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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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bin mir nur nicht sicher, was ich als Nächstes machen soll.«
    »Mein Vorschlag lautete Schlafzimmer …«
    Ich stöhnte gespielt gequält auf und rollte mich an ihn gelehnt zusammen, kuschelte mich auf der Suche nach Trost an ihn. »Ich rechne halb damit, dass Carl und Meg jeden Augenblick die Tür einrennen.«
    »Sind sie wirklich so schlimm? Du hast mir von der ganzen Scheiße erzählt, die sie gebaut haben, aber trotzdem. Bist du dir sicher, dass du sie nicht in Gedanken zu etwas Größerem machst, dass du es schlimmer machst, als es ist?«
    Ich starrte ihn an. »Vertrau mir, das tue ich ganz und gar nicht. Sie haben meinen besten Freund umgebracht.« Carl, Mörder, Vergewaltiger, und Meg, das wütende Luder, das ihn antrieb. Ein teuflisches Pärchen.
    Ben spielte mit meinen Haaren, und ich beruhigte mich, entspannte mich unter seiner Berührung. Das hier war seine Wohnung, sie roch nach ihm, und ich fühlte mich sicher. Relativ sicher. Ich seufzte erneut.
    »Ich weiß nicht recht, weswegen ich am meisten aus
der Fassung sein soll«, sagte ich. »Wegen meiner Mom oder mir oder dem Rudel. Oder wegen Rick. Mein Gott, wenn Rick herausfindet, dass ich hier bin, wird er es völlig missverstehen.«
    »Wie soll er denn erfahren, dass du hier bist? Denver ist riesig. Niemand wird ahnen, dass du hier bist.«
    »Oh, Ben, du bist ja so süß, wenn du keine Ahnung hast.«
    »Und du bist süß, wenn du paranoid bist.«
    »Es ist keine Paranoia …«
    »Wenn sie wirklich hinter einem her sind, ich weiß. Erinnerst du dich noch, was du mir geraten hast, als ich völlig aus der Fassung war und herumgewinselt habe, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte?«
    »Nein, was denn?«, winselte ich, genau wie er gesagt hatte.
    »Mach dich wieder an die Arbeit. Das hilft gegen alles.«
    Mein alter Radiosender, mein Zuhause, KNOB, befand sich in Denver. Vielleicht könnte ich zurück. Matt, Ozzie und die ganze Bande würde ich wahnsinnig gern wiedersehen.
    »Alle würden mich dort ausfindig machen können«, sagte ich.
    »Dann sag niemandem, dass du dort bist. Meinst du, sie werden eine Wache am Eingang postieren?«
    »Vielleicht.«
    »Na schön, ich gebe auf. Versteck dich die ganze Zeit hier. Aber wenn du anfängst, die Wände hochzugehen, schmeiß ich dich raus.«
    Ich hielt es einen ganzen Tag in Bens Wohnung aus. Er
musste mich nicht hinauswerfen. Am nächsten Tag war Freitag, und ich musste die Sendung machen. Von einer Kleinigkeit wie Paranoia - wie sehr sie auch gerechtfertigt sein mochte - konnte ich mich nicht abhalten lassen.
     
    Das Gebäude von KNOB hatte sich nicht verändert. Es war ein Backsteinbau aus den Siebzigerjahren, zwei Stockwerke hoch, in einer Seitenstraße versteckt. Ohne den Antennenwald auf dem Dach hätte es sonst etwas sein können.
    Ich schlich mich durch die Eingangstür, die Rückkehr der verlorenen Tochter.
    Die Frau am Empfang erkannte ich nicht. Sie war in meinem Alter, trug eine Brille und war in Papierkram vertieft. Sie blickte nicht auf, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sollte ich einfach hineingehen, als würde ich immer noch hier arbeiten? Hatten sie mein Büro jemand anderem gegeben?
    Da ich im Moment sowieso alles heimlich zu tun schien, schlich ich mich an ihr vorbei und stieg die Treppe in den nächsten Stock hinauf. Vermeidung war immer eine gute Taktik. Im ersten Stock befanden sich die Büros, im zweiten die Studios und Bibliotheken. Ich hatte das Bedürfnis, bis ganz nach oben zu gehen, um die Atmosphäre und Gerüche des Ortes in mir aufzunehmen. Ich wollte meinen weichen Lieblingsstuhl finden und mich eine Runde darin drehen. Ich hatte viel Zeit hier verbracht, zuerst als Praktikantin und dann als richtiger DJ, bevor ich mit meiner Sendung anfing. Hier hatte alles begonnen. Ich war zu jung, um solch nostalgische Gefühle zu hegen.

    Vielleicht vermied ich deshalb die Studios im zweiten Stock und ging in den ersten, um Ozzie zu finden, der Programmchef und mein Vorgesetzter war. Ich hätte anrufen sollen. Ihn vorwarnen.
    Ich sollte wirklich aufhören, mich ständig selbst zu hinterfragen.
    Wie ein Eindringling kroch ich vorwärts, lauschte auf Stimmen und versuchte zu erraten, wer da war und wo Ozzie sein könnte. Vielleicht war ich doch noch nicht so lange fort gewesen. Am Schwarzen Brett hingen teilweise immer noch dieselben Flyer, dieselben Bekanntmachungen, man solle doch bitte seinen Müll aus dem Kühlschrank im Pausenraum holen und sich für das Mitarbeiterpicknick

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