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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und fuhr uns direkt dorthin. »Ich bin nicht bloß Anwalt«, erklärte er grinsend. »Ich bin einer dieser fiesen Anwälte, die Krankenwagen hinterherjagen, um sich bei Unfallopfern neue Mandanten zu verschaffen.«
    Gut, dass er mit von der Partie war! Die Parkgarage war gerammelt voll, doch er schlängelte sich geduldig immer weiter nach oben, bis wir eine Lücke fanden. Dann kapierte ich nicht, welcher Knopf im Aufzug uns zur Rezeption des Krankenhauses bringen würde, und als wir in der Empfangshalle angekommen waren, blieb ich erstarrt am Ende sich kreuzender Gänge stehen und wusste nicht, in welche Richtung ich gehen sollte. Ben lenkte mich jedes Mal in die richtige Richtung und wies schließlich auf einen Informationsschalter.
    Ich hielt mir den Bauch, immer noch quälten mich Krämpfe. Mein Inneres entleerte sich. Ich war immer noch krank.
    »Sag nichts«, meinte ich, während ich dicht neben Ben herging. »Erzähl ihnen nicht davon. Von der Fehlgeburt, meine ich.«
    »Okay.«

    Ich lehnte mich an den Informationsschalter. »Ich möchte Gail Norville sehen. Sie sollte heute Vormittag eingetroffen sein.«
    Die Rezeptionistin brauchte viel zu lange, um den Namen einzutippen und ihre Datenbank abzurufen. Beinahe war ich bereit zu glauben, dass alles nur ein Irrtum gewesen war. Mom war gar nicht wirklich krank, sie war überhaupt nicht hier, es war ein großes Missverständnis, und ich würde Dad später deswegen an die Gurgel gehen.
    »Hier haben wir sie«, sagte die Rezeptionistin munter. »In der Ambulanz, sie soll in einer Stunde operiert werden, aber im Moment befindet sie sich auf Zimmer 207, einen Stock weiter oben, dann rechts.«
    Ich war bereits von dem Schalter verschwunden und hielt auf den Aufzug zu. Hinter mir sagte Ben: »Danke.«
    Der Aufzug bewegte sich zu langsam. Am liebsten hätte ich ihn angeknurrt. Ben und ich standen zusammen, Seite an Seite, und unsere Arme berührten sich. Das beruhigte mich ein wenig. Zumindest hielt es mich davon ab, loszuschreien.
    Ein Stockwerk weiter oben öffnete sich die Aufzugtür und gab den Blick frei auf einen typischen Anstaltskorridor: dunkelweißer Boden und Wände, leise brummende Neonröhren, Türen und sich verzweigende Gänge. Um mich bewegten sich Menschen, Dinge geschahen, doch ich hatte nur Augen für die Zahlen über den Türen. Nach rechts, 201, 203 …
    Die Tür von Zimmer 207 stand offen. Ich hatte keine Ahnung, was ich dort vorfände. Ich schob mich hinein, die Schultern hochgezogen, zum Zerreißen angespannt.

    Alle waren da - meine ganzen nächsten Angehörigen. Mom, Dad, meine große Schwester Cheryl, ihr Ehemann Mark, ihre zwei Kinder. Mom lag im Bett und trug ein Krankenhaushemd aus Stoff. Das Bett war hochgestellt, sodass sie aufrecht sitzen konnte, und sie hatte meinen sechzehn Monate alten Neffen Jeffy auf dem Schoß und unterhielt ihn mit einem Stofftiger. Die dreieinhalbjährige Nicky saß bei ihrem Vater auf einem Stuhl im hinteren Teil des Zimmers. Sie hatte rote Augen, ein zerknautschtes Gesicht und weinte unglücklich, als könne sie spüren, dass die Erwachsenen aufgelöst waren, ohne jedoch zu begreifen, was eigentlich los war - bloß, dass etwas nicht stimmte. Mark versuchte sie abzulenken. Cheryl saß auf einem Stuhl neben dem Bett, nahe bei Jeffy, und mein Vater, Jim Norville, stand ganz in ihrer Nähe.
    »Hi.«
    Alle sahen mich an. Einen Augenblick lang war das Lächeln der Anwesenden nicht mehr so gekünstelt.
    »Kitty!«, sagte Mom strahlend.
    Ich stürzte mich praktisch auf sie, so eilig hatte ich es, sie zu umarmen; auch wenn es sich nicht ganz einfach gestaltete, da ich mich über sie beugen und sie sich vom Bett hochstemmen musste. »Du bist hier, du bist tatsächlich hier!«, nuschelte sie in mein Haar.
    »Warum hast du mir nichts gesagt? Du hättest es mir erzählen sollen«, murmelte ich.
    »Genau das hat schon deine Schwester gesagt«, antwortete sie.
    »Mom!«
    Sie zuckte ungerührt mit den Schultern.

    Jeffy blinzelte uns geradezu verständnislos an und schlug auf den Tiger ein. Wir betrachteten einander. »Ähm, er ist ganz schön gewachsen, nicht wahr?« Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er kaum selbstständig sitzen können.
    »Ach was«, sagte Cheryl grinsend.
    Dann musste ich alle umarmen. Ich trat um das Bett, um zu meiner Schwester und Dad zu gelangen.
    »Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte er.
    »Ging nicht anders«, sagte ich.
    Ich winkte Mark und Nicky zu. Mark winkte zurück, und

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