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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Gedanken, und ich wurde ganz von meinen Instinkten beherrscht.
    Ich schloss fest die Augen und holte keuchend Luft, was wie ein Schluchzen klang. Dann tat ich noch einen Atemzug, diesmal gefestigter, und stampfte die Wölfin nieder, ließ sie nicht entkommen. Tief einatmen, reiß dich zusammen. Ich konzentrierte mich auf Bens Berührung an meinem Arm, seinen warmen, sicheren Geruch in meiner Nase.
    Carl wehrte sich kurzzeitig gegen Arturos Griff, und ich hätte am liebsten aufgeschrien.
    »Ach so«, sagte Mercedes mit ihrer zuckersüßen Bühnendivastimme. » Deshalb haben Sie Denver verlassen.«
    Miststück. »Sie haben es gewusst. Sie haben das hier eingefädelt.« Meine Stimme klang immer noch wie ein Knurren.
    Sie zuckte mit den Schultern, nur ganz leicht. »Ich wollte es mit eigenen Augen sehen.«
    »Lassen Sie mich gehen. Bitte lassen Sie mich und Ben gehen«, sagte ich leise, obwohl mir klar war, dass Carl und Meg zwischen uns und der Tür standen, dass wir an ihnen vorbeimussten, um zu entkommen.
    Mercedes schwieg. Wir standen wie Statuen da und warteten darauf, dass jemand hustete. Dass jemand sich rührte.
    »Sie spielen Spielchen«, sagte ich, immer panischer.

    »O nein, das hier ist kein Spiel, es ist Politik. Knallharte Politik«, sagte sie.
    Arturo, der gute Untote, klang so erbost, wie mir zumute war. »Mercedes, sie hat Recht. Du spielst Spielchen, und ich hatte nicht vorgehabt, den Abend damit zu verbringen, ein Werwolfrudel im Zaum zu halten. Meg!«
    Sie - Erzfeindin, Rivalin, Hauptluder aus meinen Alpträumen - war um ihr Männchen herumgekrochen. Vorsichtig stellte sie sich vor Carl und richtete sich ganz auf. Sie griff nicht an, ließ nicht das geringste Anzeichen von Aggressivität spüren. Stattdessen musterte sie mich nur. Sowohl mich als auch Ben, dessen Schultern sich verspannten, als stellten sich ihm die Nackenhaare auf.
    Meg hatte lange glatte Haare, dunkel gebräunte Haut, undefinierbar fremdländische Gesichtszüge. Sie hatte etwas Wildes und Exotisches an sich und war schlank, aber kräftig. Meg war für einen Abend in der Downtown angezogen - eine rostfarbene Bluse, dunkle Baumwollhose, Sandalen mit hohen Absätzen, Schmuck. Ich war daran gewöhnt gewesen, sie draußen zu sehen, in einem T-Shirt und Jeans. Carl, der ein T-Shirt und eine Baumwollhose trug, hatte sich nicht sehr verändert - er war groß, etwa eins fünfundneunzig, und dementsprechend breit, voller Muskeln und bebender Wut. Man forderte Carl nicht heraus. Das tat man einfach nicht.
    Es sei denn, man war mein bester Freund T. J. T. J. hatte Carl herausgefordert, und Carl hatte ihn deshalb umgebracht.
    Im Moment spielte Meg wieder ihre alte Rolle der Aufhetzerin. Sie würde sticheln und bohren, bis ich um mich
schlug, und dann würde sie mich von Carl erledigen lassen. Jetzt galt ihre Aufmerksamkeit Ben, dem Neuankömmling, dem von ihr aus betrachtet Unbekannten im Raum. Sie starrte ihn lange an. Durch meine Willenskraft versuchte ich Ben zu zwingen, ruhig zu bleiben. Ich wollte nicht, dass er reagierte - weder aggressiv noch unterwürfig. Er sollte ihr nicht den Gefallen tun, zuzugeben, so unbeabsichtigt es auch geschehen mochte, dass sie stärker war.
    Als Meg mich ansprach, klang ihre Stimme wie zersplitterndes Glas. »Du hast es wirklich getan. Du bist losgezogen und hast dir ein Männchen gesucht, um zurückzukommen und das Rudel zu übernehmen.«
    O Mann, immer noch die gleiche alte Meg! Manche Dinge änderten sich nie, und meine nächsten beiden Atemzüge waren ruhiger. »Nein, Meg. Das hättest du getan.«
    Carl knurrte: »Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht zurückkehren sollst. Ich habe dir gesagt, dass ich dich umbringen würde.«
    Ich widersprach. Vielleicht würden sie ein Einsehen haben. Vielleicht wären sie vernünftig. »Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen. Ich verspreche, dass ich keinen Ärger will. Meine Mutter ist krank, Carl. Ich musste zurückkommen, bloß bis es ihr wieder besser geht.« Erneut war ich in das alte Muster verfallen und kroch vor ihm zu Kreuze, bettelte, den Kopf geduckt, in gebückter Haltung. Ich hatte mir hart erkämpft, das nicht mehr tun zu müssen. T. J. starb, damit ich es nicht mehr müsste. Bewusst richtete ich mich gerade auf, dehnte meine verkrampften Muskeln. Machte mich so groß wie möglich. Zitterte
nicht. Ich erwiderte Carls Blick. Es war nicht wirklich eine Herausforderung, doch ich musste ihm als ebenbürtig gegenübertreten. Nein - ich musste glauben, dass

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