einer der beiden Cops - ich erkannte Sawyer wieder - drehte sich hin und her, als suche er nach einem Ziel, das nicht mehr länger zu sehen war. In einer Hand hielt er eine Kanone, in der anderen eine Sprühflasche. Seine Arme zitterten. Ganz in der Nähe lag der andere Polizist reglos, mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Ich konnte kein Blut an ihm sehen, keinerlei Verletzungen. Das hatte nichts zu bedeuten. Ich sah hoch, nach vorne, nach hinten, in alle Richtungen. Vampire konnten sich von oben auf uns stürzen.

    »Sawyer, wo ist er hin?«
    »Ich weiß es nicht, er ist einfach … verschwunden. Hat sich in Luft aufgelöst.«
    Ich schloss die Augen und atmete tief und gleichmäßig ein. An diesem Abend war die Luft unbewegt, die ganze Sommerglut verflogen und hatte eine ruhige, feuchte Kühle hinterlassen. Gut. Ohne Brise konnte sich der Angreifer nicht auf der dem Wind abgekehrten Seite halten.
    Vampire rochen tot, aber nur teilweise. Sie waren tot ohne den Verwesungsgeruch, das Modrige. Sie hatten keinen Herzschlag; sie waren kalt. Sämtliches Blut und alle Wärme, die sie besaßen, waren dem lebendigen Körper eines anderen geraubt. Sie rochen fehl am Platz in der Welt, als wären sie irgendwie kein Teil mehr davon.
    Danach suchte ich jetzt, schmeckte die Luft, ließ dieses kleine bisschen Wolf in mein Bewusstsein, damit ich mich dieser Sinne bedienen konnte. Ich brauchte bloß eine Stelle, eine Richtung, die ich Hardin und Sawyer weisen konnte.
    Ich roch überall Vampire.
    Mein Herz raste, ich drückte mich gegen die Wand des Betontreppenaufgangs. Bis sich etwas rührte, bis wir einen von ihnen bemerkten, konnten wir nicht das Geringste tun. Wir würden das erbärmliche bisschen Munition, das wir mitgebracht hatten, verschwenden, indem wir auf Schatten schossen. Weihwasserwolken ins Nichts sprühten.
    Sawyer kniete neben seinem Partner und berührte ihn am Hals. Er musste eine seiner Waffen ablegen, um dies zu tun, und zu meiner Bestürzung stellte er die Sprühflasche
ab. Nicht, dass ich mein Vertrauen in die Flaschen setzte, ungeachtet des Weihwassers, das sich darin befand. Aber die Kanone würde wahrscheinlich gar nichts nutzen.
    »Er lebt!«, rief Sawyer uns zu. »Bloß ohnmächtig, glaube ich.«
    »Können Vampire das tun?«, flüsterte Hardin mir zu. »Jemanden einfach bewusstlos werden lassen?«
    Ich blieb ihr eine Antwort schuldig, weil ich etwas von einem Schatten zum nächsten huschen sah. »Sawyer, hinter Ihnen!«
    Er wirbelte herum und sah die Gestalt, die jäh und geräuschlos hinter ihm aufgetaucht war. Der Angreifer, ein blasser Mann, der schlicht in dunkler Hose und einem Hemd gekleidet war, hob den Arm, um einen Schlag auszuführen. Sawyer reagierte instinktiv, von Panik angetrieben, zielte mit der Waffe auf ihn und feuerte. Ein schießwütiges Kerlchen, was?
    In die Brust getroffen, taumelte der Vampir einen Schritt zurück. Doch er ging nicht zu Boden. Ich konnte kein Blut riechen. Er reagierte nicht weiter auf den Schuss, sondern straffte bloß die Schultern und richtete den Blick auf Sawyer. Die Entfernung zwischen den beiden legte er binnen einer Sekunde zurück. Er bewegte sich blitzartig.
    »Scheiße«, murmelte Sawyer, als der Vampir seine Faust zurückzog und den unterbrochenen Schlag ausführte. Beinahe mühelos traf er Sawyer mit der Rückhand. Der Vampir bewegte sich kaum. Es sah aus, als sei der Schlag kaum kräftig genug, um einen blauen Fleck zu
hinterlassen, doch der Polizist wurde vollständig in die Luft geschleudert und landete krachend einen knappen Meter weiter auf dem Asphalt.
    Nach einem herzzerreißenden Augenblick rührte sich Sawyer. Nicht schnell, aber er bewegte sich. Er machte Anstalten, sich mit den Armen hochzustemmen, schaffte es jedoch nur, sich auf den Rücken zu wälzen. So lag er keuchend da.
    »Sie sind verhaftet!«, schrie Hardin den Vampir an. Sie zielte mit der Waffe auf ihn, egal wie wenig das nutzen würde.
    »Hardin, nehmen Sie Ihre Armbrust her«, murmelte ich. Daraufhin hantierte sie mit den Waffen herum. Vorsichtig näherte ich mich dem Vampir, das Kruzifix erhoben, als könnte ich ihn von dem gefallenen

Weitere Kostenlose Bücher