Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
Pusteln erschienen an ihrem Mund und ihren Wangen und breiteten sich immer weiter aus. Im nächsten Moment nieste sie und fing dann zu husten an. Entsetzt riss sie die Augen auf und umklammerte ihre Kehle.
Vampire atmeten Luft nur ein, um sprechen zu können. Ich hatte auf jeden Fall noch nie einen niesen gehört. Doch sie hatte den Mund geöffnet gehabt, um etwas zu sagen, hatte zufälligerweise gerade eingeatmet und auf diese Weise einen feinen Weihwasserdunst inhaliert, der in ihre Nase, Nebenhöhlen und ihren Hals gelangt war. Soviel ich beobachtet hatte, hatte Weihwasser eine ähnliche Wirkung auf Vampire wie Silber auf Lykanthropen: Es rief eine allergische Reaktion auf der Haut hervor, Ausschlag, Nesselsucht, all so etwas.
Ich versuchte, mir vorzustellen, wie es sein musste, in
den Nebenhöhlen und in der Kehle Nesselausschlag zu bekommen. Und ich dachte mir: Oh, igitt !
Sie hörte nicht zu husten auf. Sie ließ sich auf die Knie fallen, und der Ausschlag, der überall in ihrem Gesicht ausgebrochen war, wurde glutrot.
Mittlerweile war Hardin zurückgekehrt, die frisch geladene Armbrust auf den außer Gefecht gesetzten Vampir gerichtet.
»Ist sie unschädlich gemacht?«, fragte Hardin. Rasch nickte ich. Stella schien im Moment mit nichts als ihren eigenen Beschwerden beschäftigt zu sein.
Das Funkgerät an Hardins Gürtel meldete sich erneut. Sie rannte auf die Vorderseite des Gebäudes zu, und ich jagte ihr hinterher.
»Lopez, erstatten Sie mir Bericht!«, rief Hardin.
Als ich verstohlen um die Ecke spähte, konnte ich die beiden Beamten sehen, Rücken an Rücken, mit gezückten Waffen - einer hatte eine Kanone, der andere eine Armbrust. Beide blickten wild drein und wirkten fast panisch, während sie auf einen bevorstehenden Angriff warteten.
»Ich weiß nicht!«, rief Lopez, der mit der Handfeuerwaffe. »Es sind drei gewesen …«
»… vier«, sagte der andere Cop. »Vier von ihnen.«
»Ich weiß nicht, drei oder vier, ich dachte schon, wir seien erledigt. Aber sie sind einfach verschwunden.«
Ich hasste es immer noch, wenn Vampire das taten. Reflexhaft sah ich hinter mich, nach oben, in sämtliche Richtungen, und wartete darauf, dass sich ein weiterer Schatten regen und zuschlagen würde.
»Sie sind bestimmt nicht weit«, sagte Hardin. »Halten Sie die Augen offen.«
Wieder hielt ich meine Nase in die Luft. Mir standen andere Möglichkeiten zur Verfügung, Ausschau zu halten. Sie waren hier. Ich konnte sie riechen, sogar Individuen voneinander unterscheiden. Sie hatten alle ihren eigenen Geruch, doch ich konnte sie nicht identifizieren. Zum Teil lag das an der Örtlichkeit - das alles hier gehörte Vampiren. Wir konnten sie alle erledigen, das Gebäude mit einer Planierraupe niederwalzen und einen Garten anpflanzen, und ein Hauch dieses untoten Geruchs würde dennoch zurückbleiben.
So blieben wir wie angewurzelt stehen und warteten darauf, dass die Schatten uns angriffen.
Nach einer Weile sagte Hardin: »Und? Haben wir sie verscheucht oder was?« Sie roch nach nervösem Schweiß, doch sie wirkte gelassen. Lopez und sein Partner glaubten es nicht - sie blieben Rücken an Rücken, angespannt und kampfbereit.
Ich wollte lieber keinen Tipp abgeben. Die Straße war ruhig. Hier konnte unmöglich etwas passieren.
»Ich gehe zurück und sehe nach Kramer«, sagte Hardin. »Rufen Sie mich …«
Lopez gab einen weiteren Schuss ab.
»Nun hört aber endlich auf!« Und da war Charlie, der den Officer anbrüllte und sich eine rauchende Einschusswunde in seinem T-Shirt rieb. Er kam um die Ecke gebogen und ließ eine Leiche - Vampir, männlich, von der Statur eines Boxers - vor uns niederfallen. Er musterte mich von Kopf bis Fuß. »Was machst du denn hier?«
Hardins Cops folgten ihm, immer noch zum Zittern angespannt.
»Wo ist Rick?«, gab ich zurück. »Wo ist Ben? Ben war auf dem Weg hierher, um zu helfen, aber ich kann seinen Wagen nicht entdecken …«
»Rick ist unten. Ich brauche deine Hilfe. Violet ist verletzt.«
»Moment mal, ist das etwa auch ein Vampir, oder was?«, fragte Hardin.
»Er ist einer der Guten.« Glaubte ich jedenfalls. »Charlie, Detective Hardin. Detective, Charlie. Ist der Kerl da nun tot oder nicht?« Ein toter Vampir zerfiel. Dieser hier hatte sich nicht aufgelöst, was war er also? Ohnmächtig?
Wie brachte man einen Vampir dazu, in Ohnmacht zu fallen?
Doch Charlie antwortete mir nicht. Er packte mich an der Schulter und zog mich um die gegenüberliegende
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