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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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war ein Image, das ich sehen sollte - und um fair zu sein, war sie ja auch genau das: eine Schauspielerin. Und ich war darauf hereingefallen. Dahinter verbarg sich etwas anderes, etwas Manipulierendes und Dunkles. Vampir. Ben hatte Recht - schon wieder. Er stand dicht neben mir, unsere Arme berührten sich.
    »Das Ganze ist wirklich nicht sonderlich interessant. Falls ich stören sollte, kann ich gern wieder gehen.«
    »O nein, bitte.« Mercedes wirkte aufrichtig aus der Fassung gebracht. Doch ich traute der Miene nicht. Ich vertraute ihr nicht mehr - und sie wusste es. Es war an ihren glitzernden Augen abzulesen. Sie hatte mit mir gespielt, und zwar mit Vergnügen.
    In dem Augenblick hätte ich gehen sollen.
    »Kommen Sie und setzen Sie sich zu uns. Rick war gerade dabei, mir von der hiesigen Lage zu erzählen, was unsere Artgenossen betrifft. Ich würde auch gern Ihre Meinung dazu hören.« Sie deutete auf Stühle in Ricks Nähe.
    Ich sah Ben an. Er sagte: »Deine Entscheidung.«
    Sie waren Vampire, doch ich glaubte nicht, dass sie uns etwas antun würden. Jedenfalls nicht hier. Wir setzten uns, während ich versuchte, meine aufgebrachten Nerven
zu beruhigen. Auf dem Couchtisch standen eine schon entkorkte Weinflasche und vier volle Gläser bereit. Ich wählte eines aus und trank einen kleinen Schluck. Mittlerweile brauchte ich einen Drink.
    Vier Gläser. Doch Vampire tranken keinen Wein.
    Es klopfte an der Tür.
    »Ach, das müssten meine anderen Gäste sein.« Mercedes lehnte sich zurück und setzte ein Lächeln auf.
    Andere Gäste. Ich blickte zu Rick, um seine Reaktion zu sehen. Er runzelte die Stirn und schob sich kerzengerade zur Kante seines Stuhles vor. Auch er hatte sonst niemanden erwartet.
    Ich stellte mein Weinglas auf dem Tisch ab und machte mich bereit.
    Die Klinke bewegte sich. Die Tür ging wie in Zeitlupe nach innen auf. Ich konnte sie riechen, bevor ich sie sah, ich konnte sie atmen hören, und ich erkannte ihren Herzschlag wieder. All meine Sinne waren aufs Äußerste gereizt, in Wartestellung. Ich wusste es, ich wusste alles, ich wusste Bescheid, bevor die Tür ganz aufgegangen war und sie ins Zimmer kamen.
    Carl und Meg. Arm in Arm. Mürrisch und verbiestert.
    Ich erhob mich und taumelte zurück, wobei ich meinen Stuhl umstieß. Mein Körper fühlte sich wie Nebel an, treibend, dahinschmelzend. Ich war nicht hier, ich konnte gar nicht hier sein, ich konnte mich nicht bewegen. Jede einzelne Pore brannte. Am liebsten hätte ich mich übergeben, doch ich war zu schockiert.
    Als Carl mich sah, wurde er zum Tier. Er verwandelte sich nicht, doch sein Wolf trat an die Oberfläche. Es war
ein erstaunlicher Anblick. Unsere Blicke trafen sich, und er sprang los. Mit gekrümmtem Rücken, angewinkelten Armen, die Finger starr in Klauenform; alles, weil er sich auf mich stürzen wollte. Seine Lippen zogen sich zu einer wütenden Fratze zurück, als er die Zähne fletschte. Tief aus seiner Kehle drang ein Knurren. Das Geräusch rief eine Erinnerung in meinem Hinterhirn wach, und ich zitterte wie Espenlaub.
    Arturo, der hinter dem Pärchen eingetreten war, packte Carl, als dieser den ersten Schritt auf mich zumachte und lossprang. Arturo - der kultivierte, gleichgültige Arturo, Denvers Vampirgebieter - hielt ihn auf, indem er ihn am Arm packte, ihm eine Hand in den Nacken legte und zudrückte. Carl bog den Hals nach hinten, rang keuchend nach Atem und trat einen Schritt zurück. Das Ganze schien Arturo noch nicht einmal die geringste Anstrengung gekostet zu haben.
    »Margaret, du auch! Stehen bleiben!« Arturos Stimme peitschte durchs Zimmer, und Meg, Carls Weibchen, duckte sich. Sie lauerte auf der anderen Seite von Carl und knetete seinen Arm, als wolle sie ihn abreißen.
    Arturo starrte uns wütend an. Uns trennten nur drei Meter voneinander. Ich konnte mich nicht erinnern, mich bewegt zu haben, doch Rick stand neben mir, Ben auf der anderen Seite, und beide packten mich fest an den Armen und hielten mich zurück, während ich mich gegen sie zur Wehr setzte. Meine Kehle tat weh - vom Knurren. Ohne mir dessen bewusst zu sein, war ich dabei gewesen, mich auf Carl zu stürzen. Ich war bereit gewesen, ihm die Stirn zu bieten und zu kämpfen, gleich hier in dieser eleganten Suite.

    Rick glitt vor mich und versperrte mir den Blick. »Ruhig, Kitty. Bleib ruhig«, flüsterte er.
    Kämpf gegen ihn, kämpf gegen ihn, verschwinde von hier, kämpfe, renn weg, entkomme …
    Die Wölfin trieb an der Oberfläche meiner

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